ARK: Survival Evolved21.08.2015, Alice Wilczynski
ARK: Survival Evolved

Vorschau: Ein Spiel für lange Insel-Abende

Mit über 1 Million verkaufter Exemplare gehört das Survival-Adventure Ark: Survival Evolved (ab 14,99€ bei kaufen) momentan zu den Topsellern auf Steam. Anstelle von Untotenwie bei DayZ und H1Z1 inszenieren die Entwickler von Studio Wildcard eine offene Welt, in der zahlreiche Dinosaurier, Riesenaffen, Dodos und Killerinsekten ein Zuhause finden. Diese gilt es zu zähmen und dabei stets das eigene Wohlbefinden zu sichern. Ich habe erste Schritte mit der Early-Access-Version des Spiels unternommen. Kann der Kampf um Leben und Tod auch ohne Zombie-Bedrohung begeistern?

Die ersten Schritte im Abendrot

Der Einstieg in die Welt von Ark: Survival Evolved ist schnell vollzogen: Ich suche mir einen Server und habe die Wahl zwischen PVP und PVE, schraube an ein paar Reglern herum, um meinen weiblichen Charakter etwas zu verschönern, suche mir eine Stelle aus, an der ich spawnen möchte und schon befinde ich mich, eingeleitet durch epische Musik, im Nirgendwo.  

Die offene Inselwelt präsentiert sich sehr atmosphärisch mit authentischen Soundeffekten.
Die Sonne glitzert in der Ferne, das Meer rauscht, um mich herum gibt es jede Menge Steine, Palmen und Büsche. Es gibt keine nervigen Text-Tafeln und keinen aufgesetzten Soundtrack. Jedes Rascheln und Zischen ertönt da, wo es auch in der Realität ertönen würde.

Nach ein paar Minuten habe ich die ersten Beeren mit der Taste „E“ eingesammelt und ein paar Palmen und Steine mit meinen bloßen Fäusten niedergeschlagen, um Stroh, Holz und Feuersteine zu erhalten. Dieses langweilige Wechselspiel von E-Taste drücken und linker Maustaste klicken, begleitet mich zukünftig eine ganze Weile. Für jegliche Handlung, vom Überleben bis zum Zähmen von Tieren, braucht man einen Haufen Rohstoffe. Ein einfaches Lagerfeuer benötigt 12xStroh, 1x Feuerstein, 16x normaler Stein, 2x Holz. Um an diese Gegenstände zu kommen, brauche ich zumindest die Spitzhacke um Steine abzubauen: 1x Stein, 1x Holz, 10x Stroh (dafür muss man mindesten zwei Bäume niederkloppen).

Töten um zu Überleben

Meinem virtuellen Ich ist dauernd zu kalt oder zu warm, die gesammelten Beeren helfen nur ein wenig gegen den ewigen Hunger und lassen mich lautstark furzen. Den Bauplan für eine Trinkflasche habe ich noch nicht freigeschaltet, also muss ich regelmäßig ins Meer hüpfen, um den Wasserhaushalt aufzufüllen. Diese Routinen muss ich immer wieder und wieder abspulen, um mein Überleben auf der Insel zu sichern.

Immer wieder ziehen Dinosaurier an mir vorbei, die sich, wenn man Glück hat, gegenseitig duellieren und zerfleischen. Prima, jetzt muss ich nicht mehr selber jagen! Ich schlage mit meiner Spitzhacke munter auf die Überreste eines „Dilos“ ein: 2x rohes Fleisch, 1xFell.

Der Kampf gegen die Tierwelt verläuft visuell momentan noch sehr grenzwertig. Schlägt man auf Tiere ein, fliegen sie wie am Gummiband meterweit weg und direkt wieder zurück, oder man verschwindet komplett im Tier und kann es kaum noch auswählen. Da das Erlegen von Tieren sich allerdings eh nur in den ewigen Grinding-Zyklus einreiht, um an Fleisch zum Füttern zu kommen, empfinde ich diese technischen Probleme als nicht besonders störend.

