Sword Art Online: Fatal Bullet08.03.2018, Jens Bischoff

Im Test: Virtuelle Online-Action

Mit Sword Art Online: Fatal Bullet (ab 5,45€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) lädt Bandai Namco zu einem geführten Trip ins virtuelle MMO Gun Gale Online ein, wo man natürlich auch auf alte Bekannte wie Kirito, Asuna oder Leafa trifft. Was einen sonst noch alles erwartet, verrät der Test.

Digitale Welten

In Sword Art Online: Fatal Bullet schlüpft man in die Rolle eines neuen Spielers des fiktiven VRMMOs Gun Gale Online (GGO). Im Gegensatz zu den anderen, eher Fantasy-lastigen Meta-Rollenspielen der Anime-Saga wie Sword Art Online (SAO), Sword Art: Origin (SA:O) und Alfheim Online (ALO), richtet sich GGO eher an Sci-Fi- und Shooter-Fans.

Auch auf den Servern von Gun Gale Online trifft man auf viele vertraute Gesichter.
Trotzdem treffen Serienveteranen auch in GGO auf bekannte Gesichter aus SAO, SA:O und ALO, mit denen man wieder virtuell Freundschaft schließen und als bis zu vierköpfiges Team in den Kampf ziehen kann - später auch als Serienheld Kirito höchstpersönlich.

Neben Kirito, Asuna und Co trifft man aber auch auf völlig neue Spieler, die der selbst erstellbare Protagonist zum Teil aus dem realen Leben kennt, wie Kindheitsfreundin Kureha, die einen überhaupt erst zum Spielen von GGO gebracht hat und anfangs als eine Art Mentorin fungiert. Zudem stellen sich alle entsprechend vor und plaudern etwas aus dem Nähkästchen, so dass sich auch Serienneulinge gut einfinden. Insgesamt gibt es mehr als 20 potentielle Teamkameraden auf den Servern zu entdecken. Der ausreichend komplexe, aber einfach zu bedienende Charaktereditor lässt sowohl einen weiblichen als auch männlichen Star zu.

Auch spätere Anpassungen sind abgesehen von Geschlechts- und Namensänderungen möglich. Nur sprechen kann das Alter-Ego im Gegensatz zu allen anderen Figuren leider nicht, was nicht nur als späterer Gildenanführer befremdlich wirkt.

Der per Charakter-Editor erstellte Avatar des Spielers, kann bis auf Veränderungen bei Geschlecht und Name auch nachträglich noch facettenreich angepasst werden.
Immerhin kann man bei manchen Dialogen via Multiple-Choice-Optionen eine gewisse Mitsprache vorgaukeln - meist sind die Auswahlmöglichkeiten aber fast identisch, die Konsequenzen bei Abweichungen kaum von Belang.

Anfängerglück

Jedenfalls kommt man gerade passend zu einem neuen Update ins Spiel, durch das man mit mehr Glück als Verstand nicht nur an eine bislang unbekannte Waffe, sondern auch einen seltenen KI-Begleiter gerät. Dadurch wird man in der GGO-Community rasch zu einer kleinen Berühmtheit, der allerdings nicht nur Bewunderung entgegenweht. Doch zusammen mit seinen Freunden macht man sich daran, mehr über den frischen KI-Gefährten in Erfahrung zu bringen, was nicht nur in einen neuen Spielbereich führt, sondern auch eine vertraute Gefahr auf den Plan ruft.

Dennoch plätschert die Handlung bis kurz vor Schluss belanglos vor sich hin, während Figuren und Dialoge ungemein schablonenhaft wirken. Auch Gegner und Schauplätze erscheinen lieb- und trostlos. Hinzu kommt ein mitunter übler Grind-Faktor, der wohl die generelle Inhaltsarmut kaschieren soll. Abgesehen von der als Hub dienenden Spielerstadt SBC Glocken gibt es gerade mal vier schmucklose Freilandbereiche mit noch sterileren Dungeons.

