Internationale Spieltage SPIEL16.10.2014, Jörg Luibl
Internationale Spieltage SPIEL

Special: Interview: Heidelberger Spielverlag

Auch in diesem Herbst dreht sich in Essen alles um Brettspiele. Vom 16. bis 19. Oktober öffnet die Publikumsmesse ihr Tore. Wir haben im Rahmen der "Internationalen Spieltage SPIEL'14" ein Gespräch mit Ralf Siedek vom Heidelberger Spieleverlag geführt, aus dessen Portfolio wir schon einige Titel wie Eldritch Horror oder Star Wars: X-Wing empfohlen haben. Als "Mädchen für alles" ist er u.a. für die Presse sowie Eventmarketing zuständig.

4Players: Hallo Ralf, was bist du für ein Spielertyp – was kam  bei dir in den letzten Wochen auf den Tisch oder den Bildschirm?

Ralf Siedek: Ich mag generell eher umfangreiche und komplexere Brettspiele. Deshalb bin ich ja auch irgendwann bei den Bären gelandet. Spiele wie Descent 2, Star Wars: X-Wing oder Battlelore 2 erwärmen mein Herz. Auf dem Bildschirm habe ich eine unerklärliche Schwäche für Tower Defense Spiele (Gem Craft!!!) und vor kurzem bin ich nach sechsjähriger

Im Gespräch: Ralf Siedek vom Heidelberger Spieleverlag. Als "Mädchen für alles" ist er u.a. für die Presse sowie Eventmarketing zuständig.

Abstinenz zu World Of Warcraft heimgekehrt. Erschreckenderweise macht es immer noch Spaß.

4Players: Welche Spiele sind eure Zugpferde auf der SPIEL' 14 in Essen?

Ralf Siedek: Die Highlights sind, wie jedes Jahr, vielfältig. Besonderes Augenmerk wird dieses Jahr wohl auf Star Wars: Imperial Assault - Das Imperium Greift An, XCOM und The Witcher liegen. Aber auch Spiele wie Might & Magic: Heroes Brettspiel, Mars Attack, Die Schlacht Der Fünf Heere oder Firefly werden sehr gut ankommen, da bin ich mir sicher.

4Players: Wie entscheidet ihr, ob ihr ein Spiel in euer Angebot aufnehmt?

Ralf Siedek: Es mag abgedroschen klingen, aber: des muss uns gefallen. In der Tat werden alle Spiele bei uns verlagsintern gespielt, gespielt und gespielt. Wenn ein Spiel dann innerhalb des Verlages Befürworter findet, ist die Chance schon mal recht hoch, das wir es auch anbieten wollen. Dabei muss auch immer das Gesamtpaket stimmen: Optik, Hapitk und vor allem das Spiel an sich müssen uns begeistern. 

4Players: Für Videospieler ist die E3 in Los Angeles die internationale Leitmesse. Wie kann es sein, dass eine deutsche Messe im Brettspielbereich so relevant ist wie die SPIEL in Essen?

Ralf Siedek: Das liegt zum einen an den historischen Begebenheiten, die SPIEL gibt es ja nun schon eine ganze Weile und sie ist kontinuierlich gewachsen. Zum anderen ist Deutschland der weltweit wichtigste Brettspielmarkt, von

Zwei bis vier Helden rätseln, handeln, sammeln und kämpfen mit Karten und Würfeln gegen diverse Monster aus der Fantasywelt - darunter auch Kreaturen, die erstmals in The Witcher 3 auftauchen. die digitale Version hat uns nur solide unterhalten - hier zum Test.

dem auch mit die wichtigsten Impulse ausgehen. Als weltweit größte Publikumsmesse im Bereich Spiele kommt man als Hersteller quasi gar nicht an Essen vorbei. Bin ich als Verlag nicht in Essen, dann finde ich nicht für die Masse statt. Die SPIEL ist auch vom ganzen Geschehen her schon sehr besonders: Ob Jung oder Alt, jeder findet hier etwas zum Ausprobieren und man lernt massenweise neue Spiele kennen, was so gesammelt kaum woanders möglich ist.