Ich blicke in die Ferne und fühle mich zum ersten Mal wie ein erfolgreicher Abenteurer, der den atmosphärischen Sonnenuntergang genießt. Ich lasse den Tag Revue passieren: Beeren gesammelt, Lagerfeuer gebaut, rohes Fleisch

Wer schnelle Energie braucht, oder Tiere zähmen will, muss sehr viele Beeren sammeln.
gegrillt. Mittlerweile ist es Nacht und ich höre ein lautes Trampeln. Ein riesengroßer „Carnotaurus“  (Level 12) scheint hungrig zu sein und tötet mich innerhalb von wenigen Sekunden. Ist man nicht stets wachsam, kann es je nach Gebiet ziemlich gefährlich in der Welt von Ark werden. Plötzlich aus dem Gebüsch springende Säbelzahntiger und eklige Gift-Skorpione treiben den Puls hoch und gehören zu den wenigen actionreichen Momenten im Spiel.

Beeren sammeln, Sterben, Beeren sammeln

Damit nimmt das Drama für mich seinen Lauf. Nach jedem Tod heißt es von vorn anfangen, denn bis auf die freigespielten Baupläne sind alle Gegenstände und Ressourcen weg. Ich entscheide mich erneut im Norden der Insel zu spawnen. Wo man genau landet, wird allerdings willkürlich bestimmt.

Ich sammle wieder Beeren, baue mir eine Spitzhacke und bin nach nur einer Stunde Spielzeit (ja, der Quatsch hat wirklich eine Stunde gedauert!) bereits gereizt und zu Tode gelangweilt. Mir wurde immerhin in Trailern versprochen, dass ich auf Dinosauriern reiten und Orte erkunden kann!

Gefährliche Tierwelt

Mittlerweile bin ich bereits etwas routinierter und passe besser auf mein Equipment sowie feindliche Tiere auf. Trotzdem habe ich zahlreiche Tode durch hochstufige T-Rexe, Killer-Piranhas und Insekten hinter mir und musste immer wieder aufs Neue verdammt viele Beeren sammeln.

Das Zähmen von Tieren soll allerdings eigentlich die Hauptkomponente von Ark: Survival Evolved sein. Also verbringe ich sehr viel Zeit damit, Tiere zu finden, die in etwa meinem Level entsprechen. Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, dass der Norden für Anfänger komplett ungeeignet und es im Süden viel sicherer ist. Überhaupt muss man, will man keine Einsteiger-Guides nutzen, jegliche Abläufe selbst erahnen, da es keine Tutorials oder Hilfen gibt. Dadurch freue ich mich natürlich umso mehr, wenn ich etwas ganz aus eigener Kraft schaffe. Leider überwiegen oft die Frust-Momente, da mir beispielweise viele Tode erspart geblieben wären, wenn ich mein Survival-Abenteuer im Süden oder Westen anstatt im Norden begonnen hätte.

Erste Zähmungsversuche

Gezähmte Tiere folgen dem Spieler und können zum Kampf eingesetzt werden.
Bisher scheinen die zahlreichen Strand-Abschnitte noch relativ unausgeglichen mit Tieren bestückt zu sein. Teilweise finde ich mehrere Tiere, die meinem Level entsprechen, direkt an meinem Spawnpunkt, meistens suche ich aber vergebens nach geeigneten Tieren. Als ich es endlich schaffe einen geeigneten „Parasaur“-Dino Level 12 zu betäuben, was gar nicht so leicht ist, da ein Schlag zu viel die Tiere oft tötet, macht sich ein enormes Glücksgefühl breit.

Das Zähmen stellt sich dennoch als komplexer und extrem langwieriger Prozess heraus. Zunächst muss das zu zähmende Tier mit einer riesigen Menge an Beeren (Pflanzenfresser), oder Fleisch (Fleischfresser) gefüttert werden. Um das Tier am Aufwachen zu hindern, muss es stets gezwungen werden „Narcoberries“, oder später „Narcotic“-Salbe, zu konsumieren. Dabei darf das „Torpor-Level“ nicht sinken. Liegt zu wenig Futter im Inventar wacht das Tier auf und jeglicher Fortschritt samt Futter ist dahin.

