StarBlood Arena20.04.2017, Alice Wilczynski
StarBlood Arena

Im Test: Overwatch in virtueller Realität?

Mit StarBlood Arena (ab 8,71€ bei kaufen) inszenieren die Entwickler von White Moon Dreams und San Diego Studio blitzschnelle Arena-Gefechte in der virtuellen Realität. Ob der Mix aus Comic-Helden und fordernder Shooter-Action aufgeht, lest ihr im Test.

VR-Gefechte auf verwinkelten Karten

Mit PlayStation VR werde ich in einen futuristischen Hangar katapultiert und von zwei außerirdischen Moderatoren willkommen geheißen. In der intergalaktischen TV-Show des StarBlood-Netzwerks treten mutige Piloten in Raumschiff-Kämpfen gegeneinander an, um möglichst viele Credits zu verdienen. Der Clou dabei ist die 360-Grad-Steuerung der Vehikel, die sich je nach Pilot unterscheiden und in der virtuellen Realität ein unheimlich cooles Fahrgefühl besitzen: Man heizt durch verwinkelten Kampfarenen, reißt das Raumschiff mithilfe der Thumbsticks blitzschnell rum oder stürzt sich in die Tiefe, um möglichst viele Abschüsse zu erzielen.

Die Gegner setzen einem in den verwinkelten Kampfarenen gut zu.
Wem allerdings bereits bei Spielen wie Rigs oder Eve:Valkyrie schlecht geworden ist, sollte StarBlood Arena meiden. Zwar kann man selbst bestimmen wie wild man mit seinem Raumschiff hantiert, aber auch ich musste trotz recht hoher Übelkeits-Toleranz die eine oder andere Pause einlegen. Vor allem von der Eskimo-Rolle sollte man möglichst die Finger lassen.

Es gibt neun unterschiedliche Piloten mit individuellen Fähigkeiten und Waffen. Während das Raumschiff des Schwergewichts Buck nur sehr langsam vorankommt, gleitet man mit der toughen Alien-Soldatin Elsa besonders rasch durch enge Stellen und teilt mit ihren Kanonen und Minen gehörig aus. Bei Charakteren wie dem Alien-Trio „TikTakToh“ macht es besonders viel Spaß im Cockpit zu beobachten, wie die drei Wesen emsig das Raumschiff bedienen.

Zahlreiche Waffen und Fähigkeiten auf abwechslungsreichen Karten.

Die Gefechte finden in abwechslungsreichen Kampfarenen statt, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bieten. Man kann sich durch verwinkelte Stahlkonstruktionen zum Zentrum einer Raumstation kämpfen, oder durch Friedhofs-Gewölbe zwängen, um dann im Kern der Arena auf besonders viele Gegner zu treffen.

Neben der Steuerung der Raumschiffe sorgen die Waffen und Fähigkeiten der Piloten für den größten Spaß. Jeder Pilot besitzt spezielle Haupt- und Nebenwaffen und eine besonders wuchtige Attacke, die sich nur langsam regeneriert. Mit dieser kann man beispielsweise möglichst viele Gegner mit zahlreichen Raketen beschießen, Minen legen, oder Piloten vergiften. Da es neun Helden gibt, dauert es eine ganze Weile bis man die Raffinessen jedes Charakters erlernt hat und Stellen auf den Karten entdeckt, die sich strategisch besonders gut zum Angriff eignen. Da stets sieben andere Gegner um einen herumsausen, ist man dauernd

Das außerirdische Moderatoren-Duo verkauft Items und hat stets einen lockeren Spruch parat.
gefordert. Hier schnell ein Item einsammeln, nach oben fliegen und dann im richtigen Moment nach unten sausen, um den Gegner mit fiesen Raketen zu überraschen.

Die KI ist überraschend fordernd und macht ordentlich Druck. Gerade in den Team-Kämpfen ist es zu Beginn schwer in die Top 3 zu kommen, da die Gegner viel mehr Abschüsse erzielen und die strategischen Punkte der Karte gut zu nutzen wissen. Daher ist es jedes Mal ein schöner Erfolg, wenn man sich ganz nach oben kämpfen kann.

