Hero Defense17.08.2018, Jens Bischoff

Im Test: Tower Defense mit Heldenfaktor

Auf dem PC hatten die Entwickler von Happy Tuesday ihren Tower-Defense-Ableger Hero Defense (ab 5,69€ bei kaufen) vor zwei Jahren schon einmal an den Start geschickt. Mit Headup Games als Publisher haben sie nun auch PlayStation 4 und Xbox One ins Visier genommen. Mit welchem Ergebnis, verrät der Test.

Helden statt Türme

In Hero Defense übernimmt man nicht wie in anderen Tower-Defense-Vertretern die Rolle eines Turmbauers, um sich gegen wellenweise einfallende Gegnerhorden zur Wehr zu setzen.
In Hero Defense lässt man keine starren Türme, sondern fünf agile Helden kämpfen.
Stattdessen kontrolliert man bis zu fünf agile Helden, die man relativ frei über die von Vampiren, Zombies und anderen Horrorwesen überrannten Schlachtfelder dirigieren und automatisch kämpfen lassen kann.

Vampirjäger Jack Sanders richtet mit seiner Armbrust vor allem bei Blutsaugern großen Schaden an, während die verlangsamenden Weihwasserattacken von Totengräber Barrows besonders schmerzhaft für wandelnde Skelette sind. Die kleine Samatha Hain röstet mit ihren geworfenen Kürbislaternen hingegen am effektivsten Zombies, während die reanimierte Jane Doe mit ihrer Nagelkeule blitzschnell Igor-Köpfe zertrümmert. Der letzte im Bunde ist Mensch-Werwolf-Hybrid Wylde Halbblut, dessen Wurfklingen richtigen Werwölfen klaffende Wunden zufügen.

Individuelle Maßarbeit

Die fünf Helden unterscheiden sich aber nicht durch ihre je nach Gegnergattung Extraschäden verursachenden Waffen, sondern auch im Hinblick auf Bewegungsgeschwindigkeit, Angriffstempo oder Reichweite. Zudem verfügen alle Charaktere über individuelle Talente und Fertigkeiten, die sich gezielt auswählen, verstärken und immer wieder neu zusammenstellen lassen.
Alle Charaktere verfügen über individuelle Waffen und Fertigkeiten. Durch Aufladungen während der Einsätze schaltet man zudem vorher festgelegte Upgrades frei.
Totengräber Barrows kann sogar massiv Einfluss auf die Eigenschaften benachbarter Charaktere nehmen, während er selbst vergleichsweise wenig Schaden macht.

Um neue Skills zu erhalten oder zu verstärken, muss man durch Erfahrung gewonnene Talentpunkte einsetzen, während man mit erbeuteten Runen seine Waffen modifizieren kann, um Schadens-, Reichweite- und Tempowerte zu erhöhen oder andere Boni zu aktivieren. Diese Verbesserungen erhält man auf dem Schlachtfeld aber nicht von Anfang an, sondern durch schrittweises Aufladen mittels von Gegnern erbeuteter Orbs. Welchen Charakter man zuerst oder am häufigsten auflädt, hängt natürlich in erster Linie von den am oberen Bildschirmrand angezeigten Angriffswellen und deren Zusammensetzung ab.

Vielseitiges Taktieren

Man kann aber auch schauen, wer wann welche Boni erhält und so z. B. einzigartige Superangriffe für besonders knifflige Situationen aufsparen. Darüber hinaus können auch diverse Schreine genutzt oder selbst errichtet werden, um darauf platzierten Helden vorübergehende Wertesteigerungen zu gewähren. Die Gegner können hingegen verschiedene Routen nehmen sowie Spezialkräfte wie Sprinteinlagen, Heilungen oder Wiederbelebungen nutzen.
Auf Schreinen platzierte Helden erhalten vorübergehende Leistungssteigerungen.
Auch Bosse mischen sich immer wieder unter die Angreifer. Erreicht nur einer das Ziel, heißt es Game Over. Ansonsten wehren die am Wegende errichteten Barrikaden meist bis zu fünf Eindringlinge ab, bevor sie Geschichte sind.

