E3-Vorschau: Ghost of Tsushima (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Ghost of Tsushima: Akira Kurosawa lässt grüßen
Der letzte Samurai
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
16.05.2024
17.07.2020
20.08.2021
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ab 26,18€
Spielinfo Bilder Videos
Beeindruckend! Die Spielszenen aus Ghost of Tsushima gehörten zu den Highlights auf Sonys Pressekonferenz – und um überdeutlich klar zu machen, dass es sich dabei in der Tat um spielbare Inhalte handelt, zeigt man sie in den Präsentationen der E3 gleich noch mal. Nur dass sie dort live gespielt werden.  Weitergehende Einzelheiten gab Sucker Punch allerdings nicht bekannt. Offenbar sind nämlich auch für die Entwickler noch sehr viele Fragen offen!

Geschichte und Fiktion

Immer wieder betont Chris Zimmerman, einer der Gründer des Studios Sucker Punch (Infamous), dass die Entwickler großen Wert darauf legen, Japan und auch die Samurai möglichst authentisch darzustellen – mit den stilistischen Mitteln, die man z.B. aus Filmen Akira Kurosawas (Ran, Kagemusha, Seven Samurai) kennt. So sei das für Japan typische viele Grün ebenso wenig Zufall wie die Tatsache, dass vieles im Bild ständig in Bewegung ist. Eine realitätsgetreue Nachbildung der Insel Tsushima hat Sucker Punch dabei nicht erschaffen. Die frei begehbare offene Welt spiegelt aber natürlich die tatsächlichen geografischen und kulturellen Besonderheiten wider. Gegeben hat es außerdem die Mongoleninvasion im Jahr 1274 – zu der die Geschichte des frei erfundenen Jin Sakai spielt.

Entscheidungen, Konsequenzen, Fragezeichen

Jin ist der letzte der Samurai, einer Gruppe, die nicht nur auf legendäre Kämpfer hervorbrachte, sondern auch zur gesellschaftliche Oberschicht gehörte. Mit diesem Selbstverständnis begegnet er den Mongolen und seinen  Mitbürgern – ein Selbstverständnis, das sich laut Zimmerman ändern muss, nachdem die Jin vertraute Ordnung zusammengebrochen ist. Diese
Die Bildsprache Akira Kurosawas diente als Inspiration für die Darstellung Japans.
Die Bildsprache Akira Kurosawas diente als Inspiration für die Darstellung Japans.
Entwicklung will Sucker Punch zu einem großen Teil über  Begegnungen erzählen, die man abseits des roten Fadens erlebt. Die im E3-Video gezeigten Szenen, in denen Jin erst gemeinsam mit einer Freundin einen Mönch aus der Gewalt einer Hand voll Mongolen befreit und anschließend mit seiner Begleiterin kämpft, weil sie den Mönch töten will, sei etwa nur eine Nebenhandlung abseits der zentralen Geschichte.

Hätte man sich auch auf die Seite der Freundin stellen und den Mönch ermorden können? Bzw. welche Art von Entscheidungen muss man treffen und welche Auswirkungen haben diese? Darauf hat Sucker Punch noch keine Antwort. Zimmerman betont, dass sein Studio Erfahrungen mit Veränderungen auf Grundlage der Entscheidungen des Spielers hätte, doch was genau das für Ghost of Tsushima bedeutet, konnte oder wollte er zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.

Samurai oder Videospielheld?

Was er sagen konnte, ist dass man den Mönch auch auf anderem Weg hätte befreien können, also indem Jin durch den Haupteingang poltert. Er erklärte weiter, dass das schnelle aufeinanderfolgende Ausschalten von gleich drei Mongolen eine Fähigkeit ist, die sich Jin erarbeiten muss – das Wie blieb auch hier noch offen. Nicht zuletzt war es Zimmerman wichtig zu betonen, dass die Kämpfe fordernd sein sollen. Damit ist vermutlich kein Dark Souls gemeint, doch als ich mich im Anschluss
Entscheidungen? Kampfsystem? Offene Welt? Zum eigentlichen Spiel bleiben viele Fragen offen.
Entscheidungen? Kampfsystem? Offene Welt? Zum eigentlichen Spiel bleiben viele Fragen offen.
an die Vorstellung kurz mit ihm unterhalte, beschreibt er, dass man als Spieler nicht nur anschauen soll, wie in Filmszenen Jins Lage erklärt wird, sondern dass man seine Motivation gegen die Mongolen in den Kampf zu ziehen auch spielerisch nachempfinden soll.

Ich wollte außerdem wissen, wie sehr Sucker Punch um eine zumindest glaubwürdige Darstellung der Kämpfe bemüht ist. Immerhin zeigt Jins allererster Schwertstreich am ehesten, wie schnell ein Duell mit Klingen in Wirklichkeit zu Ende ging. Und solche Momente soll es in der Tat geben, auch weil es natürlich cool sei, einen mächtigen Protagonisten zu spielen. Selbstverständlich betont Zimmerman nicht zuletzt, dass Ghost of Tsushima zuallererst als Spiel funktionieren muss. Sein Team sei aber darum bemüht, den Faden nicht zu überspannen. Viele Angriffe sollen deshalb auf Waffen oder Rüstungen prallen, anstatt ständig auf den Körper zu treffen.

Die Bildschirm-Anzeigen sollen dabei übrigens nur das Notwendigste anzeigen, also nicht das Eintauchen in die eigentliche Spielwelt blockieren. Die Frage danach kam nicht von mir – die Antwort freut mich umso mehr! Ach, und tatsächlich wird man das Abenteuer wohl komplett in der Muttersprache der beteiligten Charaktere erleben können. So drückte sich Zimmerman jedenfalls in einem Nebensatz aus. Ein gutes Zeichen dafür, wie wichtig den Sucker Punch eine glaubwürdige Nähe zu dem Szenario und seiner Geschichte ist.
 