Trotz des Anspruchs ist StarBlood Arena endlich mal wieder ein Shooter, der sich nicht so ernst nimmt. Die Kämpfe sind mit fetzigem Rock und Metall unterlegt und im Hangar hört man gerne mal Sprüche wie „Salat zum Mittagessen? Du bist gefeuert!“. Dieser Mix aus buntem Artdesign und frechen Sprüchen sorgt für eine witzige Atmosphäre, die manchmal sogar an Overwatch erinnert.

Fehlende Kampagne und Online-Probleme

Insgesamt stehen drei Hauptmodi zur Verfügung: Offline, Online und Crew, in dem man Spieler aus seiner Freundesliste einladen kann, um als Gruppe anzutreten. Offline als auch online kann man sich im Modus „Skirmish“ mit insgesamt acht Spielern entweder in Kämpfe Jeder gegen Jeden (Blutbad) oder Vier gegen Vier (Team-Blutbad) stürzen. Weiter muss man im Modus „Football-Feld“ punkten, in dem man Bälle ins gegnerische Tor befördert. Da man sich offline mit der KI nicht

Die Spielmodi sind nicht besonders kreativ, dafür kann die KI überzeugen.
absprechen kann, verlaufen die Spiele leider meist unheimlich chaotisch ab. Auch den letzten Modus „Invasoren“, in dem man sich zu viert gegen Wellen von Aliens verteidigt, habe ich die meiste Zeit ignoriert, da das Bekämpfen der immer gleichen Gegner schnell langweilig wurde.

Vielleicht machen diese Modi online viel mehr Spaß? Das mag sein, wenn man denn Spieler findet. Dann laufen Partien störungsfrei und die menschlichen Spieler verhalten sich im Vergleich zur KI tatsächlich taktischer, wenn sie einem beispielsweise von hinten in den Rücken fallen.

Besonders schmerzlich dabei sind die generell sehr langen Wartezeiten von Star Blood Arena. Bis man endlich ein Match absolvieren kann, wird man vor so manchen Ladebildschirm gesetzt. Beim Versuch online zu spielen ist das natürlich noch frustrierender, wenn irgendwann doch nur die Meldung „keine Spieler gefunden“ erscheint.

Nachdem man ein Online-Spiel absolviert hat, wird man direkt wieder in den Hangar geschickt. Also wieder

Wenn man online endlich Mitspieler findet, werden die Gefechte noch rasanter und gemeiner.
verbinden, wieder warten und höchstwahrscheinlich wieder niemanden finden. Eine echte Lobby, in der man immer wieder neue Online-Partien auf sich nehmen kann, würde hier einiges vereinfachen.

Umso mehr habe ich deshalb eine Kampagne vermisst. Als Alternative wird der Modus „Burn Circuit“ angeboten, in dem man mit jedem Helden einmal durch alle verfügbaren Modi geschleust wird. Da man jedoch auch im „Skirmish“-Modus Credits erhält, um neue Fähigkeiten und Verschönerungen zu kaufen, macht es wenig Sinn sich durch Modi wie „Football-Feld“ zu quälen. Somit hält man sich zum Großteil nur in den Team-, oder Versus-Kämpfen gegen die KI auf, die zum Glück genügend fordern.

Gegenstands-Management aus der Hölle

Die Hauptmotivation durch Kämpfe Credits zu verdienen und aufzuleveln sind die zahlreichen Anpassungs-Möglichkeiten der Piloten. Mit der „Mod-Austattung“ kann man den Angriff und die Verteidigung seines Charakters durch Schutzschilde oder einen Boost fürs Raumschiff stärken. Es macht Spaß damit zu experimentieren und abzuwägen, welche Mods zu welchem Piloten passen. Manchmal wird man durch eine Mod zwar etwas robuster, dafür aber gleichzeitig auch langsamer.

