Wenn aus Feinden Freunde werden
Die UFC-Lizenz gehörte zu den ersten Prunkstücken aus dem THQ-Vermächtnis, die schnell ein neues Zuhause gefunden hat. Ironischerweise bei Electronic Arts, dem ehemaligen Primärfeind von UFC-Präsident Dana White. 2009 wurde er angesichts der Ankündigung von EA Sports MMA folgendermaßen zitiert:
"I went to EA Sports. Know what EA Sports said? ‘It’s not a sport. This isn’t a sport. We would never get involved in something like this.’ We come out with a video game and now they want to come out with a video game? Fuck you. All these people that want to cry and bitch, EA Sports didn’t give a fuck about you and wouldn’t even touch this thing with a 10-foot pole."
Doch das Kriegsbeil wurde schnell begraben und dem Team unter der Leitung von Creative Director Brian Hayes (Fight Night Champion) die volle Unterstützung zugesagt. In wenigen Wochen kommt das Ergebnis EA Sports UFC auf den Markt und muss beweisen, dass die Ignite Engine auf PlayStation 4 und Xbox One in der Lage ist, dem mittlerweile mehr als zwei Jahre alten letzten Mixed-Martial-Arts-Ableger auf den "alten" Konsolen die Stirn zu bieten.
Heilsbringer "Ignite"
Die Kämpfe sind dynamisch, die Übergänge zwischen Bodenkampf, Clinch und "Stand-Up" sind gelungen. Dennoch kommt es manchmal zu einem merkwürdigen Zusammenspiel zwischen vorberechneten Animationen und physikalischen Einflüssen.
Was die Kulisse betrifft, hatte ich mir unter dem Strich mehr erhofft. Klar: Mit der neuen Konsolentechnik sehen die Kämpfer besser aus als die Gegenstücke aus der letzten Generation. Doch die Diskrepanz zum gerade noch durchschnittlichen Publikum und selbst zu den "Nebenfiguren" wie Ringrichter, Sprecher Bruce Buffer ist auf den neuen Systemen ebenso groß wie auf den alten. Ignite steckt offensichtlich immer noch in den Kinderschuhen und schafft es bislang auch hier noch nicht zu zeigen, was wirklich alles in der Engine steckt. Das ist auch bei den Animationen spürbar: Generell zwar sauber, kommt es ab und an zu merkwürdigen Verrenkungen, die teilweise auch aus dem nicht immer geglückt scheinenden Spagat zwischen vorberechneter Bewegung und physikalischer Auswirkung abzuleiten sind. Sprich: Im Duell zwischen Aktion und Reaktion wirkt nicht alles authentisch. Dafür jedoch hinterlässt die Kollisionsabfrage einen sehr guten Eindruck. Man muss schon verteufelt gut hinschauen, um Clipping-Probleme zu entdecken. Und wenn man sie sieht, dann betreffen sie höchstens die Kleidung. Sobald es um Körperkontakt geht, konnte ich in den bislang ausgefochtenen Kämpfen keine Probleme erkennen.
Die Athleten sehen ihren realen Vorbildern mitunter sehr ähnlich.
Und was ist mit der Mechanik? Wer EAs ersten Abstecher in die Welt des Mixed Martial Arts gespielt hat, wird sich ebenso schnell zurechtfinden wie Sofa-Athleten, die ihren Weg von der Fight-Night-Serie gefunden haben oder die UFC-Fans, die von den THQ-Titeln kommen. Denn EA Sports UFC scheint alle drei gut vermischen und unter einen Hut bringen zu können. Die normalen Tasten entsprechen Schlägen und Tritten, die mit den oberen Schultertasten modifiziert werden können. Mit der unteren Schultertaste kann man blocken, der rechte Stick wird mit Modifikatoren für Clinches und Takedowns genutzt. Der Bodenkampf mit seinen so genannten "Transitions" verläuft ähnlich wie bei den THQ-Titeln: Über Viertelkreise mit dem rechten Stick versucht man, seine Position zu verbessern, während der Gegner natürlich versucht, dies zu verhindern. Initiiert man eine „Submission“ (einen Aufgabegriff) kommt es zu einem Minispiel, das eine perfekte Symbiose aus dem Reaktionsspielchen von EA Sports MMA und dem wilden Herumgerudere der THQ-Titel darstellt. Sehr schön hierbei: In Abhängigkeit von den Werten scheint der Verteidigende eine deutlich höhere Chance zu haben, der Aufgabe zu entkommen als bei den bisher erschienenen MMA-Spielen.