Test: Dead Effect 2 (Shooter)

von Mathias Oertel



Dead Effect 2 (Shooter) von  BadFly Interactive
Shooter-Qualen im All
Release:
06.05.2016
kein Termin
12.01.2017
Spielinfo Bilder Videos
Für PC-Spieler ist das zuerst auf Mobilgeräten gestartete Dead Effect 2 kein Neuland - auf Steam ist der Horror-Shooter bereits seit Mai letzten Jahres erhältlich. Vor kurzem wurde die schnörkellose Action auch auf der Xbox One veröffentlicht. Ob sich der splatternde Projektilhagel im All lohnt, verraten wir im Test.

Weltall-Eintopf mit alter Engine

Dead Effect 2 spielt mit allerlei Elementen, die entweder aus Science-Fiction-Filmen oder in diesem Bereich angesiedelten Spielen entliehen wurden. Man wird in der Haut einer von drei Figuren (allesamt genetisch bzw. durch Implantate veränderte Supersoldaten) mit leicht unterschiedlichen Eigenschaften und Fähigkeiten unsanft aus einem Kryo-Schlaf geweckt. Das Kolonieschiff, mit dem man unterwegs war, scheint menschenleer. Beim ersten Auftrag muss man allerdings feststellen, dass es auf dem Raumtransporter überall von Zombies wimmelt. Und nicht nur das: Soldaten verfolgen ebenfalls ihre eigene Agenda an Bord. Dass der Held bzw. die Heldin trotz ihrer Modifizierung nicht vor einem Virus gefeit ist, der den schleichenden Tod bringt, erleichtert die Situation ebenfalls nicht.

Die Splatter-Action wird brachial inszeniert, ist aber ansonsten gewöhnlich.
Die Splatter-Action wird brachial inszeniert, ist aber ansonsten gewöhnlich.
Mit dieser Mischung aus Alien, Dead Space und einigen anderen bekannten Marken gewinnt Dead Effect 2 zwar keinen Innovationspreis und wirkt auch nicht wirklich eigenständig, aber durch die zahlreichen Déjà-vus fühlt man sich trotzdem wohl. Zumindest, bis die zwar hinsichtlich der Bildrate stabile, aber mit fiesen Kanten um sich werfende Kulisse einen immer wieder aus der Spielwelt reißt. Das ist insofern schade, da selbst die PC-Version, die allerdings im September 2016 auf die Unity-Version 5.3.5 umgestellt wurde, mit geringen Details einen besseren Eindruck hinterlässt. Und am Rechenknecht ist der mobile Ursprung auch nur noch anhand der Levelgröße auszumachen, die weder mit Doom noch Dead Space oder ähnlicher Horror-Action mithalten kann. Dass BadFly Interactive auf der Xbox One eine Version aus dem August letzten Jahres anbietet (V160914.1725), während man am Rechner brandaktuell (V170106.1208) unterwegs ist, macht das Dilemma deutlich. Man wird hier mit einer vergleichsweise "alten" Version abgespeist - einer auch abseits der Kulisse kaum optimierten noch dazu.

Licht und Schatten

Die zig Waffen in zahlreichen Kategorien können meist in mehreren Stufen aufgerüstet werden.
Die zig Waffen in zahlreichen Kategorien können meist in mehreren Stufen aufgerüstet werden.
Die Ladezeiten bewegen sich zwar in einem gerade noch akzeptablen Bereich, sind aber deutlich länger als am PC. Die Benutzerführung in den Menüs wurde überhaupt nicht angefasst. Die von NPCs betriebenen Geschäfte, in denen man sich mit neuen Waffen eindecken, sie aufrüsten oder sich mit Rüstung oder neuen Implantaten ausstatten kann, haben immer noch die auf Mausbetrieb ausgerichtete Struktur, die nur nach einer gewissen Gewöhnung mit dem Pad navigierbar ist. Und dass die Mehrspieler-Modi der Rechner, bei denen man sowohl kooperativ als auch in einer separaten Spielform gegeneinander antreten konnte, wegrationalisiert wurden, ist das eine. Dass aber immer noch die Level über einen Druck auf die „Play Solo“-Taste gestartet werden und damit suggerieren, es gäbe eine Alternative, ist das andere. Hier wurde schlichtweg unsauber gearbeitet. Immerhin: Die schwache Inszenierung der Geschichte, die sehr oberflächliche Charakterzeichnung, die nur von der teils schwachen (englischen) Sprachausgabe übertroffen wird und die größtenteils marode Kanonenfutter-KI sind keine Nebeneffekte der Konsolenentwicklung – diese Mankos gab es auch schon am PC und stören hier wie da.

