Im Test: Das mörderische Spiel geht weiter
Zurück in die Schule
Nach dem Tropen-Intermezzo in DanganRonpa 2 kehrt man im dritten Teil der Anime-Saga wieder zurück auf ein hermetisch abgeriegeltes Schulgelände, wo Sadobär Monukuma 16 neue Kandidaten mit einzigartigen Talenten für sein mörderisches Spiel zusammengebracht hat. Eine davon ist die gefeierte Pianistin Kaede Akamatsu, die zusammen mit Hobbydetektiv Shuichi Saihara in einem leeren Klassenzimmer aufwacht und sich nur noch daran erinnern kann, entführt worden zu sein.
Doch zum Grübeln bleibt den beiden nicht viel Zeit, denn kaum aus dem Zimmer getreten werden sie auch schon von bewaffneten Mechs in Empfang genommen und in die Turnhalle getrieben, wo sie von den anderen Entführungsopfern bereits erwartet werden. Alle natürlich mit besonderen Begabungen in Sport, Kunst oder Wissenschaft und herrlich überzeichnet. Aber auch Exoten wie das ultimative Dienstmädchen, die ultimative Cosplayerin oder der ultimative Roboter sind mit von der Partie.
Familiäre Unterstützung
Spielleiter Monokuma ist ebenfalls nicht allein und wird dieses Mal von seinen nicht minder verrückten Kindern unterstützt. Am Reglement der bizarren Veranstaltung hat sich hingegen nichts verändert: Nach wie vor muss man einen seiner Mitgefangenen ermorden, ohne als Täter entlarvt zu werden, um wieder in die Freiheit zu gelangen. Und auch wenn sich anfangs niemand darauf einlassen will, hat Monokuma schnell die passenden Motive bereit - und das Morden beginnt von neuem...
Zwar hat man nach wie vor keinerlei Einfluss auf Täter, Opfer und Spielverlauf, aber dank gelungener Überraschungen, Verschleierungen und Irreführungen erlebt man eine packende Achterbahnfahrt durch vermeintliche Wahrheiten, moralische Zwickmühlen und seelische Abgründe. Zudem erlangen die Entführten nach und nach ihre Erinnerungen zurück und dringen gemeinsam immer weiter in das wohl schon länger nicht mehr genutzte Schulareal und dessen Geheimnisse vor.
Die Ruhe vor dem Sturm
Man kann sogar gezielt Zeit mit anderen Kandidaten verbringen, um Freundschaften zu knüpfen, Geschenke auszutauschen oder neue Fertigkeiten zu lernen.
Doch sobald wieder jemand schwach geworden ist und ein Leichnam entdeckt wurde, ist Schluss mit lustig. Denn dann müssen Opfer und Tatort genau untersucht, Spuren gesichert sowie Verdächtige und mögliche Zeugen befragt werden. Am unverkennbaren Artstyle mit seinen aufklappenden 2D-Kulissen und -Figuren, die man aus anpassbaren Blickwinkeln unter die Lupe nehmen kann, hat sich nichts geändert. Man kann auch wieder alle interessanten Objekte und Interaktionsmöglichkeiten hervorheben lassen.
Wer sucht, der findet
Findige Spürnasen können zudem seltene Monokuma-Figuren aufspüren und in ihrem Zimmer ins Regal stellen. Neuerdings lassen sich sogar Einrichtungsgegenstände zertrümmern, um Platz zu schaffen oder Münzen für den Geschenkautomaten im Schulshop und andere Einrichtungen zu erhalten.
Der anschließende Prozess setzt wie gehabt auf einen Mix aus Logik- und Geschicklichkeitstests, die es möglichst unbeschadet zu bewältigen gilt, um am Ende den wahren Täter zu überführen. Wer dabei Fehler macht, büßt jedes Mal Zeit und Einfluss ein, was nicht nur Punkte kostet, sondern letztendlich in ein fatales Fehlurteil münden kann. Denn wenn der Mörder nicht entlarvt wird, kommt er davon und alle anderen werden an seiner Stelle exekutiert.
