Homefront: The Revolution07.08.2015, Jan Wöbbeking

Vorschau: Mollis, RC-Bomben und Breakdance

Nach der THQ-Insolvenz und Cryteks Verkauf seines UK-Studios kümmern sich die Entwickler von Homefront Revolution mittlerweile bei den „Deep Silver Dambuster Studios“ um das „Reboot“ des Shooters. Erneut hat der asiatische Agressor die USA unterjocht – und der Spieler muss sie sich Stück für Stück zurückerobern. Wir haben uns auf der gamescom durchs zertrümmerte Philadelphia geschlagen.

Erneut in der Opferrolle

Statt sich am realen Vorbild zu orientieren, haben sich die Entwickler eine Fantasie-Version von Philadelphia geschaffen, welche besser zum verwüsteten Thema passen soll (und vermutlich auch weniger Aufwand bedeutet als nachzubauen). Die Metropole ist in drei Gebiete eingeteilt: Die relativ gut erhaltene grüne Zone, die gelbe Zone, welche einem von Kameras überwachtem Ghetto gleicht, und die rote Zone, welche wie ein futuristisches zertrümmertes Kriegsgebiet aussieht.  Auch die im Jahr 2029 spielende Story haben sich die Entwickler neu ausgedacht. Statt näher darauf einzugehen, konzentrierte sich die Präsentation aber darauf, dass die Presse selbst loslegen konnte: In der offenen Stadt erobert man einen „Strike Point“ nach dem anderen, um sich auch die dortige Munition und Ressourcen unter den Nagel reißen zu können. Die meisten der Fähigkeiten wurden schon auf der letztjährigen E3 erklärt, darum konzentriere ich mich diesmal auf die Spielerfahrungen.

Diese netten Drohnen und Herren kümmern sich an fast jedem Ort um euer Wohlergehen.
Nachdem eine Besatzer-Patrouille unerwartet die ausgekundschaftete Route gewechselt hat, mahnen mich meine KI-Mitstreiter zur Eile und Improvisation. Wir spurten aufs Dach, auf dem für solche Fälle sicherheitshalber Fassbomben festgebunden wurden. Ich muss sie nur noch im passenden Moment zum Fahrzeug kullern lassen. Ein Druck im richtigen Moment und die fiesen Explosivkörper liegen mit knisternder Lunte vorm gepanzerten Mannschaftswagen. Meine Widersacher haben die Gefahr aber schnell genug antizipiert und rollen sich heraus, woraufhin es zu einer schnellen Schießerei kommt.

Ab durch die Mitte!

Danach springe ich auf ein Motorrad und düse über ein paar Rampen und Baracken weiter zum nächsten Stützpunkt. Wirklich ideal ist die Steuerung auch mit dem Controller noch nicht, so dass ich ab und zu neben einem Bretterverschlag lande und zurücksetzen muss. Auch die Kamerasteuerung des Soldaten mit Maus und Tastatur bleibt manchmal kurz hängen; außerdem glitchen einige Gegner und Drohnen noch wie beim Breakdance durch die Gegend.

Wie romantisch...
Als ich durch die Stadt rase, wirkt das mit der CryEngine berechnete Panorama solide: Die mit realistischen Trümmern übersäte Stadt wird von der Abendsonne in ein fast schon romantisches Licht getaucht, aus der Nähe wirken die Schatten und Texturen aber noch etwas unsauber. Die stark aufs Graubraune konzentrierte Farbpalette lässt das Gesamtbild allerdings ziemlich trist erscheinen. Das mag zwar zum Thema passen, wirkt nach zahllosen Militär-Shootern trotzdem reichlich ausgelutscht.

All your base are...

In der zweiten Basis ist die Suche nach einem Generator angesagt. Da ich seine Markierung zuerst mit der eines Stützpunktes verwechselt habe, mache ich mich erst einmal in den Winkeln der Ruine auf die Suche. Man muss schon verdammt vorsichtig vorgehen, wenn man nicht von den vielen herumschwirrenden Drohnen erfasst werden will. Sonst wimmelt es im Handumdrehen von bewaffneten Riot-Cops und Panzerwagen, welche die Energieanzeige mit ihren Geschützen schnell leeren. Da es keine automatische Heilung gibt, sprinte ich hinter eine Deckung, haue mir eine Spritze in den Arm und probiere das RC-Fahrzeug aus. Etwas seltsam ist, dass die Gegner meinen Soldaten währenddessen offenbar weniger aggressiv angreifen - stattdessen kann ich die ferngesteuerte Bombe mit Kameranavigation in Ruhe unter dem Fahrzeug parken und zünden. In seine Einzelteile explodiert der Wagen allerdings erst nach einer zweiten Ladung. Danach bleibt der Weg zum Generator nach wie vor brenzlig, weil mich beim Schleichgang eine Drohne überrascht und auch bei einem geschickten Sprint um Ecken an meinen Fersen haftet. Also schlage ich mich erneut in Deckung und liefere mir wieder ein paar Schießereien. Die Truppen umkreisen mich clever von allen Seiten, so dass ich in Bewegung bleiben muss.

Gadgets und Feintuning der Waffen spielen im futuristischen Guerilla-Krieg eine wichtige Rolle.
Im Nahkampf stellen sich die meisten Soldaten dagegen ziemlich dämlich an. Manche registrieren mich nicht einmal, wenn ich gemütlich von der Seite an sie heran schreite und mit einer schwungvollen Ladung aus der Schrotflinte umpuste. Ein anderes Grüppchen bekommt einen lodernden Molotov-Cocktail zu schmecken. Noch fieser wirkt ein explosives Geschoss, das bei einem Treffer einen martialisch animierten Todeskampf in lodernden Flammen nach sich zieht.

Wie die Mücken

Es ist natürlich erfreulich, dass die Gegner selten locker lassen – trotzdem können die herumschwirrenden Drohnen zumindest zu Beginn ganz schön lästig werden. Auch Sprengsätze, Näherungssensoren und allerlei technische Basteleien kommen zum Einsatz. Außerdem lassen sich die Waffen detailreich anpassen und mit Aufsätzen wie Lampen, Visieren und allerlei Gadgets ausstatten. Die mit einer taktischen Handy-Karte vorbereiteten Manöver umfassen den Einsatz von Drohnen, Fahrzeugen, Sabotage, Infiltration sowie Schleich-Touren.

Ausblick

Zu Beginn meines Ausflugs ins besetzte Philadelphia hatte ich noch richtig Lust darauf, mir einige Stützpunkte zu erschließen. Da man immer auf der Hut sein muss, machte es natürlich Spaß, sich in der offenen Stadt an den Patrouillen vorbei zu mogeln und die gepanzerten Besatzer mit fiesen kleinen Gadgets in die Luft zu jagen. Nach einer Weile gingen mir die omnipräsenten Drohnen aber ein wenig auf die Nerven – vielleicht kann man sich nach einer gewissen Gewöhnung geschickter auf sie einstellen. Auch die schwankende KI und die zahlreichen Grafik-Glitches machen mich noch skeptisch. Und warum muss es ausgerechnet wieder eine derart öde, graubraune Farbpalette sein? Klar, das passt zum Thema, wirkt mittlerweile aber reichlich ausgelutscht. Falls die Entwickler die vom Publisher Deep Silver gewährte Zeit bis zum Release im kommenden Jahr nutzen, könnte aber durchaus ein spannender Guerilla-Krieg aus Homefront: The Revolution werden.

Einschätzung: befriedigend

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