Test: Hidden Agenda (Adventure)

von Michael Krosta



Hidden Agenda (Adventure) von Sony
Interaktiver Thriller zum Mitspielen
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
2018
2018
Jetzt kaufen
ab 14,44€
Spielinfo Bilder Videos

Sony und Supermassive präsentieren mit Hidden Agenda den bisher interessantesten Titel der Playlink-Reihe: In dem interaktiven Thriller jagt man gemeinsam einen Mörder, arbeitet aber für die Erfüllung von Geheimaufträgen auch gegeneinander. Wartet hier ein spannendes und innovatives Erlebnis oder geht das Konzept nicht auf?



Filmreife Inszenierung

Auf der Jagd nach dem Trapper, der seine Opfer im Stil von Jigsaw mit fiesen Fallen präpariert, ist die Handschrift von Supermassive Games umgehend erkennbar: Hinsichtlich der filmreifen Inszenierung und dem Design der Figuren werden umgehend Erinnerungen an Until Dawn wach. Allerdings wirken die aufwändig gestalteten Charaktermodelle vor allem dank weiteren Verbesserungen bei Mimik und einer natürlicheren Mundpartie jetzt noch lebensechter. Störend sind lediglich vereinzelte Ruckler bei der Darstellung. Für die gute deutsche Lokalisierung gäbe es dank der professionellen Sprecher eigentlich kaum Anlass zur Kritik, doch trübt leider die schwankende Aufnahmequalität den positiven Eindruck, da die Stimmen manchmal sehr dumpf aus den Boxen klingen. Zudem fehlen stellenweise die Hintergrundgeräusche, was besonders bei einer Szene in einer Bar negativ auffällt. Abseits der Dialoge mit den viel zu verhallten Stimmen herrscht dort eine fast schon gruselige und unwirkliche Stille. Immerhin gibt es kaum Schwankungen innerhalb der Lautstärke, was bei Until
Eine Polizistin und eine Staatsanwältin versuchen gemeinsam, die Wahrheit hinter der Mordserie herauszufinden.
Eine Polizistin und eine Staatsanwältin versuchen gemeinsam, die Wahrheit hinter der Mordserie herauszufinden.
Dawn teilweise noch ein Problem darstellte. Und während es bei dem Teenie-Slasher durchaus amüsant zugehen konnte und so ziemlich jedes Horror-Klischee erfüllt wurde, wirkt Hidden Agenda atmosphärisch düsterer und beklemmender.

Dabei stellt sich die Frage, inwiefern bei heftigen Themen wie Kindesmissbrauch in einem Waisenhaus und mitunter kranken Morden überhaupt ein geselliges Miteinander bei den bis zu sechs Teilnehmern aufkommen kann, die nach der gewohnt simplen Einrichtung mit ihren Smartphones oder Tablets die Handlung durch ihre Entscheidungen maßgeblich beeinflussen. Der Spielverlauf erinnert grob an die Spiele von Telltale Games – mit dem Unterschied, dass hier meist nur zwei Auswahlmöglichkeiten geboten werden und man die Figuren niemals direkt steuert. Damit tendiert Hidden Agenda noch mehr zum interaktiven Film und weniger zum Spiel.

Wer hat die Kontrolle?

Trotzdem beschränken sich die Interaktionen nicht nur auf die Entscheidungen: In manchen Abschnitten warten kleine Reaktionstests, in denen man seinen Cursor mit der zuvor festgelegten Farbe so schnell wie möglich zum eingeblendeten Symbol bewegen muss. Außerdem gibt es Momente, in denen es an einem Tatort unter Zeitdruck so schnell wie möglich die drei versteckten Beweise zu finden gilt.

Steckt der zum Tode verurteilte und auf frischer Tat ertappte Finn der Killer? Oder zieht doch jemand anderes die Strippen im Hintergrund?
Steckt der zum Tode verurteilte und auf frischer Tat ertappte Finn der Killer? Oder zieht doch jemand anderes die Strippen im Hintergrund?
Diese Situationen sind vor allem im Wettkampfmodus von Bedeutung, weil man hier als reaktionsschnelle Spürnase im Duell mit den anderen Mitspielern so genannte Übernahmen gewinnt. Mit ihnen bekommt man die Möglichkeit, die Mehrheitsentscheidungen zu überstimmen und selbst den weiteren Verlauf der Geschichte festzulegen. Das ist besonders dann nützlich, wenn man einen der Geheimaufträge zugelost bekommen hat. Sie beinhalten meist Aufforderungen, die Handlung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Aber Vorsicht: Andere Teilnehmer können mit ihren Übernahmen den Joker überstimmen und dadurch wieder die Kontrolle an sich reißen. Zudem macht man sich bei einer Übernahme umgehend verdächtig, derjenige zu sein, der den Geheimauftrag erhalten hat. Tippen die Kandidaten bei der Frage nach dem Spieler mit dem Geheimauftrag richtig, landen Punkte auf ihrem Konto. Der Maulwurf hat dagegen Grund zur Freude, wenn er seine Mission erfolgreich abschließen kann.

