Vorschau: Darkest Dungeon (Taktik & Strategie)

von Jörg Luibl



Darkest Dungeon (Taktik & Strategie) von Red Hook Studios
Wahnsinn im Gewölbe
Publisher: Red Hook Studios
Release:
24.08.2017
26.04.2016
19.01.2016
19.01.2016
27.09.2016
27.09.2016
18.01.2018
28.02.2018
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
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ab 21,99€
Spielinfo Bilder Videos
Was für ein Vertrauen in psychotische Helden, Zufallskerker und Todesgarantie: Mehr als 300.000 Dollar konnte das Team von Red Hook über Kickstarter sammeln, um das knallharte 2D-Rollenspiel Darkest Dungeon zu finanzieren. Mittlerweile ist das rundenbasierte Abenteuer über Steam spielbar, das übrigens auch für PS Vita und PlayStation 4 erscheinen soll. Wir haben uns in die Gewölbe der Early-Access-Version gewagt.


Die Hölle unter dem Herrenhaus

Der Fall des Hauses Usher war ja schon ein unheimlicher. Aber was die Red Hook Studios unter ihrem verfluchten Herrenhaus veranstalten, nimmt schnell höllische Züge an: Denn kaum hat man im heroischen Eifer die Gewölbe unter dem uralten Familiensitz betreten, wird man von Fallen, Skeletten, Dämonen & Co attackiert. Okay, das kennt man. Aber was man in gewöhnlichen Dungeon-Crawlern mal eben mit Schwert und Magie in die Schranken weist, sorgt hier schon in den ersten Gefechten für miese Blutungen, Nahtoderfahrungen oder gar Wahnsinn in zig Formen.

Links die eigene Gruppe, rechts die Monster. Es gibt zehn Klassen in Darkest Dungeon, vom "Highwayman" über den "Jester" bis zum "Bounty Hunter".
Links die eigene Gruppe, rechts die Monster.
Dabei laufen die rundenbasierten Gefechte zunächst sehr simpel ab: Links die eigene vierköpfige Gruppe mit klassischen Rollen vom Heiler über den Schurken bis zum Paladin, rechts die Monster. Je nach Initiative darf man dann diverse Hiebe, Schüsse, Bomben oder Zauber wirken, die eigene Helden stärken oder zig Effekte von der Blendung bis zur Vergiftung verursachen. So weit, so gewöhnlich in schlichter 2D-Kulisse. Aber schon die Inszenierung sorgt dank des markanten Artdesigns für morbide Dark-Fantasy-Atmosphäre. Und die lebt vor allem vom charismatischen Sprecher, der mal mit pathetischen, mal süffisanten Kommentaren fast wie ein Dungeon Master für Stimmung sorgt.

Erst Stress, dann Wahnsinn

Es gibt zehn Klassen in Darkest Dungeon, vom "Highwayman" über den "Jester" bis zum "Bounty Hunter".
Der "Plague Doctor" und sein Charakterschirm. Es gibt zehn Klassen in Darkest Dungeon, vom "Highwayman" über den "Jester" bis zum "Bounty Hunter".
Auch das Licht spielt eine Rolle: Je dunkler es in einem Raum ist, desto härter sind die Feinde, was theoretisch fettere Beute, aber praktisch mehr Probleme verspricht. Wer dem etwas vorbeugen will, kann Fackeln einsetzen.

Noch wichtiger als die Helligkeit ist die Psyche: In Darkest Dungeon geht es nicht nur um Lebenspunkte und Schaden, sondern auch um die geistige Verfassung. Endlich gibt es mal ein Spiel, in dem Charaktere auf ihre Umwelt reagieren! Dazu gehören subtile Kommentare wie etwa ein Genervtes "Muss ich schon wieder in den Dungeon?", aber auch regelrechte Ausraster.

Immer dann, wenn der Stresslevel eines Helden zu hoch ist, dargestellt durch eine helle Leiste, brechen seine Psychosen aus - das kann z.B. Untotenangst, Kleptomanie, Satanophobie oder Paranoia sein, so dass ein Kämpfer seinen eigenen Leuten nicht mehr traut. Jede Figur in der vierköpfigen Party hat teilweise mehrere Macken wie Gier, Sadismus oder Alkoholismus, die in der Charakterkarte aufgelistet werden und die
In der Stadtansicht kann man weitere gebäude freischalten und ausbauen.
In der Stadtansicht kann man weitere Gebäude freischalten und ausbauen.
sich je nach Situation negativ auswirken. Vom Angriff auf eigene Leute bis hin zur totalen Lethargie - oder, noch cooler: Sie nerven die eigenen Leute, so dass deren Stresslevel steigt. Schmeißt man sie raus oder hält man das bis zum Ausgang aus? Manche Charaktere können auch nur schlecht zusammen kämpfen, weil sie sich einfach nicht leiden können.

Das Fatale ist: Wer stirbt, ist im wahrsten Sinne auf ewig verloren - denn tote Helden landen auf dem Friedhof. Will man seinen über drei Dungeons hochgezüchteten Kreuzritter wirklich verlieren? Mit dieser Gnadenlosigkeit sorgt ein kritischer Treffer im letzten Raum natürlich für wesentlich mehr Nervenkitzel. Also ist man sehr bemüht, sich um die Ausrüstung und Gesundheit seiner Gruppe zu kümmern. Hier kommt neben dem Kampf das Aufbauen von Infrastruktur hinzu, denn man kann in der Stadtansicht nicht nur einkaufen, sondern auch in den Erholungsaspekt von Tavernen oder Abteien investieren - dort können geplagte Helden dann ihren Stress abbauen.
 

