Brettspiel-Test: Die Akte Whitechapel (Detektivspiel)

von Jörg Luibl



Die Akte Whitechapel: Jagd auf Jack the Ripper
Kampf gegen Jack the Ripper
Release:
kein Termin
01.05.2011
Spielinfo
Eigentlich wollte ich irgendwann Scotland Yard vorstellen, das 1983 zum Spiel des Jahres gekürt wurde und bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat – wie viele spannende Stunden habe ich damit verbracht! Aber erstens dürfte dieser Klassiker ohnehin bekannt oder schon ein Teil vieler Sammlungen sein. Und zweitens ist gerade ein morbider Nachfolger im Geiste beim Heidelberger Spielverlag erschienen, der das Prinzip von Jägern und Gejagtem überaus interessant weiter entwickelt.


Serienmorde in London

"Die Akte Whitechapel" ist für zwei bis sechs Spieler und gerade für knapp 30 Euro beim Heidelberger Spielverlag erschienen.
Ein Schattenmann auf der Box, Blutflecken in der Anleitung und die Namen von Opfern auf dem vergilbten Spielplan von Whitechapel: Willkommen im London des 19. Jahrhunderts, wo bis zu sechs Ermittler dem berühmtesten Serienmörder der Geschichte hinterher jagen. Der notiert verdeckt seine Züge und darf als Einziger schnelle Kutschen für doppelte oder Gassen für geheime Wege durch ganze Häuserblocks nutzen. Dieses Prinzip erinnert natürlich umgehend an Scotland Yard.

Nur ist es hier nicht Mr. X, der vor der Polizei flieht, sondern Jack the Ripper: Er gewinnt das Spiel, wenn er in vier Nächten fünf Morde verüben kann, ohne geschnappt zu werden. Das Knifflige ist, dass der Killer nach einer Tat unbedingt zurück in sein Versteck muss, das er sich vor Spielbeginn aussuchen darf.  Er darf also nicht einfach endlos querfeldein abhauen wie sein Taxi-U-Bahn-Fähre-Vorbild aus dem Jahr 1983, sondern muss spätestens nach 15 Zügen wieder in seine Basis zurück finden.

Ein Labyrinth aus Gassen

Und hier beginnen die interessanten Unterschiede zum Klassiker, denn  Jäger und Gejagter nutzen auch nicht exakt dieselben Routen oder Verkehrsmittel auf dem dicht vernetzten Stadtplan: Die Polizisten patrouillieren nur zu Fuß und nur zwischen den engmaschigen schwarzen Feldern. Der Killer nutzt hingegen bei Bedarf auch Spezialbewegungen und bewegt sich ansonsten nur zwischen den weißen Zahlenfeldern – außerdem muss er seinen nächsten Zug nicht öffentlich belegen wie Mr. X anno dazumal, sondern notiert ihn geheim.

Erst wenn Jack sich für eines der potenziellen Opfer entschieden hat, wird der Tatort mit einem blutroten Marker versehen. Erst dann wissen die Polizisten: Okay, da war er! Jetzt besteht die Herausforderung darin, erstmal an diesen Ort zu kommen, denn sie stehen zunächst überall verteilt in Whitechapel. Aber wie sollen sie ihn bloß schnappen? Sie dürfen keine Kutschen nutzen, haben keine individuellen Spezialfähigkeiten und kommen ja nur relativ langsam voran!  Der Killer hat gerade in den ersten beiden Nächten einen klaren Vorteil – und das ist gut für die Spannung.

Ein Netz aus Hinweisen

Bis zu fünf Ermittler jagen Jack the Ripper durch ein Straßenlabyrinth.
Bis zu fünf Ermittler jagen Jack the Ripper durch ein Straßenlabyrinth.
Aber die Polizei hat den längeren Atem, kann clever ausschließen und eingrenzen: Zum einen sind es bis zu fünf Ermittler, und die sollte man alle einsetzen, selbst wenn man nur zu zweit spielt, was übrigens wunderbar funktioniert. Zum anderen haben sie alle die Fähigkeit, nach Hinweisen zu suchen. Und zwar können sie von einem schwarzen Feld aus an allen daran angrenzenden weißen Zahlenfeldern nachfragen, ob Jack auf seiner Flucht irgendwann mal dort war. Falls der Killer nickt, darf man dort ein Hinweisplättchen platzieren – eine klasse Idee, die die Spurensuche und gefundene Indizien über das Auslegen von durchsichtigen Plättchen symbolisiert.

Da man als Ermittler manchmal ein halbes Dutzend Orte auf diese Weise abklopfen kann und im besten Fall taktisch mit seinen Kollegen kooperiert, lässt sich mit der Zeit ein regelrechtes Netz aus Hinweisen aufbauen - das allerdings nach einer Mordnacht wieder vom Plan verschwinden muss. Zu Beginn scheint es noch so, dass Jack ein nicht zu fassendes Gespenst ist, aber wenn sich die Polizisten nicht auf die direkte Festnahme, sondern auf die Eingrenzung seines Verstecks konzentrieren, wird der Killer in den folgenden Nächten gehörig ins Schwitzen gebracht – zumal er in der dritten Nacht zweimal töten muss.

Kommentare

JohnMiller schrieb am
Hey Jörg,
die ersten beiden Partien liegen hinter uns und wir sind von diesem Brettspiel einfach nur begeistert.
In der erster Runde wurde ich schon in der ersten (!!) Nacht gefasst - zwar kurz vor meinem Versteck, aber wenn man nicht jeden seiner Schritte gut plant und die Ermittler ziemlich früh auf die richtige Spur kommen, hat man wenig Chancen zum "Überleben" bzw. in das Versteckt zu kommen.
In der zweiten Runde hat mein Bruder Jack gespielt. Diesmal wäre Jack fast ins Versteck bekommen - aber nur fast. Mein Bruder hat uns bis zur zweiten Nacht an der Nase herumgeführt. In der dritten Nacht, haben wir dann die entscheidene Spur gefunden (zwei Morde sind aber auch ordentlich :D) und in der vierten und letzten Nacht haben wir Ihn dann eine "Zahl" bzw. Station vor seinem Versteck verhaftet ;)
Danke nochmal für den Spieletipp Jörg und einen guten Rutsch ins neue Jahr ;)
Jörg Luibl schrieb am
Hey, aber bleib bloß noch hier! :wink: Bankraub kenne ich noch gar nicht.
JohnMiller schrieb am
Hi Jörg,
erstmal VIELEN, VIELEN Dank für den Tipp bzgl. boardgamegeek!!
Mittlerweile hab ich ein Exemplar von Whitechapel ergattern können :D
Hab zusätzlich neben Whitechapel noch ein anderes Brettspiel gefunden, dass ich natürlich auch gleich haben musste: Bankraub
Dieses Spiel kann ich dir wärmstens empfehlen 8)
Meine erste Anlaufstelle für Brettspiele wird in Zukunft boardgamegeek sein!
Also, vielen Dank nochmal für den Tipp Jörg und mach so weiter mit den Brettspieletests :wink:
Gruß
Johnny
Jörg Luibl schrieb am
Lass dich nicht täuschen. Boardgamegeek ist die beste Seite, wenn es um Brettspiele geht. Da treffen Freaks, Entwickler und Händler zusammen.
JohnMiller schrieb am
Hey Jörg,
vielen Dank für deine Nachricht.
Ich hab diesem Anbieter eine Mail geschickt - bin gespannt was dabei rauskommt.
Diese Seite kannte ich noch gar nicht - muss aber sagen, dass die irgendwie "billig" aussieht ;) Lasse mich aber gerne eines besseren belehren ;)
schrieb am