Im Test: Chaotische Kämpfe jetzt auch in UHD
Pro-Gold oder weiter Amateur-Blech?
Dragon’s Crown gehört zu den Spielen, die sich eine treue Fangemeinde sichern, aber außerhalb dieser Gruppe kaum profilieren konnten. Dabei bot und bietet die Mischung aus spannenden Hack&Slay-Kämpfen und Beute-Jagd à la Diablo, angefeuert von einem klasse Artdesign, unterhaltsame Prügeleien. Und das für bis zu vier Spieler, die kooperativ auf der Couch oder online antreten dürfen - mit dieser Fassung sogar systemübergreifend mit Vita- oder PS3-Spielern. Ebenfalls neu in der Pro-Version ist die Unterstützung für hohe Auflösungen: Bis zu 4K sind jetzt möglich. Und das nach wie vor polarisierende, aber mir enorm gut gefallende Artdesign im Stile alter Gemälde kommt in UHD noch besser zur Geltung, ohne sich allerdings gravierend auf die Wertung auszuwirken. Interessant ist allerdings, dass man seinen Spielstand von damals fortsetzen darf, wenn man ihn in die spieleigene Cloud lädt. Im direkten Vergleich zu damals stellt man dann fest, dass der stimmungsvolle Soundtrack neu eingespielt wurde, während man den Stimmen jetzt nicht nur auf Englisch, sondern auch auf Japanisch lauschen darf. Zu guter Letzt darf man auf PS4 vom Start weg quasi die „ultimative“ Version spielen – alle Patches, nachträglich hinzugefügten Features und vor allem der DLC „Storyteller Voice Pack“ wurden integriert. Doch auch der kann nichts daran ändern, dass sich weder inhaltlich noch strukturell etwas an der Story geändert hat.
Animierte Gemälde
In seiner Historie hat VanillaWare sich an diverse Genres vom Action-Adventure über Echtzeit-Strategie bis hin zu rundenbasierten Gefechten gewagt – und das auf unterschiedlichsten Systemen von Saturn bis nun PlayStation 4. Doch mit Ausnahme des DS-Titels Kumatanchi hatten sie alle eine Gemeinsamkeit: Ein nahezu unheimlich zielsicheres Gespür für außergewöhnliches Artdesign. Und genauso wie seinerzeit Odin Sphere auf PS2 oder Muramasa auf Wii gehört Dragon’s
Gelegentlich erinnert der Stil der Zwischeneinblendungen an den amerikanischen Künstler Benjamin West. Die Frauendarstellung mit ihren üppigen Rundungen kreuzt japanische Manga-Kultur mit Rubens, dann wiederum erinnern die Figuren an Rembrandt-Gemälde. Die Umgebungen erinnern mal an klassische Fantasy-Comics mit klaren Strukturen, nur um dann doch wieder mit leichten impressionistischen Einflüssen in eine andere Richtung getrieben zu werden. Sie legen sich nie wirklich fest und überraschen dadurch vor allem beim Gegnerdesign und den feinen Animationen immer wieder, ohne das Gespür für Stimmungen oder den Einsatz von Licht und Schatten aus den Augen zu verlieren. Mitunter geht ihr Arbeitseifer zwar mit ihnen durch, so z.B. beim üppigen Auf-und-Ab bestimmter Teile der weiblichen Anatomie, die selbst Team Ninjas Dead or Alive-Ladies vor Neid erblassen lassen dürfte. Doch das Gesamtbild ist sehr stimmig, zeitlos und einfach nur schön anzuschauen – auch beim x-ten Anlauf, nach dutzenden Stunden oder für Veteranen nach gut viereinhalb Jahren.