4Players: Alles spielt mittlerweile digital – vom PC über Konsole bis hin zu Facebook und Mobiltelefon. Da wirken Brettspiele fast etwas altmodisch. Oder gibt es einen analogen Gegentrend? Wie siehst du die Situation? 

Ralf Siedek: Ich fühle mich ja in beiden Welten daheim, aber ein gutes Brettspiel bietet mir etwas, was mir kein digitales Spiel bieten kann: Aug in Aug gegenüber sitzen und eine Mimik zu "lesen", wenn ich mir einen genialen Zug aus dem Ärmel schüttel. Onlinespiele schön und gut, immer wieder gut zu spielen - auch wenn ich bei den meisten MMOG das Endgame meistens ignoriere, bzw. dann zum nächsten Spiel weiter ziehe -, aber viele

Auch aktuelle Lizenzen werden in Brettspiele umgewandelt: Hier "The Walking Dead" auf der Neueheitenshow.

Spielprinzipien lassen sich online nur unbefriedigend umsetzen.

Deduktionsspiele wie Avalon oder Coup machen nur richtig Spaß, wenn ich mein Gegenüber dabei beobachten kann. Ein Battlestar Galactica gewinnt seinen Reiz eben dadurch, das niemand weiß, ob und wer ein Zylon ist und man eine gewisse Paranoia entwickelt. Der Eiserne Thron wäre nur halb so schön, wenn ich nicht das Gesicht meines Mitspielers sehen könnte, während ich das Bündnis mit ihm aufkündige und den Dolch von hinten durch die Brust in sein Auge versenke. Beim Thema Rollenspiele wird es dann besonders deutlich: Spiele wie The Witcher, Gothic oder Dragon Age sind ohne Frage sehr schöne Spiele, aber ein Computer-RPG wird auf absehbare Zeit nicht die Freiheiten bieten, die ein "echtes" Rollenspiel mit einem Spielleiter aus Fleisch und Blut ermöglicht. Keine noch so geile LAN-Party kann einen Brettspielabend mit guten Freunden ersetzen. Beides hat seine Berechtigung, aber man kann es halt auch nur sehr begrenzt vergleichen.

4Players: Welches Potenzial siehst du in der gezielten Verbindung von digitalen und analogen Spielideen à la DICE+, wo man klassisch würfelt, aber auf dem Tablet zieht?

Ralf Siedek: Das mag für viele Leute funktionieren, aber ich finde, dass man neue Medien auch neuartig einsetzen sollte und nicht als Ersatz für alte Methoden. Ich mag z.B. die Mario-Party-Spiele, die ja im Prinzip digitale Brettspiele sind, aber warum soll ich ein Spielbrett mit einem Tablet ersetzen, wenn ich die neuen Möglichkeiten nicht nutze? Da muss man also genau aufpassen, dass das Neue nicht einfach verpufft.

4Players: Ihr werdet im kommenden XCOM-Brettspiel ebenfalls digitale Ergänzungen anbieten – wie kann man sich das vorstellen?

Ralf Siedek: Neuartig! Wäre auch schlimm, wenn das nicht so wäre nach meiner letzten Antwort. Das Spiel XCOM

Im ersten Quartal 2015 will der Heidelberger Spielverlag XCOM: Das Brettspiel auf Deutsch veröffentlichen. Wie im virtuellen Vorbild XCOM: Enemy Within wird es auch am Tisch darum gehen, als Team mit militärischen Kommandos die Aliens zu stoppen.