Kommentare

NewRaven schrieb am
Danke für das kleine Update.
Ich bin aber nicht sicher, ob es dieser Abschnitt hier wirklich besser macht
"We create B-class horror first-person shooters on purpose," he said. "We love it! However, we have experienced reviews that compared us with big AAA titles like Left4Dead or Mass Effect and gave us extremely low ratings."
"Sadly, there are reviewers - trolls, who are writing biased reviews. The last sentence of our email was addressed to these unfair reviewers. Try to imagine our situation: you wouldn't give another free key to a man who without any proper reasoning destroyed your game in their review, either. Any negative review can have a big impact on the studio, especially if the review is published before the official release."
"We will not withhold keys because of negative previews if these previews are realistic and honest. The point of our message was just to see us as what we are - a small indie studio."
Denn bei allem Verständnis für ein Indie-Studio und dessen finanzielle Lage und bei allem Indie-Bonus, den solche Projekte bei vielen Spielern - auch bei mir - haben, dass ist ja im Prinzip das absolute Eingeständnis, dass hier nicht etwa ein Fehler vorlag, eine Sprachbarriere etwas damit zu tun hatte oder ähnliches, sondern das es eben in der Tat, genau so wie es auch klang, eine Beeinflussung der Reviews das Ziel war. Ich wünsche einem kleinen Studio sicher nichts Schlechtes, aber den Kopf haben sie damit für mich nicht wirklich aus der Schlinge gezogen, nicht zuletzt auch, weil Developer mitunter ein sehr anderes Verständnis davon haben dürften, was eine "realistische und ehrliche" (negative) Bewertung ihres eigenen Produktes ist, als unabhängige Tester/Medien und deren Leserschaft/Zuhörerschaft/Zuseher.
Jörg Luibl schrieb am
Es gibt immer wieder Publisher, die ein Magazin nach Wertungen irgendwie sanktionieren wollen. Auch wir standen und stehen auf schwarzen Listen und wissen genau, wer nicht will, dass wir ein Spiel zu früh besprechen. Aber das, was da gerade zwischen Entwickler Badfly und Blackball passiert, ist im Kontext unserer Erfahrungen wirklich nicht der Rede wert.
Wir haben da natürlich ein dickes Fell. Und in der Branche weiß man, dass wir uns von niemandem in unsere Wertungen reinreden lassen. Gerade kleinere Entwickler sind - in der Regel - auch eher froh, wenn wir sie überhaupt besprechen, weil wir kaum noch Zeit für all die Spiele haben, die da die digitalen Stores fluten. Sie wissen, dass selbst Bad Publicity mit News, Video und Test besser ist als gar keine.
Natürlich haben die auch schonmal rumgezickt, aber das oben angeführte Argument gegen eine schlechte Wertung (oder für eine bessere Behandlung seitens der Presse), dass man nämlich nur ein kleines Team sei oder keine Triple-A-Ansprüche habe, ist natürlich für die Tonne. Und zwar komplett. Natürlich darf man sie alle nebeneinander beurteilen, das kleine DarkMaus und das große Dark Souls! Gerade angesichts unseres Archivs mit so viel guten bis sehr guten Wertungen für kleine Studios ist das Bitte-behandelt-uns-fair ohnehin nicht schlagend. Das tun wir, denn man kann sogar ein Spiel des Jahres mit wenig Budget entwickeln - siehe This War of Mine. Klasse Spieldesign kann Produktionsqualität immer aufwiegen.
Ich will diesen Versuch der Beeinflussung und Androhung durch dieses Studio nicht kleinreden, denn so ein Verhalten "lernt" man in dieser Branche, weil es scheinbar irgendwo funktioniert und man nicht über den medialen Tellerrand hinausschaut - denn dann würde man auch als kleiner Entwickler den PR-Bumerang erkennen.
Aber die strukturellen Probleme der Presse im Allgemeinen, die Gleichschaltung von Redaktionen sowie das immer stärkere Wegrationalisieren von kritischer Berichterstattung durch SEO-optimierte...
LeKwas schrieb am
Einer der Entwickler hat sich im Kommentarbereich zu Wort gemeldet:
Spoiler
Show
Martin Pospí?il hat geschrieben:Hi folks! My name is Martin and I am a member of BadFly Interactive studio. Although we have contacted Shawn with our statement on this issue a day ago, no mention about it occurred over here. So we have decided to enter this topic in the comment section.
For those who don´t know the story, here it is in a nutshell:
We sent a pre-release code of our game Dead Effect 2 for consoles to some reviewers. This personal e-mail contained also a brief description of our game and our studio. At the end, the e-mail contained this message:
---------------
Let me just mention one thing, though: this is an indie game which, unfortunately, is very often compared with big-budget games, and that?s quite a problem and very much damages its reputation in final ratings.
Please take into consideration the fact that this game was created by a small team of developers (11) who just try to develop a good shooter game, and that?s about it.
