Nacon Daija Arcade Stick07.12.2018, Michael Krosta

Im Test: Robustes Schwergewicht

Was für ambitionierte Rennfahrer ein ordentliches Lenkrad-Setup an Konsolen und PCs darstellt, ist für Hardcore-Fans von Prügelspielen der Fight Stick. Das auf Gaming Hardware spezialisierte Unternehmen Nacon hat mit seinem Daija Arcade Stick ebenfalls ein solches Exemplar im Repertoire, dessen Qualitäten wir im Test unter die Lupe genommen haben...

Schwer und robust

Schon beim Auspacken wird deutlich, dass es sich hier nicht um ein klappriges Kinderspielzeug handelt: Mit seinen Abmessungen von 32,4 x 16,8 x 45,6 cm fällt der Arcade-Stick größer aus als eine Xbox One und bringt zudem mehr als 4,5 Kilo auf die Waage. Dabei trägt neben dem stattlichen Gewicht auch die gummierte Unterseite dazu bei, dass der Koloss auch bei intensivem Gebrauch nicht verrutscht und wie ein Fels in der Brandung auf dem Tisch thront. Optional ist es aber auch kein Problem, ihn für ein entspanntes Zocken einfach auf dem eigenen Schoß zu platzieren. Egal für welche Alternative man sich entscheidet: Der Daija Arcade Stick überzeugt umgehend durch eine hochwertige Verarbeitung und wirkt robust.

Dazu tragen auch die verwendeten Komponenten von Sanwa bei – sei es der stabile Stick mit seinen Mikroschaltern und dem typischen Klacken oder die acht Knöpfe auf der Oberseite, deren hohe Empfindlichkeit in Kombination mit der flotten

Der Arcade Stick ist äußerst robust und bringt mehr als vier Kilo auf die Waage.
Reaktionszeit allerdings zunächst etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, sich danach vor allem in schnellen Fighting Games aber sogar als enormer Vorteil erweist.

Komplette Anpassung möglich

Genau wie z.B. beim Konkurrenten Razer Panthera erlaubt auch das Nacon-Modell das Öffnen der Haube und damit einen Blick ins Innenleben des Controllers, das man nach eigenen Wünschen modifizieren kann. Durch die Verwendung von Sanwa-Komponenten lassen sich z.B. sämtliche Knöpfe und sogar der Stick austauschen. Dazu trennt man einfach die verschiedenfarbigen Kabel ab, deren Zuordnung noch in einem kleinen Diagramm-Aufkleber als Erinnerungsstütze dargestellt wird. Bei den eigenen Versuchen erwies sich der Austausch dagegen trotz der gut isolierten Kabelenden als ziemlicher Kraftakt, weil sie sich nicht so leicht von den Steckern der Knöpfe trennen ließen als gedacht. Teilweise musste sogar eine Greifzange herhalten, um die Kabel abzuziehen. Wesentlich einfacher gestaltet sich dagegen das Heraustrennen der Knöpfe aus dem Gehäuse, falls man

Der Blick ins aufgeräumte Innenleben lädt zum Modifizieren ein.
hinsichtlich Faktoren wie Form oder Lautstärke lieber anderen Variationen aus dem reichhaltigen Sortiment von Sanwa den Vorzug geben möchte.

Doch auch von Haus aus werden bereits Anpassungsmöglichkeiten geboten: Neben dem standardmäßig angebrachten Kugelknauf (Balltop) findet sich im Lieferumfang auch der eher längliche Battop-Aufsatz für den Stick. Dabei ist der Austausch ein Kinderspiel und der nicht verwendete Knauf lässt sich einfach wieder am dafür vorgesehenen Platz im Inneren verstauen. Selbst die Optik lässt sich auf Wunsch aufpeppen: Die Abdeckung für die Frontplatte lässt sich abnehmen, sobald man die Schrauben mit dem mitgelieferten Torx-Schraubenzieher gelöst hat. Dank der PDF-Vorlage auf der offiziellen Webseite lassen sich eigene Designs gestalten und ausdrucken, um anschließend die Front des Controllers zu zieren. Allerdings muss man abwägen, ob es einem den Aufwand wert ist, denn man muss nicht nur seine kreative Energie in den eigenen Entwurf investieren, sondern zunächst auch sämtliche Knöpfe und den Stick entfernen, um die neue Auflage passgenau auf der Frontplatte anzubringen. Zusammen mit einigen Werbe-Stickern liefert Nacon bereits eine alternative Designauflage mit – gut so, denn bei unserem Testmodell wies die Standardfolie ein paar hässliche Flecken auf. Zudem fiel der recht intensive Geruch unserer Testeinheit negativ auf. Dass auf der offiziellen Webseite nur eine englischsprachige Anleitung zum Download bereitgestellt wird, ist ebenfalls nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.

Viele Freiheiten und anfängliche Orientierungsprobleme

Davon abgesehen verfestigte sich aber der positive Eindruck: Mit drei Metern fällt das USB-Kabel nicht nur angenehm lang aus, sondern lässt sich auch bequem in einem Schacht auf der Rückseite verstauen. Im Gegensatz zum Razer Panthera ist es allerdings direkt mit dem Gehäuse verbunden und lässt sich nicht abnehmen, also im Fall eines möglichen Kabelbruchs damit auch nicht so problemlos austauschen. Eine kabellose Variante gibt es nicht, doch die kompetitiven Spieler und damit das Zielpublikum würde aufgrund des erhöhten Input-Lags ohnehin darauf verzichten. Viel wichtiger erscheint daher der Eingang für den Anschluss eines Headsets per Klinkenstecker, der rechts unten angebracht wurde. Damit steht auch kommunikationsfreudigen Online-Duellen im Zusammenspiel mit der Hardware nichts im Wege.