wäre ohne die Unterstützung durch die App schlichtweg so nicht möglich. Die App ermöglicht es uns, vollkommen neuartige Spielprinzipien umzusetzen, die mit den bisherigen Spielmaterialien nicht oder nur sehr unzulänglich hätten umgesetzt werden können. Jeder Spieler übernimmt eine andere Rolle in diesem Spiel, eine Rolle hierbei ist der Kommunikationsoffizier, dem auch die Bedienung der App übertragen wird. Die Rollen bei XCOM unterscheiden sich komplett voneinander, jeder ist für einen anderen Bereich zuständig. Die Kampfeinsätze, in der digitalen Version ja der Dreh- und Angelpunkt des Spiels, bilden hier nur einen Aspekt des Spiels. XCOM - Das Brettspiel versetzt die Spieler in die Kommandozentrale und sie versuchen gemeinsam, die Alieninvasion auszuhalten. Hierbei hilft die App mit Zufallsereignissen und einem gewissen Zeitdruck, keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Bei XCOM sind immer alle Spieler voll dabei und achten drauf, was gerade passiert. Immerhin kann es sein, das genau JETZT ein bestimmter Spieler aktiv werden muss. Wenn ich begeistert klinge, dann liegt das daran, dass XCOM mich vollkommen begeistert hat. Nach langer langer Zeit mal wieder ein richtig neues Konzept und das dann auch noch mit einer derart geilen Lizenz wie XCOM! So was wünsche ich mir noch viel öfter!

4Players: Viele Klassiker wie LeHavre, Dominant Species oder Talisman sind mittlerweile für iPad oder PC umgesetzt. Reiner Knizia hat zig seiner Spiele im AppStore. Sind digitale Umsetzungen eine Nische oder gefährden sie die Box zum Anfassen?

Ralf Siedek: Ich denke, dass digitale Umsetzungen eher hilfreich sind. Nichts ersetzt die reale Spielrunde, aber die ist

Die SPIEL in Essen erfreut sich großer Beliebtheit und gilt als die internationale Leitmesse für Brettspiele.

halt nicht immer möglich. Da sind solche Umsetzungen natürlich ein nettes Methadonprogramm. Auch ist die Hemmschwelle, mal ein neues Spiel auszuprobieren einfach geringer, weil diese Umsetzungen meist nur einen Bruchteil der analogen Variante kosten und Tutorials haben, die das Spiel erklären. Wenn es dann gefällt, kauft man nicht selten auch die "echte" Variante, um es am heimischen Tisch zu spielen.

4Players: Es gibt ja den Begriff „German Boardgames“. Welche Unterschiede gibt es zwischen den amerikanischen und den deutschen bzw. europäischen Brettspiel-Konzeptionen?

Ralf Siedek: Der Ursprung der German Boardgames liegt vermutlich bei "Siedler

Dieses jahr stellen auch einige japanische Entwickler aus.

Von Catan", welches ja eine völlig neue Generation von Spielern kultiviert hat. Ernste Themen mit gewissen strategischem Anspruch und durchaus auch längere Spieldauer. German Boardgames wurde zu einem Qualitätsmerkmal, welches sich auch gerne ausländische Verlage ans Revers geheftet haben. Das Gegenkonzept war dann der Ami-Trash, also Spiele, die eher einfach gehalten waren, aber vor allem mit Optik überzeugen konnten. Beide Strömungen gibt es heute noch, sind aber nicht mehr so klar abgegrenzt. Zumal immer mehr Verlage inzwischen den Brückenschlag versuchen. Fantasy Flight Games, einer unser wichtigsten Partner versteht es, Spiele zu machen, die anspruchsvoll sind UND dabei noch optisch absolut zu überzeugen wissen.

4Players: Der altmodische Begriff „Gesellschaftsspiele“ wird längst von Genre-Anglizismen gesprengt: Von „Worker Placement“ über „Block Wargames“ bis hin zu „Living Card Games“ - welche Spielarten sind aktuell besonders einflussreich?

