Brettspiel-Test: Pandemie (Rollenspiel (Koop-Abenteuer))

von Jörg Luibl



Entwickler: -
Publisher: Pegasus Spiele
Release:
Q3 2010
Spielinfo Bilder  
Teamwork gegen die Seuche

Blick in die Box: Fünf Holzfiguren und 96 Seuchenwürfel, knapp hundertdreißig Karten und sechs Marker.
Aber bisher haben wir nur von den Gefahren gesprochen: Es gibt ja auch Abwehrmaßnahmen!  Und hier beginnt das Spiel, denn alle Experten reisen mit ihren Figuren auf der Weltkarte umher, um die Seuche einzudämmen (nur der Logistiker darf alle Spielfiguren bewegen).

Dabei kann jeder vier einfache oder besondere Aktionen ausführen: Man kann per Auto z.B. eine Stadt weiter, per Direktflug zu einer Stadt, die man auf der Hand hat, oder per Charterflug an einen beliebigen Ort und schließlich per Zubringerflug von Labor zu Labor reisen. Man kann auch Labore errichten, um sich quasi ein taktisches Netz aus Teleportpunkten zu bauen. Das Ganze erinnert ein wenig an den Klassiker Scotland Yard, wo sich die Detektive in ihrer Route abstimmen müssen, um Mr. X zu fangen.

Wer macht was?

Allerdings hat der hier nicht ein, sondern bis zu vier Gesichter in zig Metropolen. Um dem Herr zu werden, kann man die Seuchen zunächst vor Ort eindämmen (einen Würfel entfernen; der Arzt darf sogar alle einer Farbe entfernen) oder später über ein Gegenmittel ganz ausrotten.

Fünf Experten stehen zur Wahl - oder man zieht zufällig eine Rolle.
Sobald man als Spieler fünf Karten derselben Seuchenfarbe besitzt (der Wissenschaftler braucht nur vier) und sich in einer Stadt mit Labor aufhält, darf man den globalen Antiseuchenmarker aufdecken. Damit ist es noch nicht getan: Ab jetzt sollten die Spieler sehr schnell alle Steine dieser Farbe entfernen, denn erst wenn der letzte beseitigt wurde, darf diese Seuche auch nicht mehr auftauchen - selbst wenn man eine Karte mit ihrer Farbe zieht!

In Pandemie entsteht also ein kooperativer Wettlauf gegen den Rhythmus der Seuche. Dabei steht nicht nur die Routenwahl, sondern auch der clevere Tausch der Spielerkarten im Zentrum - denn man zieht nicht so einfach fünf Karten derselben Farbe. Und man darf sie zwar offen auslegen, aber nicht einfach so untereinander tauschen; dafür gibt es z.B. die besondere Aktion "Wissen teilen". Und weil alles mehr oder weniger Aktionspunkte kostet, muss man sich gut überlegen, was man am besten macht. Immerhin gibt es auch fünf positive Ereignisse: Luftbrücke, Prognose oder ruhige Nacht gönnen den Spielern etwas Ruhe im Chaos der globalen Seuche.

Fazit

 Pandemie ist schnell, spannend und als kooperatives Brettspiel unheimlich dynamisch! Wenn die Infektionsrate steigt und die Seuche in einer Kettenreaktion von San Francisco bis Sao Paulo wütet, dann ist die Panik am Tisch fast greifbar: Schaffen wir es noch? Was ist, wenn gleich wieder Sao Paulo gezogen wird? Wer muss wo seine Fähigkeit einsetzen? Wie können wir am schnellsten ein Gegenmittel erforschen? Im Angesicht der Weltentvölkerung ist cleveres Handeln im Team erforderlich; das Ganze erinnert an ein hochgradig und im besten Sinne dramatisiertes Scotland Yard. Hier muss man auch kein komplexes Regelwerk wälzen wie in Arkham Horror oder hundert Aktionen auswendig lernen, um in einen rasanten Rhythmus zu kommen: Die Anleitung ist kurz und knackig, die Zugmöglichkeiten sind klar und prägnant - das macht es auch zum idealen Familienspiel! Für mich gehört Pandemie zu den besten kooperativen Brettspielen, die man derzeit kaufen kann.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

SpookyNooky schrieb am
Das Basisspiel ist bis maximal vier Spieler ausgelegt. Dass mehr Charakterkarten im Spiel sind, ist unerheblich.
kaikuwe hat geschrieben: ?28.01.2011 22:07 Wenn es um Coop geht auf jedenfall auch mal "Schatten über Camelot" testen! Ebenfalls ein tolles Spiel!
Das unterschreibe ich. Schatten über Camelot macht wirklich Spaß und spielt sich auch komplett anders als Pandemie. Als kooperatives Brettspiel muss man zwar auch eine gute, sowie eine böse Aktion tätigen, allerdings kommen seichtes Rollenspiel, sowie Kartenmanagement hinzu.
Die Krönung für mich ist aber das Prinzip des Verräters im Spiel.
Pandemie finde ich auch großartig und spiele ich wirklich gerne. Allerdings kenne ich nur die Neuauflage, bei der außer den Verschönerungen zwei neue Charakterklassen hinzugekommen sind. Außerdem wurde eine Charakterklasse um eine nützliche Zusatzaktion verbessert.
Beckikaze schrieb am
Habe jetzt den Fantasy-Ableger zu Pandemie, nämlich Defenders of the realm ausgiebiger Probe spielen können. Wer auf kooperative Spiele steht sollte trotz des hohen Preises und der eher schwachen Produktion mal hineinschauen. Es lohnt sich sehr!
Theaias schrieb am
Also ich habe es nun auch. Und ich muss sagen, man kann die Panik spüren. Ab und zu fühlt man sich einfach überfordert, weil man nicht mehr hinterher kommt. Da ist die Angst nur greifbar, dass die nächste Stadt einen Seuchenstein bekommt und es zu einem Ausbruch kommt.
Man bekommt ein mulmiges Gefühl am Tisch, wenn der eine Seuchenkreis bekämpft worden ist, jedoch ein neuer kurz vor dem Entstehen ist. Genau in diesen Momenten ist das Spiel superstimmig und macht einfach riesig Spaß!
Auch ist es ganz interessant zu sehen, wer auf einmal der Chef spielt. Da kommen neue Charakterzüge zum Vorscheinen!
kaikuwe schrieb am
Ich wiederhole mich zwar, aber sag es trotzdem nochmal :D
Sehr zu empfehlen ist auch Schatten über Camelot! Auch ein tolles Koop-Spiel.
Jörg Luibl schrieb am
Ahoi,
stimmt, das Hauptspiel ist nur für vier Personen (aber man kann es dennoch zu fünft spielen, gibt ja auch ebenso viele Charaktere).
Außerdem habe ich den seltsamen Sherlock Holmes verbannt - ich meinte natürlich den Klassiker "Scotland Yard".
Space Alert habe ich auch schon im Visier.
@becki/Horror: Arkham ist auch für mich unter dem Strich das wertvollere kooperative Spiel, aber Pandemie ist wesentlich knackiger und trotz seiner knappen Regeln überraschend vielschichtig.
schrieb am