Nervige Unterbrechungen

Man kann nie vorsichtig genug sein... Das Pfefferspray ist immer griffbereit.
Man kann nie vorsichtig genug sein... Das Pfefferspray ist immer griffbereit.
In diesem Zusammenhang fällt allerdings der Moderator bzw. Sprecher aus dem Off negativ auf: Zum einen wird der Film gefühlt ständig unterbrochen, weil wieder ein neuer Geheimauftrag verteilt wird. Zum anderen weist er vor der anstehenden Entscheidung auch noch explizit darauf hin, dass von der folgenden Wahl der Erfolg oder Misserfolg der geheimen Missionen abhängt. Nein, das ist wirklich etwas zu viel des Guten, zumal die ständigen Unterbrechungen ohnehin schon nerven. Suboptimal sind zudem die häufigen Hinweise, dass Informationen zum Handlungsverlauf, den Biographien oder den Entscheidungsmomenten in der Handy-App aktualisiert wurden. Denn beim Blick auf das Mobilgerät wird man unnötig abgelenkt und es entgehen einem deshalb unter Umständen wichtige Hinweise im „Hauptfilm“. Im Idealfall sollten sich also alle Teilnehmer auf eine Pause einigen, um sich bei den Einträgen auf den neuesten Stand zu bringen. Teilweise erscheinen sie sogar schon auf dem Handy, bevor die dazugehörige Szene im Film gezeigt wird – Spoiler! Da es häufig zu Aktualisierungen kommt, wird man ständig dazu verführt, sich doch mal schnell durch die neuen Infos auf dem Handy- oder Tabletbildschirm zu wühlen. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, lediglich in den Pausen zwischen den drei Teilen den Zugriff auf die bisher gesammelten Erkenntnisse zu gewähren.
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Kommentare

Veldrin schrieb am
Die haben anscheinend auch die Teenager wiederverwendet und einfach Polizeiuniformen verpasst. Die Art und Weise wie die Polizisten sprechen ? was auch an der deutschen Synchro liegen kann ? aber auch die Dialoge gehen für mich gar nicht. Schrecklich.
Bei Until Dawn hat dieses naive und pseudocoole (je nach Charakter mehr oder weniger stark ausgeprägt) ja noch gepasst, weil es Teenager waren, aber hier störts mich schon.
nawarI schrieb am
Moment was?
Thriller von den Until Dawn Machern für 20 ? für 6 Spieler, die lediglich ein Handy brauchen, um zusammen zu spielen? - hab ich das richtig verstanden?
Ok, ich bin dabei. Bei dem Wetter da draußen findet sich schon mal ein Abend, wo man das ausprobieren kann. Until Dawn hab ich abwechselnt mit meiner Schwester gespielt und bei den Entscheidungen konnten wir uns auch nicht immer einigen - diese Streitereien jetzt als zentrales Spielelement und versteckte Aufgaben, um nochmal Uneinigkeit zu provozieren - klingt super!
Mafuba schrieb am
Hört sich witzig an.
Muss mal fragen ob mein Freundeskreis darauf mal bock hätte - bis jetzt spielen wir eher so quiz sachen a la You dont know Jack zusammen, da ich der einzige "gamer" unter Ihnen bin.
Wird bestimmt ein Toller Abend :)
Baralin schrieb am
Puh. Vom Thema her nichts für mich.
Pineapple-Pete schrieb am
Puh, diesmal kann ich einen Teil des Tests leider nicht nachvollziehen.
Ich hatte das Glück, vorab einiges der Handlung durchspielen zu dürfen, und gerade die Inszenierung ist es meiner Meinung nach, die teils deutlich zu wünschen übrig lässt.
Klar: Schnitte, Kameraeinstellungen, Licht und teils auch Schauspieler kennt man so auch aus B-Movie Produktionen aus der amerikanischen Film- und Serienlandschaft. Dieser B-Movie- / Trash-Faktor hat ja auch gerade bei Until Dawn aufgrund der Teenie-Horror-Thematik so gezündet.
Ich persönlich hatte aber an allen Ecken und Enden den Eindruck, dass den Entwicklern von 'Hidden Agenda' nicht wirklich klar ist, dass diese Überzeichnung in einem Thriller, der sich selbst ernst nimmt, absolut lächerlich wirkt.
Die Charaktere, Handlungsorte und Dialoge sind wandelnde Klischees, selbst für (ohnehin sehr niedrige) 'Law & Order' Standards. Die Schauspieler liefern eine teils solide, meist aber erschreckend schwache Leistung ab, die im Kontext einer bierernsten Verhörszene im dunklen Polizeirevier zum Fremdschämen einlädt.
Wie gesagt, ich habe nur einen Teil der Geschichte erleben können, aber das, was ich gesehen habe, deckt sich absolut nicht mit der im Test gelobten Inszenierung.
schrieb am