Also, we?re working on several other games that are definitely interesting, and if your review or preview of Dead Effect 2 is very negative, you won?t receive any keys from us in the future.
---------------
The last sentence started a storm.
There is no native English speaker in our company and we kind of overlooked that the accent of the message is somewhere else than on words ?very negative?.
We can survive negative reviews. Visit our Steam page and you will find out that we love to talk with our community and that we listen to them carefully. We create B-class horror FP shooters on purpose - we love it! However, we have experienced reviews that compared us with big AAA titles like Left4Dead or Mass Effect and gave us extremely low ratings.
Sadly, there are reviewers ? trolls, who are writing biased reviews. The last sentence of our email was addressed to these unfair reviewers. Try to imagine our situation: you wouldn´t give another free key to...
LeKwas schrieb am
NewRaven hat geschrieben:Seh ich etwas anders: das eine enthält eine ziemlich explizite Erpressung, dass andere ist "nur" eine feige Konsequenz. Im Prinzip will man, wenn man so einen Satz in einer solchen Vereinbarung bringt, ein besseres Review erzwingen, währenddessen man im anderen Fall, wenn man sich hinterher dazu entscheidet, diesem Medium keine Reviewfassung mehr zukommen zu lassen, ziemlich kindisch trotzig reagiert.
Es in der Form wie BadFly anzugehen, halte ich ebenfalls für sehr dreist wie auch dumm, jedoch denke ich auch, dass so manch Rezensent - insbesondere von Magazinen, die von möglichst vielen und möglichst schnellen Vorabinfos praktisch schon abhängig sind - beim Verfassen seines Artikels die Gefahr der zukünftigen Nichtbemusterung wie ein über seinem Kopf hängendes Damoklesschwert wahrnimmt, obwohl da im Vorfeld keine explizite Drohung oder dergleichen ausgesprochen wurde.
Glaubt man nämlich den Anekdoten aus diversen Kreisen, so sollen selbst Outlets, die praktisch nur positiv gefärbte Berichterstattung betreiben, es sich auch sehr schnell mal mit den Herstellern verscherzen können:
A few weeks ago, John Sabol mentioned during an episode of This Week in Sim Racing that DMR Games ? the publisher in charge of NASCAR Heat Evolution ? refused to provide the Inside Sim Racing crew with a review copy, and upon playing the game for himself, remarked it was easy to see why. Even Inside Sim Racing, a publication once notorious for plastering iRacing stickers all over the set and basically praising every racing game with basic steering wheel support, had no problem ripping on the new NASCAR console game because it simply wasn?t ready to be released.
ISR have now run into this road block two additional times, bringing the count to three games in three weeks. Both Kylotonn Games, as well as Milestone Interactive, have refused to give Inside Sim Racing an evaluation copy of Ride 2 and WRC 6. This is huge. The current lineup of primary ISR personalities...
NewRaven schrieb am
Master Chief 1978 hat geschrieben:
Also ich Persönlich sehe da keinen Unterschied, natürlich ist es eigentlich das gute Recht von Publishern oder Entwicklern zu Entscheiden wer nun ein Review Muster bekommt ob nun mit oder ohne Mail vorweg. Für mich bleibt das Kleinkinder verhalten. Mann muss nun mal damit leben das ein Spiel Unterschiedlich aufgenommen wird.
Und wenn man dann konsequent sein will sollte man doch alle anderen Spiele von Herstellern die solch eine Taktik an den Tag legen auch Boykottieren.
Hätte ich mir das Spiel auch gekauft wenn ich das mit der Mail vorher gewusst hätte? Vielleicht aber vielleicht auch nicht. Schön ist so etwas jedenfalls nicht. Da sind wir uns wohl einig.
Seh ich etwas anders: das eine enthält eine ziemlich explizite Erpressung, dass andere ist "nur" eine feige Konsequenz. Im Prinzip will man, wenn man so einen Satz in einer solchen Vereinbarung bringt, ein besseres Review erzwingen, währenddessen man im anderen Fall, wenn man sich hinterher dazu entscheidet, diesem Medium keine Reviewfassung mehr zukommen zu lassen, ziemlich kindisch trotzig auf die immerhin aber schon erfolgte negative Bewertung reagiert. Also ja, ich seh da schon noch einen merklichen Unterschied. Einig sind wir uns aber dahingehend, dass natürlich beides nicht vorkommen sollte. Und in der Tat achte ich auch bei anderen Herstellern auf solche Vorfälle (wenn sie denn bekannt werden, was selten ist) - die Produkte dann zu boykottieren fällt ja auch nicht schwer, denn wer von seinem Produkt überzeugt ist und eine Qualität abliefert, die auch auf dem Markt und gegen die Konkurrenz bestehen kann, hat im Normalfall ein solches Verhalten ja auch nicht nötig.
schrieb am