Wem's zu hektisch wird, kann man aber jederzeit auch eine taktische Pause aktivieren und in aller Ruhe Marsch-, Bau- und Aufladebefehle erteilen. Unterstützung gibt’s zudem durch begrenzt einsetzbare Items wie Eis-, Brand- oder Giftbomben sowie das Losschicken eines wütenden Mobs, der einmal übers gesamte Schlachtfeld fegt und massive Schäden anrichtet. Die insgesamt 14 Karten lassen sich jeweils auf vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen oder in einem Endlosmodus angehen. Zudem lassen sich optionale Herausforderungen aktivieren, bei denen man für Handicaps wie das Verwenden nur eines Charakters oder den Verzicht auf Item-Einsätze zusätzliche Belohnungen erhält. Auch wenn in Häusern am Wegrand verbarrikadierte Bürger verschont bleiben, gibt’s Extrapunkte.

Profitabler Wiederaufbau

Mit verdientem Gold und Juwelen kann man sogar die zu Spielbeginn zerstörte Heimatstadt wieder aufbauen und deren Einrichtungen nutzen, um noch stärker zu werden. In der Schmiede feilt man an seiner Ausrüstung und allgemeinen Verbesserungen, in der Akademie an seinen Fertigkeiten und Erfahrungsboni.
Wer die zu Spielbeginn zerstörte Heimatstadt wiederaufbaut, kann deren Einrichtungen, wie Akademie oder Schmiede für immer bessere Charakter- und Waffenaufrüstungen nutzen.
Im Rathaus studiert man diverse Aufzeichnungen und stärkt den Mob, während man über die Bank immer lukrativere Tauschgeschäfte abwickelt. Zu tun gibt’s jedenfalls genug. Nur die kooperativen und kompetitiven Mehrspieler-Modi aus dem PC-Original sucht man vergebens. Auch Ranglisten oder eine Zoomfunktion für die Spielansicht sind leider nicht an Bord.

Die deutsche Lokalisierung ist wiederum durchwachsen und lückenhaft, die Rahmenhandlung kaum der Rede wert. Zudem ist die Schrift vom Sofa aus teils kaum zu lesen, eine Größenanpassung nicht vorgesehen. Auch die komplett aufs Steuerkreuz verzichtende Menü-Navigation ist unnötig hakelig, die Bedienung teils sogar unklar. Vieles wirkt unfertig und undurchdacht. Den Endlos-Modus habe ich z. B. nur durch Zufall, den in Ladebildern angeteaserten Wellenmodus überhaupt nicht gefunden. Da wird aber auch die Bildjustierung auf der PS4 angepriesen, obwohl die lediglich in der ansonsten identischen Xbox-One-Version vorhanden ist. Vor Bugs wie verrückt spielenden Lebensbalken, fehlerhaften Gegnerdarstellungen oder Spielaufhängungen, bleibt man ebenfalls nicht verschont. Einmal hat sich sogar die Autosave-Funktion aufgehängt und mehrere Stunden Spielzeit zunichte gemacht...

Fazit

Hero Defense ist eine interessante Abwandlung des Tower-Defense-Konzepts: Man verteidigt sich nicht wie üblich mit fest platzierten Türmen gegen feindliche Angriffswellen, sondern mit bis zu fünf beweglichen Helden, die alle über individuell anpassbare Waffen und Fähigkeiten verfügen. Die Hege und Pflege der Charaktere ist dabei ebenso motivierend wie das Austüfteln möglichst effizienter Ortswechsel und Kooperationen. Neben dem Errichten stärkender Schreine muss man abseits der Kampfeinsätze auch eine zerstörte Stadt wiederaufbauen, um von deren Einrichtungen zu profitieren - ein gut verzahnter Bonus. Nur leider wirkt die Umsetzung an einigen Stellen schlampig und unfertig: Die deutsche Lokalisierung ist lückenhaft, die Schrift für Sofaspieler oft viel zu klein, die Bedienung teils unklar und unnötig hakelig, die automatische Spielstandsicherung unzuverlässig. Zudem wurden die im PC-Original noch vorhandenen Mehrspieler-Modi komplett gestrichen. Schade...

Pro

interessantes Spielprinzip
motivierende Heldenpflege
optionale Herausforderungen

Kontra

unfertiger Gesamteindruck
gestrichener Mehrspielermodus
mitunter sehr kleine Schriftgröße

Wertung

XboxOne

Interessante, aber unfertig wirkende Tower Defense mit beweglichen Helden, statt fester Türme.

PlayStation4

Interessante, aber unfertig wirkende Tower Defense mit beweglichen Helden, statt fester Türme.

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