Spider-Man: The Movie (2002)
Als Spider-Man nach langer Abstinenz im Jahr 2002 unter der Regie von Sam Raimi auf die Kinoleinwand zurückkehrte, sicherte sich Activision die Lizenz für Videospiel-Adaptionen und beauftragte Treyarch mit der Entwicklung des Spiels zum Film. Das Studio, das seit 2001 zu Activision gehört und heute vor allem für die Black-Ops-Ableger bekannt ist, wollte sich allerdings nicht zu eng an die filmische Vorlage halten, sondern sich gewisse Freiheiten erlauben. Zwar drehte sich auch das Spiel um die Anfänge des Helden und seinen ersten großen Widersacher in Person von Norman Osborn, der mit seinem Unternehmen OsCorp an genetischen Experimenten zur Erschaffung von Super-Soldaten forschte. Doch im Gegensatz zum Leinwand-Vorbild, das sich vor allem auf Osborn und dessen Verwandlung in den Green Goblin fokussierte, fuhr Treyarch im Spiel eine deutlich größere Riege an Schurken auf, darunter The Shocker, Vulture und Scorpion. In der Fassung für die Xbox bekam man es außerdem noch exklusiv mit Kraven the Hunter zu tun. Trotzdem blieb die Verbindung zum Film alleine dadurch erhalten, weil Schauspieler wie Tobey Maguire, Willem Dafoe & Co ihren Figuren auch im Spiel sowohl ihr Aussehen
Spider-Man und offene Welten - das musste einfach passen.
als auch ihre Stimme liehen. Selbst für die Tutorial-Sektion verpflichtete Activision mit Bruce Campbell (The Evil Dead) einen prominenten Sprecher.
Spielmechanisch und designtechnisch war man damals gar nicht so weit von dem entfernt, was Insomniac Games aktuell mit Spider-Man auf der PS4 auffährt. Denn schon 2002 nutzte man die Spinnen-Netze nicht nur dazu, um Feinde zu attackieren, sondern konnte sich bereits zwischen den Wolkenkratzern durch das recht offene New York schwingen oder an Häuserfassaden entlang krabbeln. Allerdings war das System noch recht simpel gestrickt und es reichte aus, die Spinnweben einfach wahllos ins Nirgendwo zu feuern, um sich zwischen den Häuserschluchten zu bewegen. In den Auseinandersetzungen mit den Schergen kam außerdem ein Kombo-System zum Einsatz, wobei man die Tastenfolgen erst durch den Fund von versteckten goldenen Spinnen freischalten musste. Die vier Schusstypen der Spinnen-Netze ließen sich außerdem durch Upgrades verbessern. Punkte-Boni gab es für die Zeit pro Abschnitt, angerichteten Schaden und Stil. Abseits der Prügeleien konnte man auch versuchen, sich unauffällig zu verhalten und Gegnern aus dem Weg zu gehen. Insgesamt zählte Spider-Man bzw. Spider-Man: The Movie damit zu der besseren Sorte von Spielen, die auf Basis von Kinofilmen entwickelt wurden.
Spider-Man 2 (2004)
Bei Spider-Man 2 setzte Treyarch konsequent den Weg fort, den man beim Vorgänger eingeschlagen hatte: Wieder erschien der Titel als offizielles Spiel zum zweiten Film der Raimi-Trilogie. Und wieder nahm sich das Studio gewisse Freiheiten, beim Spiel über die Handlung des Films mit seinem Schwerpunkt auf den Konflikt mit Dr. Octavius hinauszugehen. Als Spider-Man
Neben dem Schwingen durch die Stadt zählt auch der Kampf zu den zentralen Spielmechaniken der Spider-Man-Spiele.
konnte man sich recht frei durch die Spielwelt bewegen, die aus Manhattan, Roosevelt, Ellis und Liberty Island bestand. Zudem durfte man abseits der Hauptstory auch zahlreichen Nebenaufgaben in Angriff nehmen.
Vor allem beeindruckte Spider-Man 2 aber mit technischen Innovationen: Neben der großen offenen Spielwelt überzeugte vor allem die Schussmechanik der Spinnennetze, denn erstmals wurden physikbasierte Algorithmen dazu genutzt, um das Schwingen durch die Stadt im dreidimensionalen Raum zu simulieren. Auch die Kämpfe gewannen an Intensität, weil man nicht nur mit bewaffneten Standardgegnern konfrontiert wurde, sondern manche von ihnen auch über spezielle Waffen und Fähigkeiten verfügten, die dem Spinnen-Helden ordentlich zusetzen konnten. Die verdienten Helden-Punkten dienten sowohl als Zugang zu weiteren Story-Abschnitten als auch zum Aufwerten von Spider-Mans Fähigkeiten.
Interessanterweise legte man die Entwicklung der PC-Version in die Hände eines anderen Studios, das nicht nur die Handlung, sondern auch die Spielmechanik veränderte. Letztere erschien im Vergleich zu Treyarchs Konsolenspiel deutlich simpler und daher auch weniger herausfordernd. Entsprechend kam das PC-Spiel in Tests und bei Spielern weniger gut an. Kritik erntete Publisher Activision außerdem dafür, dass es in Werbeanzeigen keinerlei Hinweise darauf gab, dass sich PC- und Konsolenversion so stark voneinander unterschieden. Letztere gilt aber immer noch als eine der besten Videospiel-Adaptionen des Marvel-Helden.