Brettspiel-Test: Doom - Das Brettspiel (Rollenspiel (Dungeon-Gefechte))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Würfel für alle Waffen

Der Kampf wird über farbige Würfel entschieden - jede Waffe verlangt eine andere Zusammensetzung: Man erklärt, welchen Feind man attackiert, prüft den Sichtkontakt, zählt die Felder der Entfernung und würfelt. Interessant ist, dass das Ergebnis sowohl die Reichweite über Zahlen als auch den Munitionsverbrauch sowie den Schaden über Einschusslöcher anzeigt - man muss bei einer Entfernung von vier Feldern bis zum Ziel mindestens vier Punkte auf den Würfeln erreichen. Es kann also sein, dass man mit seiner Schrotflinte nur ein Feld neben einem Dämon steht und nicht trifft. Es kann sein, dass man nach einem Wurf keine Munition mehr hat. Und es kann sein, dass es eine Ladehemmung gibt, wenn man ein X würfelt. Das alles erhöht natürlich den Schwierigkeitsgrad des Spiels; wer es leichter mag, der ignoriert einfach die Reichweite.

Der Spielplan ist modular aufgebaut: Man kann ganz eigene Dungeons entwerfen.
Der Spielplan ist modular aufgebaut: Man kann ganz eigene Dungeons entwerfen.
Hat man getroffen, wird der Schaden ermittelt: Hier zählt man die Einschusslöcher auf den Würfeln zusammen und vergleicht diese mit dem Rüstungswert des Monsters - sie müssen ihn mindestens erreichen, damit man auch trifft und einen Lebenspunkt vernichtet. Während eine kleine Tritespinne nur eine Rüstung und ein Leben hat, liegt er beim Cyberdemon schon bei fünf und vier. Wer Letzteren treffen will, braucht erst gar nicht zur Pistole greifen: Die kann wie die Kettensäge maximal vier Schaden anrichten. Hier sollte man schweres Geschütz wie den Raketenwerfer, das Plasmagewehr oder noch besser die mächtige BFG wählen - da wirft man satte sechs Würfel und könnte theoretisch bis zu fünfzehn Schadenspunkte anrichten. In diesem überaus glücklichen Fall würde der Cyberdemon mit seinem Rüstungswert von fünf allerdings nur drei Lebenspunkte verlieren. Habe ich schon gesagt, dass Doom schwer ist?

Taktische Finessen

Alles, was der Shooterherz begehrt: Auch auf dem Brett rattert die Kettensäge.
Alles, was der Shooterherz begehrt: Auch auf dem Brett rattert die Kettensäge.
Aber das sind nur die Grundlagen des Kampfes. Taktisch interessanter wird es, wenn man als Marine die Alarmbereitschaft einsetzt. Dann ist man zwar etwas eingeschränkt in der Bewegung und kann nur einmal feuern, aber darf einen Befehlsstein an seinen Marine legen. Und der ermöglicht überaus hilfreiche Spezialaktionen, die nicht nur in der eigenen Runde, sondern auch während der Runde des Spielleiters zum Einsatz kommen können: Zielen ermöglicht erneutes Würfeln beim eigenen Angriff, Absichern ermöglicht sofort einen eigenen Angriff, Ausweichen zwingt Monster zum erneuten Wurf und Heilen ist selbsterklärend. Wenn drei Marines diese Befehle gut abstimmen und die besonderen Fähigkeiten einsetzen, können sie den Monstern trotzen. Zu Beginn des Spiels zieht jeder Marine auch zwei Karten, die Fähigkeiten darstellen: Wer "Vorhut" besitzt, darf z.B. auch beim langsamen Vorrücken zweimal angreifen; und der "Generalangriff" erlaubt sogar dreimaliges Feuern bei kurzer Bewegung.

