Dynamische Gefechte im Gelände
All das sowie der Drang zur optimalen Postierung und Unterstützung sorgt zum einen für eine angenehme Dynamik auf dem Schlachtfeld, bei der es auch mal überraschend hin und her geht oder eine scheinbare Übermacht dezimiert wird. Und auch das Gelände spielt eine Rolle: Zum einen kann es die Sichtlinien oder ganze Bewegungen blockieren, so dass Schützen nicht über Wälder schießen und Reiter nicht einfach durch Flüsse galoppieren können - man muss sich Furten oder Brücken suchen. Zum anderen sorgen Hügel für mehr Reichweite, Wälder für einen gewissen Schutz und Straßen für beschleunigte Bewegung.
Hinzu kommen spezielle Gebäude, Palisaden, Belagerungstürme und Brücken aus Holz, die man übrigens auch
Neben dem Regelbuch gibt es ein Szenarienbuch: Hier werden nach einer stimmungsvollen Einleitung die Siegbedingungen und Grundaufstellungen erklärt.
verbrennen kann, was schon mal ein paar Runden dauert. Je nach Missionsziel spielen diese Zusätze eine Rolle: Im sechsten Szenario muss man z.B. Lager nieder brennen und Verschanzungen zerstören bzw. Katapulte aufbauen, wofür es genauso wie für besiegte Einheiten Punkte gibt - nach vier Runden wird abgerechnet. Es kann auch dazu kommen, dass man Lords wie Edmure gefangen nehmen muss, wobei der Spieler zwei mögliche Orte auf dem Schlachtfeld markiert; allerdings verbirgtsich nur unter einem der Marker der Lord der Tullys. Die zehn Szenarien sind also sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten weit mehr als den Aufruf zur totalen Vernichtung.
Das Einzige, was für meinen Geschmack nicht ganz überzeugend integriert wurde, ist die Moralanzeige. Die Idee ist ja nicht schlecht: Sobald man eine grüne, blaue oder rote Einheit des Gegners vernichtet, steigt die eigene Moral um einen, zwei bzw. drei Punkte - dabei wandert ein Marker auf einer Leiste aus der Perspektive des Siegers nach oben, so dass der Verlierer den Marker auf sich zukommen sieht:
Die Hundeführer der Starks lauern an der Furt: Sie können ihre Meute aus sicherer Distanz auf die Feinde hetzen.
Die Moral ist also eine ebenso dynamische wie universelle Komponente. Erreicht der Anzeiger den untersten Bereich, kann das Spiel sofort vorbei sein. Aber: Das System wird nicht spürbar genug umgesetzt, da man seine Moral erstens immer viel zu schnell retten kann und es zweitens keine direkten Auswirkungen der Leiste auf die Truppen gibt. Lediglich einige Kommandokarten verlangen für ihre Befehle einen bestimmten Moralwert.
Fazit
Winterfell und Harrenhal, Lord Karstark und Gregor Clegane - na, wer hört bereits die Wölfe heulen und Lanzen brechen? Egal ob Namen, Wappen, Truppen oder Schauplätze: Dieses Strategiespiel für zwei Feldherren schlägt natürlich ganz bewusst eine Kerbe in das Herz all jener, die der Fantasy-Welt von George R. R. Martin verfallen sind. Und ich gebe zu, dass ich es auch blind gekauft hätte. Aber das hätte ich nicht bereut, denn in der prächtigen Box mit ihren hunderten Plättchen, Karten und Figuren steckt alles andere als eine lieblose Lizenzausschlachtung. Zwar ist die Figurenaufstellung etwas fummelig, aber danach kann man sich im modular aufgebauten Gelände austoben. Aufgrund der leicht verständlichen Regeln und der sinnvollen Feinheiten wie Kommandobereiche, Flankierung, Furten oder Brandschatzung eignet sich dieses Spiel sowohl für Neulinge als auch Veteranen - und hier steckt trotz des Glücksfaktors etwas mehr Militärtaktik drin als in BattleLore: Die Einflussgebiete mächtiger Anführer sind eine sinnvolle Verbesserung. Zwar hat man die Auswirkungen der Moral für meinen Geschmack nicht konsequent genug integriert, aber dafür bieten die Szenarien sehr abwechslungsreiche Ziele und es kommt ohne viel Leerlauf immer zu einem dynamischen Schlagabtausch.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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