Ralf Siedek: Block Wargames waren eigentlich schon immer ein Nischenthema, aber Worker Placement wird so schnell wohl nicht aussterben. Dieses Prinzip wird auch immer wieder mit neuen Ideen aufgefrischt, so das es immer noch ein gern genommenes Spielprinzip ist. Es ist ja auch sehr vielfältig, will sagen, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Worker Placement umzusetzen, bzw. versteckt sich in vielen Spielen auch ein Hauch Worker Placement. Living Card Games sind zur Zeit sehr am boomen, die Leute mögen das Prinzip der Sammelkartenspiele

Ein Blick auf den Hauptsitz des Heidelberger Spieleverlags.

mit seinen Deckbaumöglichkeiten, wollen aber nicht hunderte von Euros ausgeben, um ihr Spiel komplett zu halten. Zumal der Markt der Sammelkartenspiele schon unter Magic und Yu-Gi-Oh aufgeteilt ist, da ist kaum noch Platz für einen kostenintensiven Mitbewerber. Bei den Living Card Games sind aber die notwendigen Investitionen sehr überschaubar, das kann sich auch jeder Schüler vom Taschengeld leisten, bei den Living Card Games gibt es einfach kein Pay-to-win.

Ein weiterer Trend sind Deduktionsspiele, in denen man durch geschicktes Nutzen der Spielmechaniken rausfinden muss, wer welche Rolle am Spieltisch einnimmt und so denjenigen zu identifizieren versucht, den man z.B. neutralisieren möchte. Diese Spiele zeichnen sich (meist) durch wenig Spielmaterial, aber einen hohem Wiederspielwert aus, da man die Feinheiten dieser Spiele sich wirklich erspielen muss. 

4Players: Ihr veröffentlicht viele Brettspiele von Fantasy Flight Games aus Amerika auf dem hiesigen Markt. Wie viele Leute sind an so einer Lokalisierung beteiligt und wie viel Zeit benötigt ihr für eine deutsche Version?

Ralf Siedek: Das unterscheidet sich von Spiel zu Spiel, aber PI mal Auge kann man sagen, das inkl. Lektorat etc.pp. so

Brandaktuell: "The Battle of Five Armies" erscheint gerade auf Deutsch beim Heidelberger Spielverlag.

12-15 Leute an einer Lokalisierung beteiligt sind. Zeitlich gesehen dauert es bei einem mittelgroßem Projekt vom Moment der Datenübermittlung an uns bis zur Datenübermittlung an die Produktion rund sechs Wochen.

 

 

4Players: Von außen betrachtet wirken die offiziellen Brettspiele des Jahres, die man dann auch mit dem Logo in Kaufhäusern findet,  immer recht konservativ oder friedlich, was die Themen angeht. Gibt es da einen moralischen Filter? Könnte ein „Wargame“ das Spiel des Jahres werden?

Ralf Siedek: Es gibt wohl keinen "offiziellen" moralischen Filter, aber ein Wargame wird vermutlich niemals in den

Gewinner des Hauptpreises und Träger des Deutschen Spielepreises 2014 in der Top 10:

