Vorschau: Akrobatische Action
Overwatch mit Kick
Beim Spielen dieser Beta geht mir immer wieder durch den Kopf, dass sie das ist, was Overwatch für mich hätte sein müssen. Ist nicht böse gemeint, aber der Blizzard-Shooter wurde für meinen Geschmack dermaßen glattgebügelt, dass ihm spielerische Höhepunkte komplett abgehen; man rennt und ballert halt – fertig. Im Gegensatz dazu ist Lawbreakers ein euphorisches Feuerwerk, sobald man einmal verstanden hat, wie es eigentlich funktioniert. Von nichts kommt nun mal nichts und ich könnte an dieser Stelle Dark Souls anführen. Das hat inhaltlich aber freilich nichts mit der Online-Action gemein.
Und um das gleich klarzustellen: Selbstverständlich geht es auch hier lediglich darum, Gegner mit Waffengewalt zurückzudrängen, um Stellungen einzunehmen oder ein Objekt ins Ziel zu tragen. Im Kern ist Lawbreakers ein Team-Shooter,
Drei wesentliche Besonderheiten heben das aktuelle Spiel unter der Leitung von Cliff Bleszinski (Unreal Tournament, Gears of War) aber von seiner Konkurrenz ab: die sehr verschiedenen Kämpfer, wechselnde Schwerkraftverhältnisse und die Eigenheiten der Modi.
„Gefährliche Schwerkraft“
Von Beginn an war Bleszinski dabei klar, dass die Gravitation ein wesentlicher Bestandteil sein soll. Wie mir Lead Designer Dan Nanni in einem kurzen Gespräch auf der E3 erklärt, war anfangs allerdings überhaupt nicht klar, wie genau die Schwerkraft
Auf PlayStation 4 erscheint Lawbreakers außerdem in unverändeter Form; die Entwickler wollen das Ergebnis "so ähnlich wie möglich" zu dem auf PC gestalten, sagt Lead Designer Dan Nanni. den Ablauf eigentlich beeinflussen soll. Und so gab es zunächst zahlreiche Phänomene, die die Anziehungskraft irgendwie ändern – bis die Entwickler nach und nach dazu übergingen, lediglich eine schwerelose Zone im Zentrum aller Karten einzuführen, den Spielern im Gegenzug aber die Fähigkeit verliehen, die Gravitation selbst zu beeinflussen. „Wir gaben ihnen die Kontrolle darüber, mit dem Spiel zu experimentieren“, so Nanni.
Heraus kamen sehr verschiedene Charaktere, die nicht nur langsamer oder schneller laufen oder sich auch mal über eine kurze Distanz teleportieren (Hallo, Tracer!). Vielmehr schalten Battle Medics z.B. einen Raketenrucksack an, mit dem sie dauerhaft schweben und mühelos große Höhen erreichen. Der Wraith beherrscht hingegen einen Dreifach-Sprung und kann einige Meter über den Boden rutschen, ist grundsätzlich aber sehr langsam unterwegs – erst, wenn er beides kombiniert und während des Schlitterns abspringt, rauscht er plötzlich mit hoher Geschwindigkeit durch die Levels.
Einzigartige Erfolge
Natürlich dauert es eine Weile, bis man die Möglichkeiten erstens verstanden hat und zweitens voll ausschöpfen kann. Man muss die unterschiedlichen Bewegungen ja auch mit den richtigen Angriffen kombinieren sowie einzigartige Aktionen beherrschen, etwa das Rammen des Titanen, der dafür nicht sprinten darf. Hat man die Bewegungen einmal verinnerlicht, nutzt man aber sowohl über die Distanz als auch in nächster Nähe einzigartige Attacken und Spezialangriffe; jede Figur nutzt eine oder zwei nur ihr eigene Waffen und manche sind besonders im Nahkampf sehr mächtig.
Weil man sie erst beherrschen muss, fühlt sich jede gelungene Aktion wie ein Erfolg an – das ist in anderen Shootern ähnlich, wertet das Spielgefühl hier aber noch deutlicher auf. Man wächst viel stärker in eine Rolle hinein, die dem eigenen Stil entspricht.
