Brettspiel-Test: Le Havre (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Release:
11.07.2012
11.07.2012
29.08.2016
29.08.2016
29.08.2016
19.09.2008
Spielinfo Bilder Videos
Holz, Kohle oder Koks?

Ohne Schiffe nix los: Nur wer sie frühzeitig baut, hat eine Chance.
Ohne Schiffe nix los: Nur wer sie frühzeitig baut, hat eine Chance.
Hier entwickelt jeder Spieler mit der Zeit eine andere Taktik, obwohl das frühe Bauen von Schiffen quasi lebenswichtig ist. Allerdings kann man später auf viele Arten sein Geld verdienen: Die einen räuchern Fische oder gerben Leder, die anderen verkaufen Holz, Felle oder investieren in lukrative  Sondergebäude. Die kann man kaufen und exklusiv nutzen, während man beim Kauf eines normalen Gebäudes für dessen Benutzung eine Gebühr bekommt. Aber in LeHavre gibt es neben der Nahrung eine weitere wichtige Komponente, die das Spiel um zusätzliche Grübelei bereichert: Die Energie.

Wer Fische räuchert, braucht Holz für den Rauch; wer Brot backt, braucht Holz für den Ofen; und selbst wer Schiffe baut, braucht neben Holz, Eisen oder Stahl auch reichlich Energie. Und ähnlich wie sich der Wert der Nahrung über das Backen oder Schlachten steigern lässt, kann man über eine Köhlerei oder Kokserei auch mehr Energie aus seinem Holz oder der Kohle herausholen. Aber hat diese Gebäude schon jemand gebaut? Und hat man überhaupt diesen wertvollen Zug frei, um sein Holz umzuwandeln? Sollte man nicht lieber all die Rinder nehmen oder Geld machen? Das Einzige, was man immer tun darf, ist der Kauf. Der scheint zu Beginn fast utopisch, weil alles so teuer ist, aber gerade in den letzten drei Runden, wenn die Versorgung mit Nahrung und Energie sicher ist, entsteht
Alle 16 Rohstoffe bzw. Waren werden von Plättchen symbolisiert.
Alle 16 Rohstoffe bzw. Waren werden von Plättchen symbolisiert.
noch einmal ein spannender Wettlauf um die lukrativsten Gewinne.

Ausblick

So spannend kann Wirtschaft sein! Man beginnt quasi mit leeren Händen, muss sein Unternehmen zielgerichtet, aber geduldig aufbauen und einen cleveren Weg finden, das Beste aus den vorhandenen Mitteln und Gebäuden zu machen. Der verflixte Spielspaß entsteht nicht nur aufgrund der intelligenten Verknüpfung von Rohstoffen, Energie und Ernte oder des Wettlaufs mit den anderen Hafenfirmen, sondern vor allem aufgrund der Beschränkung auf wenige Züge – man kann nicht alles gleichzeitig machen, muss die richtigen Entscheidungen nacheinander treffen. Lediglich die für alle gleiche Fixierung auf die Schiffe sorgt für etwas zu viel taktischen Gleichschritt zu Beginn. Die Glückskomponente ist aber angenehm gering und beschränkt sich auf das Auftauchen von Sondergebäuden, so dass man sich eine individuelle Strategie zurechtlegen kann. Le Havre kommt für mich zwar nicht ganz an die Faszination von Agricola heran, aber es rangiert nur knapp dahinter. Uwe Rosenberg ist mittlerweile so etwas wie der Sid Meier der Brettspielwelt. Obwohl man Le Havre auch solitär und wunderbar zu zweit spielen kann, entfaltet es seine größte Sogkraft mit drei bis vier Spielern. Eine klare Empfehlung!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Knorxel schrieb am
Kleine Korrektur: Puerto Rico ist nicht von Uwe Rosenberg, sondern von Andreas Seyfarth. Ehre, wem Ehre gebührt :).
schrieb am