Alle anderen Anpassungsmöglichkeiten sind kosmetischer Natur. Man kann die Einzelteile des Raumschiffs mit

Sein Raumschiff zu verschönern bringt Spaß, das Managen der Gegenstände ist aber viel zu umständlich.
kuriosen Gegenständen wie einem Schnurrbart, oder einem Teddybären versehen, allen Schiffdetails unterschiedliche Farben geben, aber auch neue Kostüme und Raumschiffe für die Piloten erhalten. Aber das Freischalten und Organisieren der Items ist ein einziger Krampf: So muss man jedes Mal das Moderatoren-Duo aufsuchen und kann eine günstige oder eine teurere Dose kaufen, die besondere Items verspricht. Nach dem Kauf wird diese einem in einer Animation erstmal langsam überreicht, bis man endlich erfährt, was man erhalten hat. Dann muss man wieder in die Anpassungs-Möglichkeiten gehen und den Gegenstand suchen. Wenn ich also einen Teddybären erhalten habe, muss ich erstmal suchen für welche Anpassungs-Kategorie ich diesen nutzen kann.

Hat man dann endlich herausgefunden, dass man damit sein Schiff in der Unterkategorie „Nase“ verschönern kann, muss man erst durch alle gesperrten Gegenstände scrollen, bis endlich der Teddybär erscheint. Diesen unendlich unnötigen Nerv-Zyklus muss man bei jedem Item durchlaufen. Wieso kann man die Gegenstände nicht direkt in den Kategorien kaufen und anlegen? Manche mögen jetzt denken, dass es sich doch nur um Verschönerungen handelt. Diese bilden aber neben den Fähigkeiten-Mods nun mal den Hauptanreiz aufzuleveln. So lustig ein giftgrünes Schiff mit Hut und Schnurrbart auch aussieht und so sehr ich mich gefreut habe ein neues Heldenkostüm zu erhalten, umso seltener habe ich auch diese Möglichkeit genutzt, weil es so unglaublich umständlich entwickelt wurde.

Fazit

Blitzschnelle Raumschiff-Gefechte mit individuellen Piloten, unterlegt mit lustigen Sprüchen und cooler Rockmusik. Star Blood Arena ist genau das Richtige für den schnellen VR-Shooter-Kick. Die kreativ gestalteten Kampfarenen, die spaßige 360-Grad-Steuerung der Raumschiffe, die Vielzahl der Waffen sowie Fähigkeiten der Helden und die fordernde KI führen immer wieder zu spannenden Duellen im Team oder gegeneinander. Befasst man sich intensiver mit dem Spiel, merkt man jedoch sehr schnell, dass viele wichtige Elemente eines Shooters fehlen. Online kommt fast nie eine Verbindung zu Stande, die Wartezeiten nerven und vor allem das Freischalten und Anbringen von gekauften Gegenständen könnte nicht umständlicher sein. Da der Online-Modus zum Großteil wegfällt, schmerzt die fehlende Kampagne umso mehr. Wer lieber offline spielt, wird aber durch die große Auswahl an Helden, Fähigkeiten, Mods und dank fordernder KI langfristig beschäftigt.

Pro

gute KI in den Versus-Matches
neun cool designte Piloten unterschiedlicher Klassen
360-Grad-Steuerung der Raumschiffe klappt super
interessante Waffen, Fähigkeiten und Verbesserungen
fetziger Soundtrack und lustige Sprüche
abwechslungsreiche Karten
hohe Immersion durch VR

Kontra

lange Wartezeiten nerven
bisher gibt es kaum Online-Spieler
Verwalten der Gegenstände zu umständlich
Kampagne fehlt

Wertung

PlayStation4

Spannende Arena-Gefechte mit sympathischen Helden und fordernder KI in virtueller Realität. Leider ernüchtert das nervige Management der Anpassungen und die wenigen Spielmodi.

PlayStationVR

Spannende Arena-Gefechte mit sympathischen Helden und fordernder KI in virtueller Realität. Leider ernüchtert das nervige Management der Anpassungen und die wenigen Spielmodi.

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