Die Steuerung bietet einen mächtigen, deaktivierbaren Zielhilfemodus.
Weitere Gebiete, Charakteren und Waffen sollen als Season-Pass-Inhalte folgen. Gegner materialisieren sich bei Annäherung in die sonst völlig ausgestorbenen Areale und lösen sich nach ihrer Eliminierung in Luft oder Beute auf, bevor sie gegebenenfalls wiederentstehen.

Feuer frei!

Dank mächtiger, wenn auch abschaltbarer Zielunterstützung muss man lediglich in die Richtung eines Feindes blicken und den Abzug drücken, um Treffer zu landen. Eine Zielaufschaltung gibt es jedoch nicht. Je höher die Zielgenauigkeit der Waffe und je geringer Entfernung und Schussrate sind, um so höher aber natürlich die Trefferquote. Insgesamt neun Waffengattungen stehen zur Auswahl: Handfeuerwaffen, Schrotflinten, Maschinenpistolen, Sturmgewehre, Scharfschützengewehre, Gatling-Geschütze, Granatwerfer, Schwerter sowie eine erst später verfügbare Kombination aus Pistole & Schwert à la Kirito.

Ansonsten kommen Einhandwaffen wie Pistolen stets in doppelter Ausführung zum Einsatz. Später kann man mit der entsprechenden Fähigkeit aber selbst zwei Zweihandwaffen wie Sturmgewehre oder Schrotflinten gleichzeitig abfeuern. Wer bestimmte Waffenarten häufig einsetzt, wird im Umgang immer geübter. Zudem kann man Waffen mit passenden Materialien aufrüsten und umbauen sowie darin enthaltene Eigenschaften transferieren.

Die Charakterentwicklung bietet viele Freiheiten - sowohl Wertesteigerungen als auch Fertigkeiten lassen sich individuell auswählen.
Neben Waffen können auch Kostüme, Zubehör wie Schmuck und Kopfbedeckungen oder Gadgets wie Granaten und Erste-Hilfe-Kits individuell erworben, ausgerüstet und gewechselt werden.

Freie Entfaltung

Bei der Charakterentwicklung darf man ebenfalls selbst Hand anlegen. So lassen sich bei Stufenaufstiegen nicht nur Statuswerte wie Stärke, Vitalität, Intelligenz, Beweglichkeit, Geschick und Glück erhöhen, sondern auch Punkte in neue Fertigkeiten investieren, von denen sich jeweils bis zu vier auf waffenspezifische Skill-Paletten legen lassen. Zusammen mit bis zu vier ausgerüsteten Gadgets und zwei wechselbaren Bewaffnungen wirkt die Steuerung allerdings etwas überladen - vor allem, da man auch manuell hüpfen, rennen, ausweichen, hocken, nachladen, mit einer Art Greifhaken hantieren und KI-Anweisungen erteilen muss.

Darüber hinaus kann man sich als Angreifer, Zerstörer, Scharfschütze, Ingenieur, Unterstützer oder Tank spezialisieren und entsprechende Charakter-Builds als Presets abspeichern. Auch auf die Ausrüstung, Entwicklung und das Verhalten des eigenen KI-Partners kann man Einfluss nehmen, wobei die KI generell eher durchwachsen ist - egal, ob bei Freund oder Feind. Vor allem an der Wegfindung und Zielerkennung hapert's mitunter gewaltig.

Wer mit seinen Mitspielern viel Zeit verbringt, kommt ihnen dabei immer näher.
Für erfolgreiche Leistungen wie Heilungen oder Wiederbelebungen kann man seine Mitstreiter aber auch loben und so vorübergehend den Zusammenhalt bzw. die Gruppenwerte stärken.

Wenn man mit bestimmten Charakteren besonders viele Einsätze bestreitet und Zeit verbringt, festigt das sogar die Freundschaft, wodurch man nicht nur individuelle Ereignisse auslösen, sondern auch das Spielende beeinflussen kann. Im Verlauf der 30 bis 40 stündigen Einzelspieler-Kampagne können nicht nur Storymissionen, sondern auch zahlreiche Neben-, Jagd-, Spezialgegner- und Schatzsuche-Quests absolviert werden. Zudem kann ein sehr zeitaufwändiges Bonusende in Angriff genommen werden. Darüber hinaus kann man eintauschbare Medaillen sammeln, mit Informationen handeln, gefundene Gegenstände identifizieren lassen oder sich den Kopf über Geldanlagen zerbrechen und mehr.