AUSBLICK



Selbst auf die Frage nach konkreten spielerischen Inhalten des Open-World-Abenteuers hatte der Mitbegründer des Entwicklerstudios auf dieser E3 keine Antwort – offenbar ist die Entwicklung von Ghost of Tsushima noch lange nicht abgeschlossen. Statt des eigentlichen Spiels beschreibt Sucker Punch mit dem E3-Video also eher eine fortgeschrittene Vision der Geschichte um den fiktiven Jin Sakai zur Zeit der ersten Mongoleninvasion. Und die sieht nicht nur fantastisch aus, sondern ist auch inhaltlich vielversprechend! Vielversprechend ist die Hauptfigur, die als Samurai nicht mythisch überhöht wird, sondern als letzter Verbleibender einer ehemaligen Oberschicht in einer neuen Ordnung seinen Weg finden muss. Vielversprechend ist auch die Tatsache, dass die Geschichte zu einem großen Teil über Begegnungen und Erlebnisse abseits der zentralen Handlung erzählt wird – eine Spur, die The Witcher 3 hinterlassen haben dürfte. Und vielversprechend ist natürlich auch der angedeutete Wechsel zwischen anspruchsvollen Kämpfen und heimlichem Schleichen. Das Spiel ist also bisher kaum greifbar. Ein interessanter Ausblick aber allemal.

Einschätzung: gut

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Kommentare

Xris schrieb am
Ich weiß immer noch nicht was ich davon halten soll. Ich hab aktuell kein Bock auf eine weitere Spielwelt nach der Ubsi Formel. Darüber hinaus hätte ich gedacht hier locker flockig die Extremitäten fliegen zu sehen. Aber anscheinend sind die den Zwischensequenzen vorbehalten. Nichtmal Schnittwunden konnte ich im bisherigen in Game Material ausmachen... so unmittelbar nach TloU2, hätte ich bei dem Setting mehr erwartet. Ja ich bin leicht zu begeistern.
Morgen sind wir schlauer. Wenn ich mich recht entsinne dürfen morgen die ersten Tests veröffentlicht werden.
TheoFleury schrieb am
Khorneblume hat geschrieben: ?13.07.2020 13:23 Puh, also Setting klar... hat einen Reiz. Aber das alleine ersetzt für mich kein gutes Spiel. Ob ich auf einen weiteren AC Klon wirklich Lust habe, mal sehen. Bin auf die ersten wirklichen Gameplay Eindrücke der fertigen Version gespannt. Ein bisschen mehr als Rumreiten, schleichen, kämpfen sollte es schon bieten.
Doch schon..Setting, Atmosphäre, Grafik, Sound, Möglichkeit nur Stealth zu spielen...Hat mich abgeholt.Gibt ja kaum mehr Games die Stealth gameplay bieten im AAA Sektor.
Das es angeblich ein AC Klon ist ...Klar ich hoffe es labt sich nicht zu sehr an den faden Ubisoften Spielmechaniken und sinnlosem Sammelwahn und anstrengendem "Basis einnehmen, alle killen". Das wissen wir im Endeffekt wenn Ghost of Tsushima am 17.Juli spielbar ist.
AnonymousPHPBB3 schrieb am
Puh, also Setting klar... hat einen Reiz. Aber das alleine ersetzt für mich kein gutes Spiel. Ob ich auf einen weiteren AC Klon wirklich Lust habe, mal sehen. Bin auf die ersten wirklichen Gameplay Eindrücke der fertigen Version gespannt. Ein bisschen mehr als Rumreiten, schleichen, kämpfen sollte es schon bieten.
TheoFleury schrieb am
hydro skunk 420 hat geschrieben: ?14.06.2018 08:26 Kann die grenzenlose Begeisterung einiger Leute nicht nachvollziehen (aber es freut mich für sie).
Ich fand Gezeigtes eher schwach.
Das Souls-Spiel und Nioh 2 sehe ich für mich momentan klar vorne.
Naja Begeisterung ist bei mir das falsche Wort. Eher starke Vorfreude.
Warum? Hauptsächlich wegen dem Setting, weil es in Richtung Action / Stealth geht und ich damit beste Erinnerungen habe an die Spielereihe Tenchu von damals , die ich gesüchtelt habe. Ich warte schon so lange auf ein "modernisiertes" Tenchu. Es braucht nicht der innovative Hammer zu sein, solange alles solide abläuft und die PS4 nicht explodiert, erwarte ich einfach nur ein Action-Adventure mit Samurais, lautlosen Kills <-- das alles in schönster Grafik.
Da werd ich leider Schwach und mein rationales Denken dringt eher in den Hintergrund. Das war mir aber schon damals, beim ersten Ghost of Tsushima Trailer bewusst irgendwie :lol:
pokusa schrieb am
Ich erkenne auch die Tendenz dahin, dass bei AAA-Games eher tiefgründige und dem Zeitgeist entsprechende Stories erwartet werden, denn spaßige Gameplay-Elemente. Deshalb glaube ich auch nicht, dass Ghost of Tsushima bei der Fachpresse gut abschneiden wird, da es sich ja recht offensichtlich an den jüngeren Assassins Creed Teilen orientiert. Aber am Ende ist halt wichtig, was die Spieler sagen. Und da bin ich doch recht zuversichtlich.
TLOU2 hat ja letztendlich auch an einem repetitiven Gameplay gekrankt, da kann für mich die Story und Atmosphäre noch so gut sein. Ich hoffe, dass AAA-Games künftig nicht weiter für die Presse gemacht haben, sondern weiterhin für Spieler.
schrieb am