Das soll auch alle zukünftigen Inhalte betreffen - oder wie es die offizielle Webseite formuliert: "Jup, ihr braucht keinen Season-Pass-Bullshit [...], nur absolutes Können." Man fliegt und rast und legt sich Gegner so zurecht, wie es nur dieser Charakter kann, wobei übrigens mehrere Figuren desselben Typs gleichzeitig an einer Runde teilnehmen können und man das Alter Ego mit jedem Respawn wechseln darf.
Irgendwie Scifi
Als kleine Schwäche empfinde ich nur die bisher vorhandenen Karten, denn die meisten von ihnen gleichen sich doch sehr. Die eine schwerelose Zone im Zentrum, die relativ wenigen Areale drum herum – und dann sehen sich alle Kulissen auch noch zum Verwechseln ähnlich. Die Einsatzgebiete werden wohl nicht die Stärke von Lawbreakers sein. Hinzu kommt in der aktuellen Beta eine Verzögerung, durch die Nahkampfangriffe gefühlt deutlich eher ausgeführt werden, als man sie selbst oder der Gegner sie kommen sieht. Dem Spielgefühl tut das selbstverständlich nicht gut.
Interessant sind dafür verschlossene Türen, die nur auf gehen, wenn sich jemand in der Nähe aufhält: Sie bieten z.B. Scharfschützen am Rand der schwerkraftlosen Zentren ein wenig Sicherheit. Ebenso wertvolle wie mitunter hart umkämpfte Rückzugsgebiete sind außerdem Heilstationen, an denen Freund und Feind ihre Gesundheit wiederherstellen. Solche wichtigen Positionen abseits der Zielgebiete tun der taktischen Verschiebung immer gut.
Drama Queen!
Zurück zu den Besonderheiten, genauer gesagt den Spielvarianten, die zwar bekannten Arten wie Capture-the-Flag oder Domination gleichen, durch verschiedene Kniffe aber spannende Matches entstehen lassen. In Overcharge muss das Team etwa eine Batterie vom Zentrum in die eigene Basis tragen, erzielt damit aber nicht umgehend einen Punkt. Vielmehr muss der Akku erst aufgeladen werden – und bis das geschehen ist, kann ihn die gegnerische Mannschaft stehlen.
So sind die Matches ständig in Bewegung, wodurch sie an spannende Sportereignisse erinnern, in denen eine gute Mannschaftsleistung eine verloren geglaubte Partie noch drehen kann. Das hatte ich schon notiert, bevor ich mich mit dem Lead Designer unterhalten habe, der genau das wohl tatsächlich als Devise ausgegeben hat: „Bei allem, was wir tun, steht der Wettbewerb im Mittelpunkt“, so Nanni, „und Drama ist das, was guten Wettbewerb ausmacht. […] Wenn das Team, das im Rückstand lag, aus dem Nichts einen Treffer landet […] das sind Momente, die wir mit unseren Spielvarianten einfangen wollten.“
Ausblick
Dabei war ich nun wirklich nicht scharf auf noch einen dieser Zeitfresser! Es gibt ja gerade mehr als genug Online-Shooter, richtig gute noch dazu. Aber nach zwei Beta-Phasen steht für mich fest, dass ich für Lawbreakers ein paar Stündchen freimachen will. Den bisherigen Umgebungen fehlt zwar sowohl optische als auch spielerische Abwechslung, doch dafür entschädigen einfallsreiche Charaktere mit einzigartigen Waffen sowie besonderen Fähigkeiten. Die Bewegung im dreidimensionalen Raum ist für sich genommen schon ein Höhepunkt – hinzu kommen coole Aktionen, die jeweils einer Art Held vorbehalten sind. In Verbindung mit den einfallsreichen Varianten bekannter Spielweisen erlebt man daher aufregende Partien, die es in dieser Form nirgendwo gibt. Eine Portion Skepsis bewahre ich mir aufgrund der sich ähnelnden Karten und kleiner Ungereimtheiten im Netzcode vorsichtshalber auf. Alles in allem ist Lawbreakers aber auf einem verdammt guten Kurs!
Einschätzung: gut
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