Brettspiel-Test: Der Eiserne Thron (Wargame (Konfliktsimulation))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Truppen ausheben

Jedes Haus verfügt über Gefolgsleute mit Spezialfähigkeiten - hier die Starks von Winterfell.
Jedes Haus verfügt über Gefolgsleute mit Spezialfähigkeiten - hier die Starks von Winterfell.
Interessant ist, dass die Truppen nicht gekauft, sondern einberufen werden. Festungen und Städte geben unterschiedliche Appellpunkte, die man zur Aushebung oder Aufrüstung von Truppen (Krieger wird Ritter) nutzen kann. Auch hier ist alles sehr übersichtlich, denn jeder Punkt erlaubt eine Truppe; lediglich für den Ritter braucht man zwei. Wichtig für die Spielbalance ist das territoriale Prinzip: Man kann nur dort Truppen ausheben, wo sich die Festungen und Städte befinden.

Zu Beginn des Spiels sind die Truppen von Lannister, Stark & Co noch klar voneinander entfernt, jeder agiert von seiner Heimat aus. Die Ausgangslage ist jedoch für jedes Haus eine andere, denn auch hier orientieren sich die Machteinflüsse an den Büchern: Wer mit Baratheon startet, sitzt auf dem Eisernen Thron und besitzt die entsprechende Karte, die ihn zum königlichen Schiedsrichter macht. Sobald es irgendwo außerhalb von Kämpfen einen Gleichstand gibt, darf er den Sieger bestimmen. Ob er sich dabei an die Absprachen wie etwa Koalitionen oder Nichtangriffspakte hält, die man jederzeit frei treffen kann?

Kampf um ein Gebiet

Wenn es zur Schlacht kommt, kämpfen Krieger, Ritter und/oder Schiffe in einem Gebiet um den Sieg. Es wird dabei allerdings nicht gewürfelt, sonder sehr nachvollziehbar gerechnet. Erst wird geschaut, ob es in Nachbargebieten Unterstützung für Angreifer oder Verteidiger gibt – hat jemand in der Planungsphase dort den entsprechenden Befehl ausgelegt? Wenn nicht, wird die Kampfstärke aufgrund der vorhandenen Truppen ermittelt: Krieger = 1, Ritter = 2, Schiff = 1. Gibt es Boni aufgrund eines Verteidigungsbefehls? Falls nicht, kann man zum finalen Wert noch eine Hauskarte geheim spielen – das sind fürstliche Verwandte oder treue Gefolgsleute wie etwa Lord Mormont bei den Starks oder Lord Tyrion bei den Lannisters.

Die deutsche Anleitung überzeugt mit anschaulichen Beispielen: Hier geht es um die wichtige Plünderung.
Die deutsche Anleitung überzeugt mit anschaulichen Beispielen: Hier geht es um die Überfälle - einer von fünf möglichen Befehlen.
Jeder dieser Gefolgsleute hat nochmal einen Stärkewert von 0 bis 3 wie bei Tywin Lannister sowie evtl. eine Spezialfähigkeit, die ergänzen, kontern oder nachträglich belohnen kann. Wer Balon Grevjoy ins Feld führt, reduziert die Stärke des gegnerischen Lords z.B. auf null; wer Cersei Lannister spielt, darf nach einem Sieg einen Befehlsmarker zerstören. Falls einer der Beteiligten die Valyrische Stahlklinge besitzt, wird nochmal ein Punkt zur finalen Stärke addiert. Nur der Verlierer muss seine Verluste berechnen und sich aus dem Gebiet zurückziehen. Die Kämpfe kann man nach ein, zwei Gefechten routiniert und zügig abwickeln.