Da es sich beim Daija Arcade Stick um ein offiziell lizenziertes PlayStation-Produkt handelt, ist das Gerät mit allen nötigen Knöpfen und Funktionen für eine PS4-Kompatibilität ausgestattet. Selbst ein Touchpad wurde zusammen mit Options-, Share- und PlayStation-Button sowie weiteren Tasten für die L3-/R3-Belegung seitlich am Gehäuse angebracht. Das ist zwar zu Beginn etwas befremdlich, weil man zunächst die systemischen Anlaufstellen auf der Front-Platte vermisst, wo man lediglich

Das USB-Kabel lässt sich zwar nicht abnehmen, aber bequem im dafür vorgesehenen Fach verstauen.
die vier Standard-Symboltasten zusammen mit L1/2 sowie R1/2 vorfindet. Da der Options-Knopf und der PlayStation-Button aber etwas größer ausfallen, lassen sie sich selbst im Eifer des Gefechts nach einer kurzen Eingewöhnung leicht ertasten.

Außerdem finden sich noch zwei Schieberegler auf der rechten Seite. Mit dem einen legt man fest, welche Controller-Funktion der Stick eigentlich übernehmen soll. Zur Wahl stehen der linke und rechte Analog-Stick sowie das Digipad. Das ist vor allem dann bedeutsam, wenn analoge Eingaben nicht zufriedenstellend auf die digitale Variante übertragen werden und das Digitalkreuz de facto die bessere Wahl darstellt.       

Multi-Plattform-Einsatz

Zudem gibt es einen weiteren Schalter, mit dem man die Plattform festlegen kann. Zwar ist der Arcade Stick in erster Linie für den Einsatz an der PS4 konzipiert, lässt sich aber auch an der PS3 und sogar auch dem PC verwenden, sofern die Software das X-Input-Protokoll unterstützt. Und auch wenn sich die Peripherie vor allem für die Nutzung in Fighting Games anbietet, ist man nicht zwingend darauf beschränkt, denn sie wird auch in anderen Spielen als Controller erkannt und lässt sich entsprechend verwenden. Besonders profitieren selbstverständlich 2D-Prügler wie Street Fighter V von dem Stick, da sich die vielen halbkreisförmigen Bewegungen für Spezialattacken damit wunderbar umsetzen lassen. In den von uns getesteten Prüglern wie Mortal Kombat X, Skullgirls, Night In-Birth und Soul Calibur 6 hinterließ der Nacon ebenfalls einen sehr guten

Im Lieferumfang sind neben einem Torx-Schraubenzieher zum Öffnen der Frontplatte auch zwei Knauf-Variationen für den Stick enthalten.
Eindruck.

Gleiches gilt für klassische Arcade-Titel, insbesondere Shoot'em-ups im Stil von R-Type. So hatten wir während des Tests z.B. jede Menge Spaß mit Sine Mora und sogar Amiga-Klassiker ließen sich problemlos mit dem WinUAE-Emulator in Kombination mit dem Arcade Stick spielen – da wurden gleich Erinnerungen an den Competition Pro wach. Selbst mit heruntergeladenen Klassikern von der ersten PlayStation (PSOne) funktionierte der Controller in entsprechenden Spielen einwandfrei. Nur Besitzer einer Xbox One schauen in die Röhre, was angesichts eines offiziell lizenzierten PlayStation-Produkts zwar nicht überrascht, aber dennoch schade ist.

Fazit

Der Daija Arcade Stick ist ein feines Stück Hardware! Die Verarbeitungsqualität ist dem Preis entsprechend ebenfalls sehr hoch angesiedelt und man bekommt für sein Geld eine äußerst robuste Peripherie. Dabei lassen vor allem die Anpassungsmöglichkeiten angefangen beim Austausch der Sanwa-Komponenten bis hin zum Anfertigen individueller Auflagen für die Frontplatte kaum Wünsche offen, selbst wenn das Abtrennen der Kabel für den Umbau teilweise einen Kraftakt erfordert und ausgerechnet das mit drei Metern ausreichend lange USB-Kabel bei einem potenziellen Kabelbruch nicht einfach ausgetauscht werden kann. Schön zudem, dass der Controller nicht nur an der PS4, sondern auch noch an der PS3 sowie am PC funktioniert und neben Fighting Games sogar bei 2D-Spielen anderer Genres eine prima Figur abgibt, auch wenn man sich an die hohe Empfindlichkeit der Knöpfe zunächst ebenso gewöhnen muss wie an die Auslagerung von manchen Tasten an die Seite. Die größten Bauchschmerzen dürfte aber wahrscheinlich der Preis von knapp 200 Euro bereiten: Selbst wenn Mitbewerber mitunter noch höhere Beträge für ihre hochwertig verarbeiteten Fight Sticks verlangen, ist das schon eine Hausnummer! Wer aber ohnehin die meiste Zeit mit Prügelspielen oder Arcade-Klassikern verbringt, kann ernsthaft über die hohe Investition nachdenken, denn im Gegenzug bekommt man einen anpassungsfreudigen und reaktionsschnellen Controller von sehr guter Qualität, der das Spielgefühl ohne Zweifel spürbar aufwertet.

Einschätzung: sehr gut

Wertung

PlayStation3

PC

PlayStation4

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