Brettspiel-Test: A Few Acres of Snow (Wargame (Konfliktsimulation))

von Jörg Luibl



A Few Acres of Snow (Brettspiel) von Asmodee
Gelände- & Kartentaktik für zwei
Publisher: Asmodee
Release:
07.07.2011
Spielinfo Bilder  
Es gibt Spiele, die ziehen magisch an. Nur weil sie eine Illustration zeigen, die irgendwie Neugier und dazu reichlich Assoziationen weckt – in diesem Fall von Pulverdampf und Kanus, von Waldläufern und Rotröcken. Sehr häufig wird das Artdesign nach dem Öffnen der Box allerdings von der langweiligen Wirklichkeit eingeholt. In diesem Fall folgt dem Indianer im Schnee ein spannendes historisches Taktikspiel für zwei, das gerade ins Deutsche übersetzt wurde.

Zeitreise ins 18. Jahrhundert

Dass Englisch und nicht Französisch heute die dominierende westliche Weltsprache ist, hat viel damit zu tun, dass sich die Briten in den Wäldern Nordamerikas durchsetzen konnten. Dabei war der militärische Sieg über die Franzosen gar nicht sicher. Immerhin gründeten beide Nationen fast zeitgleich Anfang des 17. Jahrhunderts ihre ersten Kolonien an der Ostküste der Neuen Welt. Und die Franzosen dominierten bald nicht nur den kanadischen Norden sowie den Pelzhandel, sondern bildeten wichtige Allianzen mit den Indianern.

A Few Acres of Snow ist 2012 für knapp 35 Euro bei Asmodee erschienen. Es ist eine Mischung aus Brett- und Kartentaktik für zwei Personen. Und die Spielmechanik hält, was das tolle Artwork verspricht.
A Few Acres of Snow ist 2012 für knapp 35 Euro bei Asmodee erschienen. Es ist eine Mischung aus Brett- und Kartentaktik für zwei Personen. Und die Spielmechanik hält, was das tolle Artwork verspricht.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese europäischen Mächte auch in Amerika aneinander gerieten. Schon vor dem kontinentalen Siebenjährigen Krieg gab es ab 1754 viele Scharmützel und Überfälle. Als die Franzosen dann 1756 das britische Fort Oswego eroberten und mit ihrer Guerilla-Taktik immer wieder Nadelstiche setzten, sammelten die Briten im großen Stil Truppen. Ihr Vorteile: Die bessere städtische Infrastruktur, die personelle Überlegenheit sowie die starke Marine.

Authentische geostrategische Lage

Das Problem für beide waren Nachschub und Routenplanung in der Wildnis – oftmals wurden Überfälle und Lieferungen über Indianerpfade organisiert, deshalb waren beide auf die Ureinwohner als Verbündete angewiesen. Diese interessante Ausgangsposition bildet diese Mischung aus Karten- und Brettspiel ab. Die Idee dazu stammt von einem Militärhistoriker, die Umsetzung von einem Dominion-Kenner. Diese Kombination hat inhaltlich authentische sowie spielmechanisch dynamische Früchte getragen. Die Mischung aus Zugstapel, Ablage, Reservedeck sowie freien und zwei exklusiven Stapeln ist schnell verinnerlich, sorgt für Planungsoffenheit und überraschende Wendungen.

Die Karte wurde sehr gut illustriert, ist angenehm groß, bietet genug Platz und zeigt das Gebiet um den Golf von Maine bis hoch zum Huron-See. Schade ist allerdings, dass man diese großen Buchten und Gewässer nicht beschriftet hat: Der Golf von St. Lawrence etwa oder der Erie- und Ontario-See sind nur nackt zu sehen. Lediglich die vielen Siedlungen und Forts werden genannt. Ansonsten ist das Spielmaterial schlicht und gut: Plastikgold und -silber, dazu Holzsteine in verschiedenen Formen für Städte, Belagerungen & Co.

Blauröcke gegen Rotröcke

In der Box befinden sich Anleitungen auf englisch, Französisch und Deutsch. Die englischen Kartentexte wurden allerdings nicht übersetzt.
In der Box befinden sich Anleitungen auf Englisch, Französisch und Deutsch. Die englischen Kartentexte wurden nicht übersetzt, dafür werden ihre Funktionen auf den Spielhilfen deutsch erklärt.
Sowohl die geostrategische Lage als auch der Aufbau der Decks spiegelt das Kräfteverhältnis der damaligen Zeit wider. Der britische Spieler hat zu Beginn mehr Geld, mehr Städte, mehr Häfen. Dafür hat er keine Garnisonen mehr am Ontariosee, so dass sich seine Grenzlinie auf die Bucht von Maine beschränkt. Die Franzosen sind hingegen weiter gestreut, von Montreal bis Louisburg. Außerdem haben sie die exklusive Möglichkeit der Piraterie, während die Briten ihre Siedlungen leichter zu Städten entwickeln können.

Wie kann man den Konflikt für sich entscheiden? Das Spielziel ist angenehm variabel und erlaubt sowohl defensive als auch offensive Taktiken: Man gewinnt zum einen, wenn man als Erster alle seine Scheiben oder Quader, die Dörfer oder Städte repräsentieren, platziert hat – wenn man sich also komplett entwickelt hat. Zum anderen gewinnt man mit zwölf Siegpunkten über eingenommene feindliche Dörfer oder Siedlungen. Außerdem hat man die Nase vorn, wenn man wichtige Städte erobert: Der Brite gewinnt mit Quebec, der Franzose mit Boston oder New York in seiner Gewalt.

