Herrenhausflair wie in alten Zeiten
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Auf der Captivate in Rom zeigte Capcom zum ersten Mal aussagekräftige Spielszenen.
Der Boden knarzt, eine Wanduhr tickt, Schatten huschen über die Wand. Leon S. Kennedy bewegt sich seit einer Viertelstunde langsam mit vorgehaltener Pistole durch die Dunkelheit - gerade tigert er durch einen riesigen Speisesaal. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass die ersten Spielszenen von Resident Evil 6 so etwas wie Herrenhausflair verströmen. Leon ist zwar in einer amerikanischen Universität unterwegs, aber nicht nur die Holzvertäfelungen, Teppiche und Kronleuchter erinnern an die mondäne Villa von Umbrella.
Es ist neben dem altmodischen Interieur vor allem das ruhige Erkunden, das Erahnen des kommenden Schreckens, während ein kleiner Lichtkegel jeder Bewegung folgt. Hier baut sich schon beim Zuschauen eine angenehme Spannung auf, weil lange Zeit kein Schuss fällt und niemand zu sehen ist. Irgendwann kippt eine Leiche aus einer Nische, dann passiert wieder lange nichts, bis plötzlich eine Gestalt in einen Gang hetzt. War das ein Zombie? Oder ein Mädchen? Die Regie des Einstiegs ist vielversprechend, denn man fühlt sich angenehm an alte Zeiten erinnert.
Déjà-vu im dunklen Flur
Leon S. Kennedy ist zusammen mit Hanna Harper unterwegs in einer amerikanischen Universität. Hier entsteht ein Herrenhausflair wie im ersten Teil der Serie.
Als Leon über einen düsteren Flur pirscht, dessen rechte Seite von hohen Fenstern gesäumt wird, während draußen ein Gewitter wütet, konnte ich fast das Glas splittern und einen mutierten Hund herein springen sehen – das passierte zwar nicht, aber die Situation war wie ein Déjà-vu des
Klassikers von Shinji Mikami aus dem Jahr 1996. Und an dieses schaurige Gefühl von Resident Evil, an diese Was-geschieht-hinter-der-nächsten-Ecke-Ungewissheit will man anknüpfen, betonen Hiroyuki Kobayashi (Executive Producer) und sein Team. Sie wollen zurück zu dem lauernden Schrecken und den Schockmomenten, die viele Fans mit den Anfängen der Serie verbinden. Und sie demonstrieren live, dass sie es ernst meinen.
Kein Wort fällt in Rom vor den Kulissen über Call of Duty (hinter den Kulissen knirschen die Zähne einiger Verantwortlicher dafür umso lauter), dafür beschreibt ein Superlativ nach dem anderen die hehren Ziele der Entwickler, die „etwas bisher nie Erlebtes“ inszenieren und den "Survival-Horror auf eine neue Ebene" bringen wollen. Alles nur das übliche Säbelrasseln? Beschwichtigende PR-Deeskalation? Das sind jedenfalls starke Worte, an denen sich das Abenteuer am 2. Oktober messen lassen muss. Natürlich sieht das Vorgespielte tatsächlich richtig klasse aus. Und das bisher Gesehene deutet darauf hin, dass Capcom nicht mit rauchenden Sturmgewehren den Hamburger Hill erklimmen, sondern an seine Tradition anknüpfen will.