Nur nicht aufgeben
Doch keine Sorge, sollte das passieren, kann man den aktuellen Prozessabschnitt mit vollem Zeit- und Einflusspolster beliebig oft wiederholen, wenn auch zu Lasten der in die Schlussbewertung einfließenden Punktzahl. Auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich durch getrennt regulierbare Action- und Rätselstufen individuell anpassen. Zudem kann man gezielt Fertigkeiten lernen und auswählen, um sich in den verschiedenen Minispielen während der Gerichtsverhandlungen Vorteile zu verschaffen.
Mal muss man lediglich die passenden Indizien oder Aussagen auswählen, ein andermal in Verhörspielchen entscheidende Informationen herauskitzeln. Generell werden dazu zuvor sicher gestellte Spuren und Hinweise als Patronen geladen und im richtigen Moment per Fadenkreuz auf widersprüchliche Texteinblendungen abgefeuert, um sie als Falschaussagen zu entlarven. Darüber hinaus kommen auch wieder Klingen in Fruit-Ninja-Manier zum Einsatz, um Lügen und Wahrheit voneinander zu trennen.
Neue Herausforderungen
Doch dieses Mal gibt es auch eine ganze Reihe neuer Herausforderungen: So muss man hitzige Diskussionen beruhigen, Grabenkämpfe innerhalb der Gruppe beenden und manchmal sogar lügen, um die anderen auf die richtige Fährte zu bringen. Zudem wollen Farb- und Text-Puzzles gelöst, rhythmische Reaktionstests gemeistert und sogar Fahrten hinterm Steuer eines Psycho-Taxis absolviert werden, bevor man am Ende den Tathergang als Comic rekapituliert und auf die Urteilsvollstreckung wartet.
Die Inszenierung kann sich trotz verhaltener Technik sehen lassen. Bei Kulissen und Animationen wäre allerdings mehr drin gewesen. Auch die wahlweise englische oder japanische Vertonung weist viele Lücken auf, deutsche Untertitel fehlen gänzlich. Dafür können PS4- und Vita-Besitzer Spielstände per Cross-Save transferieren, Handheld-Spieler sogar manchmal den Touchscreen nutzen - allerdings nicht so oft wie in den Vorgängern, wo selbst das rückseitige Touchpad noch zum Einsatz kam.
Fazit
Mit Killing Harmony kehrt die DanganRonpa-Reihe nach einem kurzen Inseltrip wieder zurück auf ein hermetisch abgeriegeltes Schulgelände, wo Sadobär Monokuma das mörderische Treiben von Neuem beginnen lässt. Dieses Mal aber nicht nur mit frischen Kandidaten, sondern auch mit zusätzlicher Rückendeckung aus der eigenen verrückten Familie. Das bizarre Schauspiel, dem man nur durch einen perfekten Mord an einem seiner Kameraden entfliehen kann, hat aber auch spielerische Facetten hinzugewonnen. So muss man in den abgedrehten Gerichtsverhandlungen manchmal sogar lügen, um der Wahrheit näher zu kommen - mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Auch bei den Minispielchen zur Täterentlarvung gibt es einige Neuzugänge, wie die Fahrt in einem Psycho-Taxi. Story und Mörderhatz folgen zwar nach wie vor festen Wegen, glänzen aber mit gelungenen Wendungen, Überraschungen, Irreführungen und Geständnissen, die nicht nur in moralische Zwickmühlen führen, sondern auch in tiefe seelische Abgründe blicken lassen. Schade nur, dass man noch immer keine durchgehende Vertonung oder deutsche Lokalisierung geboten bekommt, denn diesen packenden Anime-Thriller sollte sich kein Krimifan entgehen lassen!
[Anm. d. Red.: Die PC-Version stand uns zum Testzeitpunkt nicht zur Verfügung.]
Pro
Kontra
Wertung
PS_Vita
Packende Fortsetzung des mörderischen Anime-Thrillers mit neuen Facetten.
PlayStation4
Packende Fortsetzung des mörderischen Anime-Thrillers mit neuen Facetten.
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