Legend of Kay19.08.2015, Jens Bischoff

Im Test: Die Rückkehr des Kung-Fu-Katers

Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum von Legend of Kay (ab 9,99€ bei kaufen) auf der PS2 spendieren Kaiko und Nordic Games dem Kung-Fu-Kater der Neon Studios ein Comeback. Wie sich Kay auf den verschiedenen Plattformen präsentiert und ob der Zahn der Zeit am Konzept genagt, verrät der Test.

Rebellisches Fellknäuel

Heute wie damals kämpft Kater Kay für die Freiheit der fernöstlichen Insel Yenching, wo das Volk der Katzen früher im Einklang mit der Natur und den anderen Tieren lebte, um seine Kraft aus den magischen Brunnen des Lebens zu schöpfen. Mittlerweile glauben aber nur noch wenige an die alten Traditionen und Weisheiten, die magischen Quellen sind längst versiegt und die Freiheit der Inselbewohner durch eine Invasion machthungriger Gorillas und hinterlistiger Ratten bedroht.

Auch der rebellische Kay glaubt mehr an die Macht seines Schwertes als an überlieferte Mythen und Wunderwasser. Als die Invasoren dann auch noch die örtliche Martial-Arts-Schule schließen lassen, ist endgültig Schluss mit lustig: Kay schnappt sich das Katana seiner Ahnen, verlässt sein Heimatdorf und startet einen Ein-Mann-Feldzug gegen Yenchings Besatzer.

Mit Krallen, Schwert und Hammer

Auf seiner Reise bekommt er es aber nicht nur mit Klingen schwingenden Nagern und Primaten zu tun, sondern muss auch in Kämpfen mit aggressiven Pflanzen, Insekten, Bären und Reptilien seinen Kater stehen. Dazu kann er im Verlauf des Spiels auf drei Waffengattungen zurückgreifen:

Im Kampf gegen Gorillas, Ratten und Co stehen Kater Kay drei Waffengattungen zur Verfügung.
Leicht zu handhabende Schwerter, flinke Krallenaufsätze und gewaltige Streithämmer. Jede Waffenart hat dabei gewisse Vor- und Nachteile, die man je nach Gegner geschickt abwägen sollte.

Die Kampfsteuerung ist handlich und simpel: Es gibt lediglich eine Angriffstaste, die man mit anderen Manövern kombinieren kann. So kann man Gegner nicht nur frontal angreifen und Gegenangriffe blocken, sondern auch aus der Luft auf sie herabdonnern, sich elegant um ihre Deckung rollen, selbige mit einem Aufwärtshaken durchbrechen oder sich mit einem Rundum-Schlag Platz verschaffen. Nach erfolgreichen Treffern kann man seine Feinde sogar mit artistischen Kombinationen verblüffen, die ungemein leicht von der Hand gehen und einen wie der Blitz von einem Gegner zum nächsten katapultieren.

Hoch hinaus

Kombos sind aber nicht nur wichtig, um Widersacher zu düpieren, sondern auch um sonst unzugängliche Areale zu erreichen. Gerade im Kampf gegen fliegende Kontrahenten gelangt man mit luftigen Angriffsverkettungen oft auf anderweitig unerreichbare Plattformen oder über sonst unpassierbare Abgründe, um Bonusleben, Rüstungen oder Goldschätze einzusacken. Meist werden einem die Flugstunden über angreifbare Luftbojen aber ziemlich leicht gemacht, die meist auch genau dort herumhängen, wo man zum Öffnen verschlossener Schatzkisten einen hohen Kombozähler benötigt. In der Regel lassen sich die Kisten allerdings mit ganz normalen Standardhieben öffnen, um ihnen Energieauffrischungen, Münzen oder nützliche Tränke wie z. B. eine Flasche voller angriffslustiger Hornissen zu entreißen.

Viele Objekte kann man alternativ auch beim örtlichen Trödler erstehen, der freundlicherweise auch verpasste Waffen-Upgrades und hilfreiche Tipps zum Spielablauf und Weiterkommen feil bietet, sofern man noch Platz in seinem mit fünf Items recht knapp bemessenen Inventar hat. Dank Kartenfunktion ist man über den aktuellen Standort des Händlers jederzeit im Bild und sieht auch, wo man als nächstes hin sollte, wo sich Schlüsselpersonen aufhalten oder wo man speichern kann. Letzteres geschieht zum Teil auch automatisch, wobei man durch fair verteilte Rücksetzpunkte auch nach längerer Zeit ohne Speichern nie viel wiederholen muss.

Die Bossgegner sind meist schnell durchschaut, machen aber trotzdem Laune.
Zudem kann man den allgemeinen Schwierigkeitsgrad in vier Stufen an seine Bedürfnisse bzw. Geschicke anpassen oder die Spielsprache frei wählen.

