Brettspiel-Test: Deadwood (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Kurzweilige Schießereien

Das Artdesign überzeugt mit seinem witzigen Comic-Stil: Zu Beginn wacht der Sheriff über drei Gebäude - aber jede Bande kann ihn quasi "benutzen", indem sie sein Büro besetzt.
Das Artdesign überzeugt mit seinem witzigen Comic-Stil: Zu Beginn wacht der Sheriff über drei Gebäude, die ihm einen Dollar einbringen - aber jede Bande kann ihn quasi "benutzen", indem sie sein Büro besetzt un ihn verschiebt.
Das Kampfsystem ist denkbar einfach, aber aufgrund seiner zwei Stufen unterhaltsam: Man vergleicht zunächst die Stärke der beiden Gesetzlosen, die Würfeln entspricht. In diesem Moment können beide Spieler auch eine Munitionsmarke einsetzen, um ihren Mann um eine Stufe zu verbessern. Falls es danach eine Differenz gibt, also der eine vielleicht satte drei, der andere nur einen Würfel stark ist, darf der Stärkere genau mit dieser Differenz zuerst schießen – in dem Fall zwei Würfel rollen lassen. Falls eine Sechs dabei ist, wird der Gegner sofort und unwiederbringlich auf den Friedhof des Spielplans gelegt; bei jeder Vier oder Fünf wird er verwundet – zwei dieser Treffer bedeuten aber ebenfalls den Tod.

Falls beide gleichstark sind oder falls der Überlegene bei seinen ersten Schüssen nur daneben gewürfelt (alles von Eins bis Drei) oder seinen Kontrahenten lediglich verwundet hat (also nur ein Treffer), wird danach weiter gefeuert – und zwar gleichzeitig mit den verbliebenen Würfeln. Das kann natürlich dazu führen, dass beide ins Gras beißen und das Gebäude frei ist. Man darf es mit der Aggression auch nicht übertreiben, denn jede Bande kann maximal neun Banditen anheuern. Greenhorns sind gratis, aber erfahrene Cowboys sind teuer – wer einen Veteranen mit Stärke 3 anwirbt, indem er den Saloon besetzt, muss drei Dollar zahlen.

Besetzen, angreifen oder abschieben?

Die rote Bande: Jeder Spieler startet mit drei Gesetzlosen, fünf Dollar und einem Pony für die Flucht.
Die rote Bande: Jeder Spieler startet mit drei Gesetzlosen, fünf Dollar und einem Pony für die Flucht.
Die Spannung entsteht nicht nur durch das Würfelglück bei Schießereien, sondern durch die taktische Planung: Nur wer seine Bande so clever managt, dass die Einnahmen die Ausgaben übertreffen, wird auch Dollars horten können. Dabei muss man immer ein Auge auf den Spielplan haben und die Effizienz der neuen Gebäude abschätzen. Wer geht in dieser Runde wohin? Manchmal kann es auch sinnvoller sein, einen feindlichen Revolverhelden zu verbannen oder zu fliehen, anstatt den Revolver zu zücken. Und weil jeder Spieler über drei verschieden starke Gesetzlose verfügt, sollte man gut überlegen, wo der starke Bandido lauert – er kann abschreckende Wirkung haben.

Im Zentrum der Überlegungen stehen die Gebäude, die es in drei Stapeln und teilweise mehreren Stufen gibt. Je nachdem, ob man eher aggressiv oder passiv spielt, sollte man andere für sich beanspruchen. Wer seinem Glück vertraut, geht zur Goldmine und bekommt bei einer gewürfelten Sechs satte fünf Dollar; man kann aber auch leer ausgehen - welche Schadenfreude im Gesicht der Mitspieler, denn man hat pro Runde nur einen Zug! Wer seine Gegner ohne einen Schuss ins Abseits stellen will, kann die Betrügerkaschemme übernehmen, bekommt einen Dollar und darf noch zwei andere Banditen auf die verlassene Mine legen – sie müssen quasi aussetzen. Das kann sehr effizient sein, denn der Spieler verliert zwei Züge, da er sie nicht sofort auf den Spielplan zurücksetzen darf.

Sobald die vierte Eisenbahnstrecke gelegt wurde, naht das Ende mit dem Bau des Bahnhofs. Und schon vor dieser finalen Phase kommt nochmal Spannung auf, denn dann schielen alle Beteiligten natürlich auf die Dollars der anderen und bestimmte Gebäude gewinnen eine besondere Relevanz: Wer das Hotel leitet, darf z.B. jedesmal zwei Dollar einsacken, wenn eine Strecke gelegt wird – und im Moment des Bahnhofsbaus nochmal
Beim Spielstart liegt noch keine Eisenbahnlinie und es gibt lediglich acht gebäude - das wird sich schnell ändern.
Beim Spielstart liegt noch keine Eisenbahnlinie und es gibt lediglich acht gebäude - das wird sich schnell ändern.
vier! Sobald das Spiel vorbei ist, werden einfach die Strafen von den Steckbriefen von den bis dato verdienten Dollars jeder Bande abgezogen. Nur wenn es dann ein Unentschieden gibt, kommt es nochmal zu einer letzten Schießerei.

Ausblick

Deadwood ist das ideale Spiel für die fiese halbe Stunde. Zwar kann man seine Bande auch aggressiv an die lukrative Spitze schießen, aber es gibt aufgrund der Spezialeffekte der Gebäude auch subtile Methoden, um am Tag der Abrechnung die Macht zu übernehmen – man muss gut haushalten, denn jeder Schuss, jeder Steckbrief und jeder Tote kosten wertvolle Dollars. Und nur wer effizient besetzt, anheuert und abschiebt, wird trotz des Glücksfaktors bei den Duellen letztlich gewinnen. Nicht nur die kurzweilige Spielmechanik überzeugt: Auch das Artdesign im Comic-Stil ist stimmungsvoll. Wer ein kurzweiliges, schnell verinnerlichtes Abenteuer sucht, kann zugreifen!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Yossarian22 schrieb am
Hab mir das Spiel kürzlich geholt aufgrund der 4Players Empfehlung und weil Deadwood ne super Serie ist. Das Spiel ist nur weiterzuempfehlen. Ne Runde ist relativ schnell gespielt und ermüdet deshalb nicht und bleibt immer sehr kurzweilig. Eine super Mischung aus Taktik und Glück.
Chibiterasu schrieb am
Also die Serie ist auch sehr empfehlenswert imho!
Nur so als Randbemerkung.
Bardem schrieb am
Der Ringkrieg stellt für mich ein atmosphärisches Highlight dar. Wenig Spiele vermögen das Mittelerde Feeling so einzufangen wie der Ringkrieg. Freue mich daher sehr auf die zweite Edition und hoffentlich auch auf den Test :-)
Jörg Luibl schrieb am
Jo, da kommen so viele zweite Editionen: Eiserner Thron, Descent etc. Und der Ringkrieg ist natürlich auch interessant.
bwort_baggins schrieb am
Wir haben noch kein Western-Spiel in unserer Sammlung, ich glaube da werde ich mal zuschlagen.
PS: Im Februar wird die sehnlichst erwartete 2nd Edition vom Ringkrieg veröffentlicht. Das wär mal was für eure Pipeline ;)
sorry Doppelpost :roll:
schrieb am