Gegner aus Fleisch und Blut

Ein echter Mehspielermodus ist ebenfalls mit an Bord. Allerdings kann man da lediglich PvE- oder PvP-basierte Bosskampf-Kurzeinsätze bestreiten. Kooperativ können bis zu vier Spieler mit KI-Begleitern, kompetitiv sogar bis zu acht Spieler in die Schlacht ziehen. Beim einen versucht man gemeinsam einen bestimmten Gegner zu besiegen, beim anderen kämpfen zwei Gruppen darum, wer mehr Schaden anrichtet, während sie sich nebenher auch gegenseitig unter Beschuss nehmen.

Der echte Mehrspielermodus beschränkt sich auf öde Arena-Kämpfe mit PvE- oder PvP-Fokus, bei denen oft eher um das knappste Outfit gewetteifert wird...
Ein paar Runden lang ganz nett, auf Dauer aber trotz Ranglisten, Zuschauermodus und alternativ spielbarer Story-Charaktere eher unspektakulär und öde. Kein Wunder, dass meist nur wenige Spieler online sind.

Trotzdem vermisst man detaillierte Matchmaking-Optionen und auch sonst wirkt der technische Unterbau nicht besonders solide. Hinzu kommen nervige Ladezeiten, Spielabbrüche und grafische Defizite wie merkwürdige Unschärfe-Effekte und mangelnde Kantenglättung. Die Lokalisierung lässt ebenfalls zu wünschen übrig: Sprachausgabe gibt’s nur auf Japanisch und dazu durchwachsene deutsche Untertitel. Immerhin werden alle wichtigen Infos in Datenbanken vermerkt und für unterwegs gibt es eine praktische Kartenfunktion mit freischaltbaren Schnellreisepunkten.

Fazit

Sword Art Online: Fatal Bullet entführt ins virtuelle MMO Gun Gale Online, wo im Gegensatz zu Sword Art: Origin (Hollow Realization) oder Alfheim Online (Lost Song) eher Sci-Fi-Elemente und Schusswaffen im Vordergrund stehen. Waffen und Charaktere lassen sich individuell trainieren und modifizieren, Beziehungen zu simulierten Mitspielern gezielt vertiefen. Story und Inszenierung wirken aber eher halbgar, Technik und Mehrspielermodi äußerst unspektakulär. Statt kooperativer Story-Einsätze gibt es zum Beispiel lediglich PvP- und PvE-basierte Bosskampf-Imbisse vor erschreckend steriler Kulisse. Zudem sollte man keine Probleme mit einem hohen Grind-Faktor, zehrenden Ladezeiten und ausschließlich japanischer Sprachausgabe haben. Das virtuelle Online-Flair lässt hier und da ebenfalls zu wünschen übrig. Da war Sword Art Online: Hollow Realization trotz ähnlicher Einschränkungen für mich unter dem Strich klar besser...

Pro

über 20 virtuelle Teamkameraden
individuelle Charakterentwicklung
anpassbare KI-Partner & Waffen
praktische Kartenfunktion & Schnellreisepunkte

Kontra

mäßige Technik & Inszenierung
maue Story & Mehrspielermodi
öde Schauplätze & Gegner
stummer Protagonist
hoher Grind-Faktor
zehrende Ladezeiten
ausschließlich japanische Sprachausgabe

Wertung

PlayStation4

Weitestgehend unspektakulärer und sehr Grind-lastiger Ausflug ins virtuelle MMO Gun Gale Online.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

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Leicht
Mittel
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Extrem
  • Season Pass, dessen Inhalte Auswirkungen auf Design und Balance haben können, z.B. XP-Boosts, Waffen, etc.
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