Licht und Schatten

Einen Grund, die deutsche Synchro zu ändern, gibt es  nicht. Ganz im Gegenteil: Die professionellen Sprecher sind voll bei der Sache und die eingestreuten Dialekte, Akzente und Sprachfehler (u. a. lispelnde Hasen, sächselnde Schildkröten und Frösche mit französischem Tonfall) durchaus amüsant. Auch die übrige Soundkulisse glänzt mit stimmungsvollen Melodien fernöstlicher Prägung.

Die einst so atmosphärische Spielwelt hat hingegen trotz HD-Aufhübschung an Glanz verloren. Die Modellierungen wirken trotz Überarbeitung oft sehr klobig, die Texturen trotz höherer Auflösung verwaschen, Effekte und Animationen angestaubt oder unpassend. Die Kameraführung ist auch nicht immer optimal. Gerade in engen Räumen können eigentlich simple Sprungpassagen trotz manueller Kamerajustierung und zuschaltbarer Ego-Perspektive immer wieder zum Glücksspiel werden.

Generell funktioniert die halbautomatische Kameraführung allerdings recht ordentlich und auch die Kollisionsabfrage gibt nur selten Anlass zur Kritik. Schade nur, dass es keine kompletten Levelkarten, sondern immer nur zoombare Ausschnitte gibt, so dass man anfangs schon mal die Orientierung verlieren kann. Nach einer Weile findet man sich in den Wäldern, Sümpfen, Tempeln und Dörfern Yenchings aber ganz gut zurecht, freut sich über die seltenen und kurzen Ladezeiten und schaut kaum mehr auf die einblendbare Karte.

Kaum Stolpersteine

Die eingestreuten Schalter- und Objekträtsel erledigen aufmerksame Spieler im Vorbeigehen. Selbst die Bosskämpfe sind eher einfach gestrickt und leicht zu meistern. Bei den auch separat bestreitbaren Wettrennen gegen die Uhr benötigt man hingegen schon mal mehrere Anläufe, bis man die Vorgaben und das Ziel heil erreicht hat. Eine nette Abwechslung sind die Wildschweinritte, Drachenflüge oder Bootsfahrten aber allemal, auch wenn der Reiz trotz Online-Ranglisten im weiteren Spielverlauf spürbar nachlässt. Ansonsten bekommt man solide Hüpf- und Kampfaction geboten, die lediglich durch die seichte Story sowie das mitunter sehr lineare und altbackene Missionsdesign ernüchtert.

Dafür motivieren die Zelda-typischen Charakterverbesserungen wie zusätzliche Herz- und Magiecontainer für mehr Lebens- bzw. Zauberenergie,

In der liebevoll designten Spielwelt gibt es trotz betagter Grafik einiges zu entdecken.
verschiedene Rüstungen und Waffen-Upgrades, wobei sich die Magieanwendung leider auf flächendeckende Blitzattacken beschränkt. Zudem sind in der ganzen Spielwelt bunte Kristalle und bonusträchtige Dämonenportale versteckt, die nur mit speziellen Tränken kurze Zeit sichtbar sind.

Darüber hinaus lassen sich durch hohe Punktzahlen auch Extras wie Bilder, Charaktermodelle, Musikstücke oder im Comic-Stil gehaltene Story-Videos freischalten. Auf der WiiU kann man das Abenteuer auch ohne Fernseher genießen. Ansonsten gibt es aber keine nennenswerten Systemunterschiede abseits üblicher Auflösungsdifferenzen, bei denen PS4 und PC leicht die Nase vorn haben.

Fazit

Kaiko hat das zehn Jahre alte Action-Adventure der Neon Studios ordentlich, aber unspektakulär auf die Stationärsysteme der letzten sowie der aktuellen Generation portiert. Trotz teils sichtbar aufgehübschter Texturen und Charaktermodelle wirkt die Grafik im Allgemeinen aber doch recht antiquiert, die Effekte mitunter aufgesetzt. Wer ein leicht zugängliches und handwerklich solides Hüpfabenteuer mit Martial Arts-Einschlag sucht, wird trotzdem zufrieden sein. Besonders jüngere Spieler sollten auf ihre Kosten kommen. Die tolle deutsche Synchro und die liebevoll designte Spielwelt können selbst heute noch überzeugen. An Preis und Umfang gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Wer allerdings noch das PS2-Original im Schrank stehen hat, kann sich die Neuauflage sparen.

Pro

eingängige Steuerung
liebevoll designte Spielwelt
stimmungsvolle Soundkulisse

Kontra

altbackene Story
angestaubte Technik
sehr linearer Spielverlauf

Wertung

360

Solides, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Comeback des Martial-Arts-Katers.

PlayStation3

Solides, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Comeback des Martial-Arts-Katers.

Wii_U

Solides, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Comeback des Martial-Arts-Katers.

PlayStation4

Solides, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Comeback des Martial-Arts-Katers.

PC

Solides, aber nicht mehr ganz zeitgemäßes Comeback des Martial-Arts-Katers.

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