Gezähmte Tiere folgen dem Spieler und können zum Kampf eingesetzt werden.
Da man nirgendwo gesagt bekommt, wie viele Beeren ein Tier konsumiert, hatte ich sehr oft nicht genug Futter um Tiere zu zähmen. Niedrigstufige Tiere brauchen in etwa 50 Beeren verschiedener Sorten und nochmals etwa 50 Narcoberries. Hat man diese ätzende Arbeit des Sammelns hinter sich gebracht, ohne selbst an Hunger oder durch Feinde zu sterben, heißt es warten. Die Zähmungs-Leiste füllt sich nur extrem langsam und da Beeren relativ schnell verrotten, ist es kaum möglich, sich im Vorfeld einen großen Vorrat anzusammeln.

Nach mehreren Stunden Spielzeit schaffe ich es endlich einen Dodo zu zähmen. Ein Abenteurer-Buch erscheint, das mir in passender Survival-Optik zeigt, welche Tiere ich bereits gezähmt habe. Domestizierte Tiere können benannt werden und folgen dem Spieler. Ich stelle das Gemüt meines Dodos auf „aggressiv“ und zusammen erlegen wir einen anderen Level 52 Dodo. Immer wieder trifft man auf Spieler mit etwa Stufe 100, die auf einem „Triceratops“ oder „Raptor“ reisen und sich in ihre selbstgebauten Festungen zurückziehen. Der Weg zum ersten Dodo war zwar extrem mühselig, motiviert dennoch größere Tiere zu zähmen.

Ganz allein ohne Stamm

Zumindest auf den PVE-Servern helfen andere Spieler aus und können sich eurem Stamm anschließen.
Ark: Survival Evolved ist vor allem auf das Zusammenspiel in der Gruppe ausgelegt und bietet die Möglichkeit, sich Stämmen anzuschließen. Als Einzelperson ist es fast unmöglich, auf Dauer genug Ressourcen für sich selbst und die zu zähmenden Tiere zu besorgen. Im Spiel selber wurde ich aufgrund meines niedrigen Levels allerdings nie eingeladen, einem Stamm beizutreten. Dennoch wurden mir zumindest sehr oft Objekte wie Kleidung und simple Waffen geschenkt. Wer wie ich nicht das Glück hat, mit Freunden einen eigenen Stamm zu gründen, findet über Steam und das offizielle Ark-Wiki Übersichten der diversen Stämme und auf welchen Servern sie zu finden sind.

Ausblick

Ark: Survival Evolved versucht, echtes Survival-Feeling in offener Welt zu inszenieren. Der atmosphärische Tag-und Nachtwechsel, zahlreiche Lebewesen und die Möglichkeit, sich immer besser auszurüsten, wissen auf den ersten Blick zu überzeugen. Dennoch werden diese Möglichkeiten durch das sehr zeitintensive Ernten von Nahrung und Rohstoffen komplett ausgebremst. Erst nach sehr vielen Spielstunden konnte ich erahnen, wie viel Spaß es macht, Tiere zu zähmen, in seiner Gruppe zu kontrollieren und zusammen mit einem Stamm gegen andere Stämme oder große Riesen-Dinos und Menschenaffen anzutreten. Die Early-Access-Version lief bis auf kleinere Respawn-Probleme inmitten eines gegnerischen Gebäudes, oder Gegnern, die wie am Gummiband hängend immer wieder weggezogen wurden, stabil. Ich bin gespannt, ob das Spiel bis zum finalen Release 2016 Fortschritte im Spieldesign macht, oder zur Beschäftigungstherapie mit Grinding als Fokus verkommt.

Einschätzung: befriedigend

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