Kommentare

Braz schrieb am
Bei A Fews Acres of Snow waren es Kleinigkeiten in der Kartenbeschriftung, denn das Wesentliche, der bessere Kräfte-Ausgleich zwischen Briten und Franzosen, wurde in der zweiten Edition schon integriert.
hmm...wollen wir mal so sagen: Der Unterschied zwischen der 1. Edition, die ich mein eigen nenne und der 2. Edition besteht darin, dass es eine aktualisierte Regel gibt und eine Karte (French bateaux) in der 2. Edition nicht mehr vorkommt. Ansonsten sind aber beide Versionen absolut deckungsgleich:
Also -> für Besitzer der Erstauflage: Einfach neue Regel im Netz downloaden und gut is......denn das war`s schon :idea:
Jörg Luibl schrieb am
lordpa hat geschrieben:Schön wäre es wenn ihr etwas mehr Kritik an den Spielen üben könntet.
Das würde ich gerne! Ich liebe Demontagen und Verrrisse. :wink: Aber was soll man machen, wenn man den Ringkrieg so verschlingt, dass sechs Stunden wie ein ICE vorbei rasen?
Es stimmt, dass die Brettspiel-Besprechungen einen positiven Tenor haben. Das liegt daran, dass es sich schon um eine Auswahl der besten Spiele handelt, die ich etwa zwei Mal im Monat empfehle - daher ja Brettspiel-Tipp. Und das wird in Zukunft immer kniffliger, wenn ich mal mit den Klassikern durch bin.
Und was in unserer Liste fehlt: All die Spiele, die ich nicht bespreche! Vieles kommt an, wird gespielt und ist langweilig oder gewöhnlich - da gibt es auch keine Rezension. Dixit und Qwirkle z.B., die letzten Spiele des Jahres, haben mich trotz des interessanten Ansatzes, der bei Letzterem zunächst ein wenig an Ishido auf dem Amiga erinnerte, nicht geschafft. Quebec und Asara ebensowenig wie Thunderstone oder gar Dungeon Lords von einem meiner Lieblingsautoren, Vlaada Chvatil. Hat alles nicht gefunkt.
Die Spiele, die mich neugierig machen und die ich später empfehle, werden genau so intensiv getestet wie Videospiele. Was ich allerdings nicht mache: Das Regelwerk und die Zugfolgen nochmal runterkopieren, denn ich will ähnlich wie bei den Artikeln zu Videospielen vor allem das Spielgefühl einfangen. Selbst diese Empfehlungen sind natürlich nicht perfekt und ich versuche schon, die Ecken und Kanten aufzuzeigen. Wenn etwa die Balance nicht ganz ausgeglichen (Ringkrieg) oder Spielmechanismen etwas unglücklich sind (bei Descent mit Hausregeln zu fixen), die Figurenqualität zu wünschen übrig lässt (Mage Knight lässt grüßen) oder das fade Artdesign abtörnt (Puerto Rico, Burgen von Burgund). Bei A Fews Acres of Snow waren es Kleinigkeiten in der Kartenbeschriftung, denn das Wesentliche, der bessere Kräfte-Ausgleich zwischen Briten und Franzosen, wurde in der zweiten Edition schon integriert.
Vielleicht gibt's...
lordpa schrieb am
Dek0r hat geschrieben:
lordpa hat geschrieben:
Schön wäre es wenn ihr etwas mehr Kritik an den Spielen üben könntet. Es scheint in den Tests fast immer so als ob das Spiel perfekt ist wie es ist. Die Tests heben sich zu wenig voneinander ab sozusagen. Ich hab bei jedem Test das gefühl das das Spiel wie auf mich zugeschnitten ist :D

Genau das wird (vermutlich) nicht passieren. 4Players ist keine Brettspiele Plattform. Hier werden keine Brettspiele gestestet, sondern nur empfohlen. Deshalb lesen sich die Artikl auch so blümchenhaft. ;)
Hast du wohl recht :) das würde auch erklären wieso noch kein Fehlkauf für mich dabei war :)
lordpa schrieb am
ich möchte mich an der stelle mal für die tollen Brettspieltests bedanken! Habt mir schon viele tipps gegeben.
Schön wäre es wenn ihr etwas mehr Kritik an den Spielen üben könntet. Es scheint in den Tests fast immer so als ob das Spiel perfekt ist wie es ist. Die Tests heben sich zu wenig voneinander ab sozusagen. Ich hab bei jedem Test das gefühl das das Spiel wie auf mich zugeschnitten ist :D
trotzdem möchte ich mich nochmal für die tests bedanken. Nimm das oben geschriebene bitte nicht als Kritik sondern als Verbesserungsvorschlag auf :)
mfg Patrick
Jörg Luibl schrieb am
Du meinst sicher The First World War von Phalanx. Da sieht höchstens das Kartendesign von oben so ähnlich aus, aber das war's auch schon. Ist ein Wargame mit einer ganz anderen Spielmechanik. :wink:
schrieb am