Dakar 1823.08.2018, Benjamin Schmädig

Vorschau: Ab durch die Wüste

Ein komplett eigenständiges Rennspiel wollte Bigmoon Studios erschaffen, nachdem das anfangs drei Mann starke Team vor allem als Zulieferer für Milestone, Kylotonn und andere gearbeitet hatte. Die Wahl fiel auf die Dakar-Rallye, bei der jedes Jahr Amateure und Profis mit Autos, Trucks, Motorrändern und Quads durch die Wüste fahren. Die Besonderheit der Veranstaltung: Ihre Teilnehmer donnern nur selten über feste Wege, sondern sind meist im offenen Gelände unterwegs. Zielsicheres Navigieren spielt also eine entscheidende Rolle und genau diesen Aspekt will auch das Spiel einfangen.

Schnelle Runde

Alle Teams, alle Fahrzeuge werden von Anfang an zur Verfügung stehen. Man wählt einfach den Fahrer, dessen Sitz man übernehmen will und los geht‘s. Die Route gibt die Rennleitung vor – man muss ihr „einfach“ nur genau genug folgen. Dass dabei lediglich Kilometerpunkte und Richtungsänderungen angegeben sind, macht das Zurechtfinden so anspruchsvoll. Experten verzichten natürlich auf alle Hilfen und entziffern die Angaben des originalgetreuen Streckenplaners, während Gelegenheitsfahrer einer leicht lesbaren, videospieltypischen Zielmarkierung am Kompass folgen. Andere Einstellungen sorgen z.B. dafür, dass der Wagen Fahrfehler

Ab durch die Wüste: Dakar 18 (ab 14,90€ bei kaufen) stellt die große Rallye originalgetreu nach und verlangt u.a. das Navigieren über knappe Anweisungen.
leichter wegsteckt.

Tatsächlich hat Bigmoon die in diesem Jahr verwendete Streckenführung zwar maßstabsgetreu verkleinert, grundsätzlich aber originalgetreu ins Spiel übertragen. Und eine in Wirklichkeit fünf oder sechs Stunden laufende Etappe dauert auch hier immer noch vielleicht anderthalb Stunden. Dakar 18 ist also kein Spiel für eine schnelle Runde: Steht man einmal am Start, sitzt man eine Weile hinterm Steuer.

Bei Kilometer 300 leicht rechts

Auf der gamescom bin ich dabei einen Truck gefahren, doch weil ich mich währenddessen mehr unterhalten habe als alles andere und ich die Fahrphysik eines LKW ohnehin nicht mit der Realität vergleichen kann, werde ich genau das auch nicht tun. Es fühlte sich aber gut an, das Fahrzeug gleichzeitig schnell und vorsichtig über Huckel und Hügel zu wuchten – so viel kann ich sagen. Veränderliche Wetterbedingungen machen die Fahrt zusätzlich interessant, entsprechend wechselnde Bodenverhältnisse natürlich ebenso.

Ich hatte außerdem schnell verstanden den Streckenplaner zu lesen, denn kompliziert ist das natürlich nicht. Es macht sogar richtig Laune, ungefähr bei dem eingetragenen Kilometer 311 tatsächlich an die im Buch

Autos, Motorräder und Quads rasen über den Sand - am Lenkrad eines Trucks hat das aber einen ganz besonderen Reiz.
markierte Kreuzung zu kommen und entsprechend der Anweisung halb rechts abzubiegen. Genau so will ich Dakar 18 deshalb spielen, zumal die Simulation gängige Lenkräder unterstützt und dadurch ein insgesamt einzigartiges Fahrerlebnis erzeugt.

Anhalter in der Wüste

Man ist übrigens nicht ans Cockpit gefesselt, sondern darf auch aussteigen. So verschafft man sich einen Überblick über die Umgebung, falls man sich verfahren hat (denn das gehört bei dieser Rallye tatsächlich dazu) und so schaufelt man auch einen kleinen Graben, wenn ein Rad mal feststeckt, legt ein Brett davor und befreit das Fahrzeug schließlich aus seiner misslichen Lage. Man könnte aber auch ins nächste Dorf laufen und um Hilfe rufen oder einen vorbeikommenden Kontrahenten um Unterstützung per Abschleppseil bitten.

Das dürfte vor allem online interessant sein, wo acht menschliche Fahrer um die Wüstentrophäe kämpfen, sowie in einem alternativen Modus, der so genannten Trophäenjagd. Bei dieser muss man topografisch interessante Punkte finden, wobei es zwei Varianten gibt: Kompetitive Naturen gehen gegeneinander an den Start, während sich kooperative Spieler gemeinsam auf die Suche machen.

Ausblick

Ich war seit der Ankündigung auf Dakar 18 gespannt und bin es nach dem Anspielen umso mehr. Natürlich lässt sich nach einer so kurzen Probefahrt noch nicht absehen, wie sich das freie Navigieren endgültig anfühlt. Die Liebe der Entwickler zum Detail ist aber spürbar: Dakar 18 wird kein auf normale Rennspiellänge reduziertes Nachahmen des großen Rennens, sondern eine ausgewachsene Simulation. Spätestens Querfeldeinraser, die sich bis heute darüber ärgern, dass Baja: Edge of Control eine katastrophal schlechte Lenkrad-Unterstützung bietet, könnten diese Dünenfahrt im Blick behalten.

Einschätzung: gut

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