Eden Tomorrow30.11.2018, Jan Wöbbeking

Vorschau: Kooperative Planeten-Erkundung

Deutsche VR-Entwickler haben offenbar eine Vorliebe für geheimnisvolle Notlandungen auf verwaisten Planeten: Nach Cryteks Robinson: The Journey versucht sich Entwickler Soul Pix aus Hannover an dem Thema, bei dessen Rätseln man immer wieder zwischen einem Astronauten und seiner KI-Drohne umschaltet.

Felsen und Monstren

Ob der an Robinson erinnernde Helferling mir gegenüber wirklich freundlich gesinnt ist, scheint Teil des Mysteriums zu sein, das auf dem abgelegenen Planeten lauert. Bei meinem Probespiel auf Sonys VR-Event in Hamburg brabbelte der schwebende Blechknubbel zwar freundlich vor sich hin und half dem unter Amnesie leidenden Protagonisten bei der Erkundung. Doch schon kurz darauf hatte ich in der Demo eine nicht gerade beruhigende Begegnung mit einer Leiche, deren letzten Aufzeichnungen mich eindringlich vor dem Einsatz von Hilfs-KIs warnte. Um die Ecke wartete eine weitere unangenehme Überraschung, über die ich noch nicht mehr verrate. Nur so viel: Auch gigantische Langhalswesen mit kräftigen Beißwerkzeugen treiben auf dem Planeten ihr Unwesen.

Menschen sind zerbrechlich: Zuerst düst man als Schwebekugel los.
Der Erkundungstrip konzentriert sich auf die Erzählung, Geschicklichkeitstests und Rätsel, wobei das Umschalten zwischen dem Duo eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Zunächst besaß z.B. nur der schwebende Helfer die Möglichkeit zu scannen. Sobald ich mein menschliches Alter Ego in eine Schutzzone bewegt hatte, untersuchte ich die Umgebung nach auffälligen Punkten, wechselte zum Blechpartner und schwebte mit ihm hinaus ins offene Höhlensystem, in dem man auf uralte Kultstätten und Wandmalereien trifft. Dort begab ich mich auf die Suche nach einigen Energiezellen, mit denen ich am Absturzort schließlich eine Stromversorgung aktivieren konnte und einen Geröllhaufen aus dem Weg sprengte.

Gefährlich, aber komfortabel

Auch wenn manche Übergänge noch ein wenig holprig wirkten, erweckte die Kulisse bereits einen hübsch mysteriösen Eindruck. Schön auch, dass die Entwickler trotz freier Bewegung bereits jetzt die Simulation-Sickness im Griff zu haben scheinen. Die Laufgeschwindigkeiten, sanfte Überblendungen und eine Vignette verhinderten bisher mulmige Gefühle im Bauch – obwohl ich bei derartigen Bewegungen tendenziell eher anfällig bin. Die Freundin von Frank Sennholz hatte dabei übrigens weniger Glück: Der Studiochef berichtete mir nach der Spiel-Session davon, dass sie seine VR-Leidenschaft leider nicht teilen kann, weil ihr empfindlicher Magen sich schon nach wenigen Sekunden Eden Tomorrow auf den Kopf stellt. Nicht gerade angetan war ich bisher von den kinderleichten Rutsch- und Balance-Sequenzen über Gesteinsbrücken oder schmale Felsvorsprünge. Laut Soul Pix sollen diese Geschicklichkeitstests im weiteren Spielverlauf aber deutlich kniffliger werden.

Dieses Wesen wirkt ebenfalls nicht besonders freundlich.
Früher beschäftigten sich Sennholz und seine Kollegen übrigens mit Film-Animationen. Sein erstes Erlebnis mit einem VR-Headset war allerdings derart einschneidend, dass er schnell auf die Spiele-Entwicklung umsattelte, um ein eigenes Adventure zu erschaffen. Das rund sechsköpfige Team (die Größe schwankt je nach Projektzeitpunkt stark) brachte keine Programmierkenntnisse mit. Daher waren die Entwicklung mit Unity und der Umstieg auf die Unreal-Engine ein Sprung ins kalte Wasser. Der Wechsel von Animationen zur Spielentwicklung habe aber auch einen viel spannenderen, weil unberechenbaren Arbeitsalltag mit sich gebracht. Dazu zählen auch Aufnahme-Session mit Comedian Oliver Kalkofe, den das Team als Promi-Sprecher engagiert hat. Bei der Finanzierung half vermutlich, dass man sich eine Förderung der Nordmedia-Gesellschaft sichern konnte, die Entwickler in Niedersachsen und Bremen beantragen können.

Ausblick

Mal sehen, ob Entwickler-Neuling Soul Pix das Konzept eines SciFi-Adventures geschickter umsetzen kann als Crytek. Die angespielte Demo zumindest konnte die nötige Entdecker-Stimmung schon gut einfangen. Nach meinem ersten Kontakt mit dem KI-Mysterium und einem drachenartigen Riesen-Alien habe ich bereits Lust auf mehr bekommen, auch wenn manche Animationen und Geschicklichkeitstests etwas schlicht wirken. Ein entscheidender Faktor für den Spielspaß dürften die bisher nur angedeuteten Puzzles werden, in denen man immer wieder zwischen den Protagonisten wechselt. Eden Tomorrow erscheint im ersten Quartal 2019 exklusiv für PSVR. Im Laufe des Dezembers soll bereits eine kostenlose Demo erscheinen.

Einschätzung
: gut

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