Sechs Helden, sechs Stile, ein Team
Doch egal, mit wem man schließlich durch die Dungeons zieht, die vielfältigen Gegnerhorden bekämpft, Schätze oder geheime Räume findet und schließlich die abwechslungsreichen Bosse zu plätten versucht: Man ist nie allein unterwegs. Zum einen wird man sehr schnell von einer Fee sowie dem Dieb Rannie begleitet, der sich im Kampf vornehm zurückhält, aber immer in der Lage ist, Schatztruhen oder Türen zu öffnen. Allerdings löst er auch die eine oder andere Falle aus, die einen fluchend zurücklässt, während wieder ein gehöriges Stück der häufig zu knappen Lebensenergie verschwindet. Zum anderen gesellen sich auch offline immer wieder Kämpfer zur Gruppe, die maximal vier Recken aufnehmen kann. Falls man sich nicht auf diese Zufallsbegegnungen verlassen möchte, sollte man die überall zu findenden Gebeine gefallener Helden mitnehmen und diese später in der Kirche gegen eine kleine Gebühr wiederbeleben lassen. Alle Wiederbelebten lassen sich in der Taverne aufrufen und in die Party verschieben. In den Kampfgebieten fällt dabei auf, dass die KI-Freunde angenehm effektiv helfen, die Feinde zu dezimieren. Sie nehmen temporäre Gesundheitsupgrades ebenso eigenständig auf wie Bonuswaffen mit limitiertem Einsatz und nutzen auch Reittiere selbstständig. Dabei warten sie generell zumeist darauf, was der Spieler macht (bzw. was der Spieler ihnen übrig lässt). Und nehmen sie doch mal auf einem Vieh Platz, mit dem man eigentlich selbst die Gegner erledigen wollte oder schnappen sich eine bestimmte Waffe, kann man sie problemlos auffordern, einem alles zu überlassen.
Einer für alle
Kleine Stolpersteine
Trotz der angesprochenen Abzweigungen ist es schade, dass es unter dem Strich mit neun Katakomben nur eine verhältnismäßig kleine Auswahl gibt. Denn so ansehnlich die Landschaften und Verliese auch sind, verlieren sie nach einigen Stunden den Reiz des Besonderen. Auch hinsichtlich der Kampfmechanik stellt Dragon’s Crown trotz aller Dynamik und positiver Hektik nicht alle Wünsche zufrieden. So fehlt beispielsweise die Möglichkeit, gemeinsame Kombos zu initiieren. Zugegeben: Sich akkurat aufeinander abzustimmen und ggf. gleichzeitig den Angriff zu beginnen, ist in der Hektik zweifellos eine Herausforderung, doch mit dieser Option hätte das Koop-Spektakel eine neue Dimension erreichen können. Doch auch so ist trotz der angesprochenen Mankos gewährleistet, dass Dragon’s Crown vor allem mit drei Mitstreitern auf dem heimischen Sofa neben Diablo 3 zu den besten Titeln gehört, wenn es um gemeinsame Action geht, die man nach dem ersten Durchlauf auch im spröden PvP-Modus erleben darf.
Fazit
Dragon’s Crown ist das Ergebnis, wenn man klassische 2D-Brawler vom Schlage eines Final Fight oder Golden Axe mit der Jäger-und-Sammler-Motivation eines Diablo kreuzt und das Ganze in ein unglaublich schönes Artdesign verpackt. Die handgezeichneten Figuren und Schauplätze sind auch viereinhalb Jahre nach der Premiere immer noch ein Hingucker – auch wenn es mit gerade mal neun Abschnitten (immerhin mit A-/B-Varianten) kein üppiges Angebot an Kulissen gibt. Die Auseinandersetzungen sind angenehm hektisch und gut zu kontrollieren. Allerdings gleitet das Hacken & Slayen bei großer Gegneranzahl und explosiven Effekten mitunter von der Hektik ins absolute Chaos – wobei es nur selten dazu kommt, dass man in diesen Momenten ein Ableben zu beklagen hat. Zwar gibt es keine besonderen Team-Angriffe, doch wer neben Diablo 3 auf der Suche nach einer weiteren unterhaltsamen Koop-Action ist und sich dem Sog von Figurenentwicklung sowie immer besseren Beute nicht entziehen kann, wird hier auf lange Sicht ebenfalls glücklich. Allerdings können weder der neu eingespielte Soundtrack, die gebündelten Inhalte noch die bis auf 4K aufgedrehte Kulisse den Ausschlag dafür geben, Dragon’s Crown Pro über die Gold-Grenze zu hieven – dazu wiegen die nach wie vor vorhandenen konzeptionellen Mankos nach wie vor zu schwer.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Die actionreichen Kämpfe, die motivierende Gegenstandshatz und das fantastische Artdesign haben auch auf der PS4 nichts ihrer Faszination eingebüßt.
Echtgeldtransaktionen
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- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
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