Brettspiel-Test: Yinsh (Abstrakte Strategie)

von Jörg Luibl



Yinsh (Brettspiel) von Don & Co
Vier gewinnt für Fortgeschrittene
Publisher: Don & Co
Release:
03.01.2003
Spielinfo Bilder  
Vier gewinnt kennt jeder, oder? Die Taktik für zwei Personen hat mir mit seinen schnell versenkten Chips so manchen Regentag gerettet. Aber kaum einer dürfte wissen, dass es sogar akademische Aufsätze mit Strategien zu diesem vermeintlich simplen Klassiker gibt. Und wer es nicht nur komplexer, sondern gleichzeitig spannender und dynamischer mag, der spielt Yinsh. Das kennt fast keiner, ist aber noch besser!


Strategie aus Fernost?

Yinsh ist ein Strategiespiel für zwei Personen, bei Don & Co für knapp 60 Euro erhältlich.
Yinsh ist ein Strategiespiel für zwei Personen, leider war es eine Zeit lang für knapp 25 Euro ausverkauft und ist aktuell nur für knapp 60 Euro erhältlich.
Als ich das erste Mal auf der Spielemesse in Essen auf Yinsh traf, das muss im Oktober 2004 oder 2005 gewesen sein, dachte ich aufgrund des exotischen Namens noch, es müsse sich um ein uraltes asiatisches Spiel handeln. Es kann auch an der Verpackung gelegen haben, auf der Steine und Ringe zwischen Wolken schwebten. Jedenfalls zog es mich mit seinem ebenso schlichten wie  edlen Design sowie der Konzentration auf die zwei Farben Schwarz und Weiß magisch an. Und das Anbeißen auf den ersten Blick sollte sich lohnen.

Auch wenn es keinen fernöstlichen, sondern einen belgischen Hintergrund gibt: Yinsh ist bei Kris Burm in Antwerpen entstanden und der fünfte Teil einer auf sechs Spiele angelegten Strategiereihe namens "Gipf-Projekt". Keine Bange, man braucht weder die Vorgänger kennen noch ist das Ganze auf dem Tisch so abstrakt wie es sich anhört. Wichtig ist nur, dass sich diese Konzentration des Autoren auf Strategie für zwei in einem kreativen sowie ungewöhnlich geschliffenen und balancierten Spieldesign bemerkbar macht.

Ziel ist es, auf einem Netz aus Knoten eine Fünferreihe mit seiner Farbe zu bilden – und zwar dreimal hintereinander. Jeder legt dabei Runde für Runde seine Steine; beidseitig lackiert und angenehm schwer in der Hand.  Das hört sich zunächst nach „Vier gewinnt“ an, wird aber aufgrund der Ringe komplett anders und wesentlich dynamischer gespielt. Denn um einen Stein seiner Farbe zu setzen, muss man  ihn in einen der fünf eigenen Ringe legen, die man vor dem Spiel abwechselnd auslegt. Danach bewegt man nur noch den Ring in eine der sechs möglichen Richtungen um so viele Felder, wie erlaubt sind.

Die fliegenden Ringe

Die Macht der Ringe: Stein rein, Ring fliegt weiter!
Die Macht der Ringe: Stein rein, Ring fliegt weiter und verändert die Farben!
Man muss also mit der cleveren Bewegung seiner Ringe die Platzierung der Steine vorbereiten. Und jetzt kommen zwei wichtige Regeln ins Spiel, die für Spannung und Abwechslung sorgen: Diese Flüge über das Spielbrett können nur von eigenen oder fremden Ringen aufgehalten werden – so lassen sich also gezielt Blocks stellen. Da hat einer schon drei oder vier Ringe in einer Reihe? Dann sollte man bei seinem nächsten Zug besser den Platz besetzen! Oder kann man evtl. über die eigene Offensive kontern und den Gegner früher unter Druck setzen?

Aber erst die zweite Regel macht Yinsh so einzigartig und sie könnte in der obigen Situation noch besser fruchten als der Block: Wer mit seinem Ring in gerade Linie über bereits gelegte Steinreihen fliegt, egal ob eigene, gemischte oder gegnerische, egal ob zwei, drei, fünf oder gar acht, muss direkt dahinter landen und darf sie dann alle umdrehen! Sprich: Überspringt man als weißer Spieler vier schwarze Steine, schafft man sich auf einen Streich vier weiße – das sorgt für plötzliche Machtwechsel auf dem Brett.

Kommentare

Numrollen schrieb am
Hat sich gut gelesen bis ich selbst gesehen habe das es nicht mehr käuflich zu erwerben ist. Schade.
Braz schrieb am
4P|T@xtchef hat geschrieben:Die anderen hab ich leider noch nicht gespielt...wie schlägt sich Yinsh denn im Vergleich?

hi,
hmm...das ist ja immer rel. schwer zu beantworten, da es immer dem persönlichen Spielgeschmack entspricht.
Mir gefällt am besten (von 1 bis 5 absteigend):
1) Yinsh und Pünkt
2) Dvonn
3) Zertz
4) Tzaar
5) Tamsk
Im Grunde sind aber wirklich alle Spiele sehr gut. Gefällt einem ein Spiel der Reihe, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man auch die anderen Spiele mag, da sie alle auf einem vergleichbaren Level liegen.
Einzige Ausnahme ist Tamsk: Man spielt hier auch gegen die Zeit und sowas muss man halt mögen.....
Yinsh und Pünkt liegen bei mir auf einem Level......
Gerri83 schrieb am
Weiß jmd. ob es eine Neuauflage der Spiele des Gipf Projects geben wird oder wars das?
Jörg Luibl schrieb am
Die anderen hab ich leider noch nicht gespielt...wie schlägt sich Yinsh denn im Vergleich?
Braz schrieb am
Jup: 60 Euronen sind schon beachtlich. Dsa liegt aber wirklich daran, dass das Spiel -als abstraktes Spiel- sehr gut ist (wie im übrigen fast jedes Spiel dieser Reihe). Von daher: Spiel gut....nicht mehr erhältlich....Preis geht nach oben.....
Generell lohnen sich die Spiele des sog. Gipf-Projektes. Als da wären:
- Yinsh
- Dvonn
- Pünkt
- Tamsk
- Tzaar
- Zertz
schrieb am