Allerdings entscheiden hier auch die Würfel, wie weit man schießt, wie viel Munition man verbraucht und ob man überhaupt trifft.
Allerdings entscheiden hier auch die Würfel, wie weit man schießt, wie viel Munition man verbraucht und ob man überhaupt trifft.
Wenn sie in den Korridoren überleben wollen, sollten sie auch explosive Fässer, Teleporter und Versorgungsschächte beachten: Erstere treffen alles in ihrer Umgebung, Letztere können von schleichenden Monstern für Hinterhalte genutzt werden - diese sollte man immer in Schussreichweite haben oder umgehen. Leider verzichtet man auf innovative Ideen, was Licht und Dunkel angeht - da ist das Brettspiel Tannhäuser z.B. etwas fortschrittlicher. Dafür muss man hier die Streuung von Waffen sowie den Explosionsradius bedenken, denn es herrscht Friendly Fire. Hier überzeugt Doom mit einem guten System zur Ermittlung des Schadens, der nach einem Fehlschuss auch ein wenig Glück verlangt: Jedes Dungeon wird zu Beginn des Spiels mit einem Richtungsmarker auf Norden geeicht. Wer mit seinen Granaten nicht trifft, zieht eine Karte, die den Ort der Detonation angibt - das kann natürlich nach hinten losgehen und deshalb steigt die Spannung bei jedem Zug.

Fazit

Dieses Spiel ist ein Volltreffer für Figurensammler und vor allem für Freunde taktischer Kämpfe! Sobald man die Box öffnet, strahlt man angesichts des üppigen Inhalts und markanten Artdesigns: Das ist ein Tischabenteuer amerikanischer Art, bei dem es alles in XXL mit doppelt Käse gibt. Und noch schöner als die Monsterfiguren, der modulare Spielplan, die Armee von Plättchen sowie das düstere Flair ist das Erlebnis auf dem Brett. Das ist kein Run&Gun-Fastfood, kein Lizenzblender, sondern ein Think&Move-Epos mit Rollenspielflair, bei dem ein Szenario schon bis zu fünf Stunden fesseln kann. Doom erinnert zwar umgehend an die Klassiker Hero- oder StarQuest, ist aber komplexer und vielseitiger. Drei tapfere Marines treten gegen einen Spielleiter und seine höllischen Bestien an - und das ist ein verdammt harter Kampf: Hier diskutiert man über jeden Befehl, denn der Tod lauert gleich nebenan! Ich halte StarCraft - Das Brettspiel zwar für die etwas bessere Umsetzung eines Computerspiels. Aber obwohl ich eher zur Fantasy als Szenario tendiere, ist Doom für mich einer der besten Dungeoncrawler der letzten Jahre.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

Weitere Brettspieltests im Archiv: Galaxy Trucker, StarCraft - Das Brettspiel, Agricola, Hive.

Kommentare

Beckikaze schrieb am
Wohl wahr. Tolles Spiel, das leider viel zu wenig Beachtung fand. :cry:
Sir Richfield schrieb am
Nuhahaha, habe das damals auf der Spiel in Essen für 30? + zweites Spiel bekommen. Hauptspiel wie Addon.
Ja, es ist ein saumäßiger Spaß, für alle Beteiligten. Als Gamemaster kann man hier auch so richtig fies sein (Protip: Spinnen spawnen - die machen dann einen RIESENbogen um Luftschächte, die Marines.)
Noch geiler ist, dass mit dem Addon auch Deathmatch dazu kam. Dann wird aus einer Runde einer gegen alle ein jeder gegen jeden. Wie damals.
Das einzige Problem an dem Spiel ist: Es braucht einen GROSSEN Tisch. Und ich meine groß! Zudem muss man den Tisch zwischen den Runden gerne mal stehen lassen, denn das Auf- und Abbauen dauert gefühlt ewig.
spielen damit macht aber saumäßig Spaß, absolute Empfehlung für jemanden, der noch reale Zockfreunde hat, die LANs vermissen. ;)
Nuoroda schrieb am
Vielen Dank! Hab´s gleich bestellt.
schrieb am