Irgendwie schräg
Die Reise beginnt wie so viele nach Dear Esther und Gone Home: Edith Finch kehrt nach langer Zeit in ihr Elternhaus zurück. In der Garage hört sie zwar Geräusche, doch das Haus scheint verlassen. An einer samtgrünen Wand hängen Bilder in wertvollen Rahmen, Bücher stapeln sich auf knorrigen Regalen. Es ist ein edler, irgendwie fantastischer Eindruck.
Wände gehen nicht immer gerade, sondern versetzt wie Mosaiksteine ineinander über und überhaupt: Schon der erste Blick auf das Gebäude von weit außen machte klar, dass hier nicht alles so sein wird wie anderswo. Inmitten eines dichten Waldes steht das Haus. Rauch steigt aus einem Kamin, der nicht über dem Giebel ragt, sondern einer wagemutigen Konstruktion versetzt gestapelter Stockwerke. Wie verrutschte Tetrisreihen mutet das an.
Alte Möhre statt Fisch
Edith sucht sich einen Weg an der Küche vorbei und gelangt schließlich in das Zimmer eines Mädchens. Auch hier: keine Menschenseele. Aber ein Tagebuch. Edith legt es auf die Fensterbank, öffnet es und versetzt sich in die Rolle der Autorin.
Man sieht die Welt jetzt aus den Augen des jungen Mädchens. Und das Mädchen hat Hunger. Aus ihrem Zimmer kann sie nicht heraus, weil die Tür verschlossen und das Fenster mit einer starken Kette verriegelt wurde. Unheimlich ist das
Geheimnisvoll und schräg: Das Haus der Familie Finch.
und geheimnisvoll. Aber auf liebenswerte Art auch skurril und sonderbar, wenn das Mädchen deshalb eine sechs Wochen alte Mohrrübe verschlingt, ihren Goldfisch allerdings verschont.
"Und ich war eine Katze"
Und dann flieht sie aus ihrem Raum. Weil sie sich vorstellt, dass sie eine Katze ist auf dem Baum vor ihrem Fenster. Hunger hat sie noch immer, also jagt sie einen Vogel, später stürzt sie sich in Form einer Eule auf Kaninchen, jagt als Hai im Meer und gelangt schließlich als Tentakelmonster auf ein Schiff, dessen Besatzung ebenfalls ihrem leeren Magen zum Opfer fällt. Man bewegt die Tiere immer selbst, greift per Knopfdruck an – die Handlungsmöglichkeiten sind einfach, aber abwechslungsreich.
Als Tentakel kehrt sie schließlich nach Hause zurück: Durch die Toilette kriecht sie hinein, in ihr Zimmer und versteckt sich unter ihrem eigenen Bett. Dann wacht sie auf und weiß, dass sie sehr lecker sein wird.