E3-Vorschau: Bound (Plattformer)

von Benjamin Schmädig



Bound (Plattformer) von Santa Monica Studio
Im Ausdruck liegt die Kraft
Entwickler:
Release:
16.08.2016
13.10.2016
kein Termin
Spielinfo Bilder Videos
Als ein Spiel, das keins ist, beschreibt Creative Director Michal Staniszewski das aktuelle Projekt der Demogruppe Plastic (Linger in Shadows, Datura) – gleichzeitig aber als Puzzle für Hardcore-Spieler, das nur von einer Community gelöst werden kann, die zusammenarbeitet. Aber es ist nicht der geheimnisvolle Inhalt, der Bound für mich zum Geheimtipp der E3 gemacht hat.

Bewegung

Kennt ihr Demos? Nicht die Probierschnipsel großer Videospiele, sondern die kreativen Kunstwerke, in denen begabte Programmierer etwa aus Millionen Würfeln und Pyramiden abstrakte Plastiken formen. Ein ganzer Ozean besteht in Bound aus diesen Würfeln; Böden und Mauern sind daraus gebaut. Dreht man die Kamera in eine Wand, löst sie sich in noch kleinere Figuren auf. Die Objekte sind ständig in Bewegung, fließen ineinander, entstehen, lösen sich auf. Es ist faszinierend, diesem Spiel der digitalen Elemente zuzusehen.

Kraft

Noch mehr bin ich allerdings von der Hauptfigur gefesselt, einer Prinzessin, die auf Geheiß ihrer Mutter aus dem Palast geschickt wird, um das Monster zu beseitigen, das ihre Welt zerstört. Die Figuren sprechen keine bekannte
Aus geometrischen Figuren baut Plastic fantasievolle Schauplätze.
Aus geometrischen Figuren baut Plastic fantasievolle Schauplätze.
Sprache, nur Untertitel liegen über einer Art dunklem Wind, wenn sich die gesichtslosen Charaktere unterhalten.

Aber Worte sind ohnehin nicht die Sprache, mit der Bound kommuniziert. Denn während erst wenige, dann schnelle Klaviertasten den ständigen Fluss der Umgebung untermalen, tanzt die Prinzessin über Plattformen – buchstäblich. Ausdrucksstark lehnt sie sich gegen eine Mauer, während sie sich einen schmalen Sims am Rand eines Abgrunds entlang tastet. Hält man beim Springen die richtige Schultertaste gedrückt, flattern farbige Bänder um ihren Körper. Anstatt sich nur zu ducken, dreht sie sich auf dem Boden. Und spätestens, als das verhaltene Klavier schließlich von einem tiefen synthetischen Bass getragen wurde, tanzte die Prinzessin durch die schönste Demo der gerade zu Ende gegangenen E3!

Wortlose Flucht

Für Bound hat Plastic eine Choreografie von Michal Adam Goral, getanzt von Maria Odod aufgenommen und der Protagonistin als interaktives Bewegungsspektrum verliehen. Man kann, muss aber nicht tanzen. Tut man es, verleiht es Bound einen Zauber, den ich in dieser Form in noch keinem Spiel erlebt habe. Die Entwickler zitieren zudem
Blickfang ist der Ausdruckstanz der Protagonistin.
Blickfang ist aber nicht die Kulisse, sondern der Ausdruckstanz der Protagonistin.
moderne Stilrichtungen wie den Neoplastizismus und Suprematismus als Inspirationen für die grafische Gestaltung der Welt. Wenn man so will, ist ihr Bound ein lebendiges Kunstwerk...

... das Spiel erzählt aber auch eine Geschichte. Ich kann noch nicht sagen, worum diese sich genau drehen wird, allerdings gibt es zwischen den zwei Abschnitten der E3-Demo eine Szene, die scheinbar nicht in der Kunstwelt stattfindet: Plötzlich finde ich mich in einem schwarzen Raum wieder, vor mir die bekannten, diesmal aber ruhenden Würfel und Pyramiden. Und sie formen ein ganz anderes Bild als bisher, denn aus ihnen setzt sich die Momentaufnahme zweier Kinder zusammen, die an einem Tisch einem Elternteil gegenüber sitzen. Ein Hinweis darauf, dass das Tanzen nur die Flucht in eine Traumwelt ist?
 

AUSBLICK



Ich bin gespannt, ob die zweite Erzählebene nur als Vorwand dient, eine "erwachsene" Geschichte zu erzählen, oder ob auch sie so neu und einzigartig ist wie die famose Kunstwelt des eigentlichen Abenteuers. Immerhin schmeichelt die abstrakte Kulisse nicht nur dem Auge, sondern soll auch als Plattform für geschickte Sprünge, das Balancieren über schmale Balken und mehr dienen. Nicht zuletzt klettert das riesige Monster, das diese beeindruckende Welt bedroht, leibhaftig über die Kulisse der E3-Demo... Neugierig bin ich auch auf das große Puzzle, das die Spieler offenbar nur gemeinsam lösen können. Der eigentliche Blickfang ist aber der Ausdruckstanz der Protagonistin, deren Bewegungen im Einklang mit der starken Musik eine magische Kraft entwickeln, die Bound – so viel ist jetzt schon klar – zu einem sehr besonderen Erlebnis machen werden!

Einschätzung: sehr gut

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Kommentare

superboss schrieb am
ist schon längst vor gemerkt
sah schon bei der ersten Ankündigung genial aus und die positiven Worte nehme ich jetzt mal als Bestätigung, dass das was wird :Hüpf:
.:SleazeRocker:. schrieb am
Sieht sehr interessant aus.
Kommt auf die Beobachtungsliste, hehe.
Der Berator schrieb am
Das Spiel sieht fantastisch aus und trifft genau meinen Nerv. Danke für die Eindrücke!
Mal schauen wann die ersten Kommentare à la "Bäh ihr mit euren Indiegames, isch will lieber voll realistisch Blockbuster Tripple A Spiele haben" kommen :) .
Gesichtselfmeter schrieb am
Ich werds spielen. Ich möchte mal wieder mal meine weibliche und künstlerische Seite erkunden. :mrgreen:
Spoiler
Show
Kein Scherz. Bin ich echt interessiert
Sid6581 schrieb am
Spielt keiner und später jammern wieder alle wie eintönig Spiele doch geworden sind :roll:
schrieb am