Der wichtige Nachschub

Sehr schnell bemerkt man allerdings, dass es in diesem Spiel um mehr als Gefechte geht und dass man sowohl die Unterstützung der Truppen als auch geostrategische Details beachten sollte. Der in sechs Stufen regulierte Nachschub spielt dabei eine wichtige Rolle, denn man kann nur so viele Truppen halten wie man auch versorgen kann. Nur wer ertragreiche Gebiete auf der Karte kontrolliert und weiter erobert, kann sich auch den Unterhalt größerer Armeen leisten. Und der Unterschied ist enorm: Wer nur zwei Nachschub-Symbole in seinem Einflussbereich besitzt, darf gerade mal drei Armeen in den Stärken 3, 2 und 2 halten. Wer auf fünf zurückgreifen kann, darf vier Armeen in den Stärken 4, 3, 2 und 2 führen. Die Stärke bezieht sich dabei einfach auf die Zahl der Truppen, egal ob es sich dabei um Ritter, Krieger oder Schiffe handelt. Eine 4er-Armee kann also aus jeder beliebigen Kombination dieser drei Typen bestehen.

Ausblick

Jörg Luibl (44)Lust auf Kampf, Intrigen und Überraschungen? Der Eiserne Thron inszeniert über zehn Runden einen spannenden Wettlauf um die Macht in Westeros! Es ist zwar besonders empfehlenswert für Kenner der Romane, weil es das Ränkespiel der fünf Häuser genauso aufgreift wie etwa die drohende Gefahr jenseits der Mauer. Aber selbst wenn man die Fantasywelt von George R.R. Martin nicht kennt, wird man sich als Stratege über ein anspruchsvolles, überaus durchdachtes Regelwerk mit geheimen Zügen und wichtigen Einflussbereichen freuen. Die Dramatik lebt allerdings sehr stark davon, dass mind. drei, idealerweise vier bis fünf Spieler mitmachen. Im Gegensatz zu Schlachten von Westeros, das als klassisches Tabletop taktische Gefechte für zwei im Gelände inszeniert, geht es hier um das große strategische Ganze, für das man Zeit braucht. Ähnlich wie in den Büchern spitzt sich die geostrategische Lage mit jeder Runde weiter zu, so dass militärische Alleingänge kaum möglich sind – man muss koalieren, bluffen, überraschen. Zwar gibt es eine kleine Glückskomponente in Form von Ereignissen, aber ansonsten muss man clever planen. Ich kann dieses stimmungsvolle Brettspiel vor allem Freunden langer Spielabende nur wärmstens empfehlen. Selbst drei bis vier Stunden verfliegen hier im Nu, wenn der Winter naht!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

Weitere
Brettspieltests im Archiv!

Kommentare

BenB92 schrieb am
Ares101 hat geschrieben:Ich habe das geschrieben weil die Greyjoys ein den Wikingern nachempfundenes Geschlecht ist welches auf den im westen befindlichen Inseln ziemlich genau in der Mitte des Kontinents sind.
naja, mit den greyjoys kannst du schon eher den norden bedrohen als den süden ;)
lenymo schrieb am
test test 2 3 4[/url]
Wuschel666 schrieb am
Ach ich liebe dieses Spiel. Krieg ich wieder Lust drauf. habs mir mit beiden Erweiterungen zugelegt, kam leidern och nich dazu die beiden zu testen. Jetz ham se ja die 2. Edition angekündigt. Ziemlich bitter, die sieht nähmlich echt gut aus... anders als bei descent 2nd edition, dies en witz.
Dafür hab ich schöne holzfiguren, die 2nd hat plastikfiguren die genauso aussehen, das is doof^^
Leider liegt es an den Holzfiguren, dass das Spiel nicht so gut in meinem Freundeskreis ankommt, manche finden es zu langweilig weils net so tolle figuren wie descent oder axis & allies hat. Sehr schade, denn es is ein extrem gutes spiel.
Ich sollte mal wieder nen Abend mit dem Spiel verbringen
Clint schrieb am
Mr.Freaky hat geschrieben:Bin gerade mitten in der Hörfassung von Band 4. Würd mir ja das Brettspiel zulegen (bzw. bis März warten) aber ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt 3 Leute zusammen bekommen. Mein Freundeskreis steht nicht so wirklich auf Brettspiele. :(
Ha! Gute Idee, Hörbücher besorgen um wieder up to date zu sein.
schrieb am