Dass es vergleichsweise wenige Spielvarianten gibt, ist schade. Doch sowohl die „Episoden“, die im Wesentlichen einem klassischen Arcade-Modus entsprechen, als auch vor allem der „M.O.M.“-Modus, in dem man seine Figur über ausgerüstete Gegenstände aufwertet, sorgen dank des sehr gut ausbalancierten Anforderungsprofils für gute, mitunter sehr gute Unterhaltung. Insgesamt erreicht man dabei allerdings nicht die Sogkraft, die in Injustice 2 vom Multiversum, den teils asynchronen Gilden-Wettbewerben sowie den Ausrüstungsgegenständen ausgeht. Auch bei der Anzahl der Kämpfer liegt man hinter den DC-Helden und –Bösewichten, wenngleich nur knapp: Mit den zwei Neuen stehen hier 25 zur Verfügung, die jedoch ein breites Spektrum an teils vollkommen hanebüchenen Waffen wie Billardqueue oder Riesenskalpell aufbieten und sich hinsichtlich der Balance im Vergleich zu Revelator nicht nur überarbeitet, sondern komplett neu aufbereitet zeigen. Wem die neuen Kraftverhältnisse nicht gefallen, kann übrigens auf das Vorgängermodell umschalten.
Schritt zurück in eine neue Zukunft
Es gibt zahlreiche, gut miteinander verbundene Systeme, um Schaden anzurichten. Doch der Einstieg fällt Dank eines exzellenten Tutorials so leicht wie noch nie.
Zudem bietet man ein audiovisuelles Konzept an, das seinesgleichen sucht. Das ist für Arc System im Allgemeinen und Guilty Gear im Besonderen zwar nichts Neues. Doch die Abkehr von klassischen Pixelsprites, die sich vermöbeln, hin zu von Unreal Engine angetriebenen Polygonen ist bemerkenswert. Vor allem, da man die dadurch gewonnene Dreidimensionalität eigentlich nur bei bestimmten Kamerafahrten nutzt. Das weiterhin sehr geschmeidig animierte Kampfgeschehen bleibt in der zweiten Dimension und wirkt wie ein Anime. Dieser Eindruck wird durch schicke Spezialeffekte sowie stimmungsvolle Hintergründe verstärkt, in denen ständig irgendetwas in Bewegung ist. Mindestens ebenso wichtig: Beim Umstieg auf die Polygon-Figuren wurde die Qualität der Kollisionsabfrage beibehalten. Zu keinem Zeitpunkt kommen Zweifel auf, ob ein Schlag oder Tritt ins Ziel ging oder nicht. Einzig die klar strukturierten, aber mitunter unnötig verschachtelten Menüs stören ein wenig.
Schick inszenierte Kämpfe mit einer akkuraten Steuerung und sehr guter Kollisionsabfrage: Arc System Works lässt die Prügelmuskeln spielen.
Das ist aber spätestens dann egal, wenn man sich die Geschichte zu Gemüte führt, die ebenfalls charakteristisch für Arc System (man denke nur an BlazBlue oder Persona 4 Arena) ausufernd ist. Und im Gegensatz zu den erwähnten Serien wird sie hier nicht durch „störende“ Kämpfe unterbrochen, sondern Kapitel für Kapitel in Spielgrafik erzählt. Sie schafft den Spagat, sich und die darin enthaltenen Themen sehr ernst zu nehmen, betrachtet die Figuren in ihren mitunter absurden Situationen aber immer wieder mit einem Augenzwinkern. Und wenn die Gitarren-lastigen mit ihrem Hang zum Schwermetall aus den Lautsprechern dröhnen, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich Rev 2 verzeihe, dass man nicht noch mehr Spielmodi anbietet, um die exzellente Kampfmechanik genießen zu können.