AUSBLICK



Ich bin sehr angetan. Und ich komme kaum raus aus diesen Kerkern. Die Red Hook Studios treffen mit ihrem kreativen Abenteuer in mein Dungeonherz: Das liegt nicht nur am düsteren Artdesign, das stimmungsvolle Dark Fantasy mit Lovecraft-Flair inszeniert. Oder am rundenbasierten Kampfsystem, das mich vier Helden mit Spezialfähigkeiten taktisch managen lässt. Das liegt vor allem an der klasse Atmosphäre, die durch den charismatischen Sprecher entsteht, der die Gefechte situativ kommentiert. Hinzu kommt das innovative Charaktersystem, das die Psyche und die Beziehungen der Recken berücksichtigt: Alle haben Krankheiten und Phobien, die plötzlich ausbrechen können - cool! Hier zählen also nicht nur Hitpoints und Schaden, sondern auch Stresslevel und Paranoia sowie Antipathien. So werden aus scheinbar simplen 2D-Erkundungen packende Achterbahnfahrten am Rande des Wahnsinns. Ich bin gespannt, wie sich auf lange Sicht die aufrüstbaren Gebäude, die Quests, die Bosse und die taktischen Fähigkeiten entwickeln. Aktuell riecht es in diesen Kerkern jedenfalls stark nach Hitpotenzial.

Einschätzung: sehr gut
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Kommentare

DextersKomplize schrieb am
calmon hat geschrieben:Das Spiel macht wahnsinnig viel Spass. Ich spiel es seit 2 Tagen.
Einziger Knackpunkt: Es wird wohl mit der Zeit zu leicht. Aber ich hoffe da bauen die Entwickler noch ein paar Dinge ein, die dem snowballen entgegenwirken.
Hat er wirklich gerade leicht in Bezug auf dieses Stück Sch... von einem Spiel gesagt? :lol:
Also das Spiel is echt alles, nur net zu leicht....da kann ja jederzeit alles schiefgehen. Von 0 Stress auf 100 in ein, zwei Kämpfen.
Und ich find die Balance auch nicht immer top. Der Schweineboss hat mich bspw 3x in Folge für über 20 gecrittet, und dann auch immer zwei Chars. Manche Chars haben nicht mal 20HP. Wie ist der Kampf wohl ausgegangen? :mrgreen:
Die Trinkets bringen auch zu 99% nix, immer ist was Gutes und was schlechtes auf den Teilen drauf. Da freut man sich über 15% Protec und hat dadrunter erstma ne Liste von negativen Effekten des Trinkets. Oder yeah, mehr Leben, aber dafür minus 10 Genauigkeit. Klar, mache ich sofort, treffen wird ja totalüberbewertet bei dem Game :lol:
Gestern nem Kumpel von dem Spiel erzählt...iwann unterbrach er mich mit den Worten "Kannst du mal aufhören zu meckern?"
Also eigentlich is das Spiel totaler Mist, unfair, gemein und böse, man kann nur nicht mehr aufhören. Schlimm.
PS: dieses kaufbare Weihwasser oder was das ist, um "evil zu purgen", das wendet man an Altaren an?? Ich hab bis zu dem Quest wo man drei Altare säubern muss nie Altare gesehen....hm.
Kajetan schrieb am
PandaLin hat geschrieben:Ich find es gut das die Entwickler im Steam und in ihren eigene Forum so aktiv sind. Ein Bug wird gemeldet und 3 Posts weiter meldet sich schon einer der Entwickler und entschuldigt sich für den Bug und verspricht gleich das sie es sofort beheben werden. Am nächsten Tag ist der BUG fix draußen.
Jepp. Das ist vorbildlich. Selbst wenn es nicht am nächsten Tag, sondern erst ne Woche später draussen ist. Aber Hauptsache, die Devs (oder einer, der die Foren betreut, während die andern "richtig" arbeiten :) ) stehen in engem Kontakt zu ihren Kunden. Mir gefällt das z.B. auch sehr an Grim Dawn oder Cosmonautica. Gut, bei Grim Dawn erfolgt die enge Kommunikation in erster Linie über das eigene Forum und nicht über Steam, aber Bug- und Hotfixes kommen da auch sehr schnell.
PandaLin schrieb am
Hast mich erwischt XD
Ich find es gut das die Entwickler im Steam und in ihren eigene Forum so aktiv sind. Ein Bug wird gemeldet und 3 Posts weiter meldet sich schon einer der Entwickler und entschuldigt sich für den Bug und verspricht gleich das sie es sofort beheben werden. Am nächsten Tag ist der BUG fix draußen.
Kajetan schrieb am
PandaLin hat geschrieben:Auch das Team ist mir mehr als nur Sympathisch. Die arbeiten hart und berücksichtigen alles was die Spieler sagen.
Alles? Oder doch nur das, was sie als sinnvoll für das Spiel erachten? :)
schrieb am