1. RUSSIAN RAILROADS von Helmut Ohley und Leonhard Orgler (Hans im Glück Verlag)

2. ISTANBUL von Rüdiger Dorn (Pegasus Spiele) 3. CONCORDIA von Mac Gerdts (PD-Verlag)

4. LOVE LETTER von Seiji Kanai (Pegasus Spiele)

5. CAMEL UP von Steffen Bogen (eggertspiele und Pegasus Spiele)

6. CAVERNA - DIE HÖHLENBAUERN von Uwe Rosenberg (Lookout)

7. LEWIS & CLARK von Cédrick Chaboussit (Heidelberger Spieleverlag und Ludonaute)

8. ROKOKO von Matthias Cramer und Louis und Stefan Malz (eggertspiele und Pegasus Spiele)

9. DIE GLASSTRAßE von Uwe Rosenberg (Feuerland Spiele)

10. SPLENDOR von Marc André (Space Cowboys)

Augen der Jury auszeichnungswürdig sein. Das ist auch nicht weiter tragisch, denn der vorrangige Sinn des Preises ist es ja, Brettspiele generell in den Köpfen der Menschen zu verankern. Das Spiel des Jahres ist im Regelfall ein wirklich gutes Spiel, das einer großen Anzahl an Leuten gefallen kann. Ich sehe das eher als Rekrutierungsmaßnahme an. Es gibt ja auch noch das Kennerspiel des Jahres, welches eine gewisse Komplexität suggeriert. Unterm Strich ist das, was als Kennerspiel bezeichnet wird, aber immer noch am unteren Ende dessen, was ich in meiner Sammlung stehen habe. Spielerisch reizen mich die Spiele des Jahres schon lange nicht mehr, wobei ich aber den jeweiligen Preisträger mir dennoch ansehe, gehört ja quasi zum Job dazu. Aber der wichtigste Grund für den Pöppel auf der Schachtel ist im Endeffekt das Tante Trude und Oma Helga wissen, was sie Fritzchen und Chantalle zu Weihnachten schenken können. Damit wird dann sie Saat gesät und in zehn Jahren kommen Fritz und Chantalle dann zu den Bären und suchen nach Descent oder Arkham Horror. Also an dieser Stelle: Dank an die Jury Spiel des Jahres, ihr macht schon einen super Job. Ohne die Jury und deren Arbeit hätten es Brettspiele bedeutend schwerer!

4Players: Vor allem viele PC-Spiele entstehen heutzutage, weil Fans privat investieren. Welche Rolle spielt Kickstarter in der Brettspielwelt?

Ralf Siedek: Im angloamerikanischen Raum eine sehr große Rolle, in Deutschland

Auch kleine Logikspiele tummeln sich unter den 850 Neuheiten in Essen.

ist die Kreditkarte einfach nicht verbreitet genug, um hier wirklich großen Einfluss zu haben. Es gibt viele, sehr gute Projekte auf Kickstarter, aber leider auch viele Projekte, die einfach nicht zu Ende durchdacht sind. Auf Kickstarter tummeln sich viele Leute mit einem Traum und versuchen diesen auch um zusetzen. Oftmals fehlt den Leuten aber Erfahrung und im Endeffekt kommen dabei Brettspiele bei rum, die vielleicht richtig geil aussehen, aber einfach keine vernünftigen Regeln haben. Hier geht sehr oft Style over  Substance, was oft sehr schade ist. Dazu kommt der Mangel an Planungssicherheit, so das extreme Wartezeiten oft an der Tagesordnung sind. Ich selber habe zuletzt vor ca. 18 Monaten ein Projekt ge"backt", das wäre im Januar 14 fällig gewesen. Ich warte aber immer noch auf insgesamt 4 Projekte, zumindest auf Teillieferungen von einigen. Einige dieser Projekte haben inzwischen "echte" Verlage gefunden, die überarbeitete Fassungen veröffentlichen werden. Als Backer bin ich also doppelt geschmiert: Mein Geld "arbeitet" lange für die Firma, was aber durchaus OK ist, das weiß ich ja vorher. Aber im regulären Handel würde ich eine verbesserte Version bekommen, das stört mich schon irgendwie. Ich halte Kickstarter generell für eine sehr geile Sache, um Träume wahr werden zu lassen, um sogenannte Heartbreakerprojekte zu realisieren. Doof *sic* finde ich es aber, wenn etablierte Firmen Kickstarter als Vorbestellplattform nutzen, obwohl sie eigentlich das Kapital hätten, ihre Spiele regulär zu veröffentlichen. 

4Players: Welche drei Brettspiele sind bisher eure größten Erfolge, was die Verkaufszahlen angeht?

Ralf Siedek: Hm, das ist relativ einfach zu beantworten: Über allem thront Star Wars: X-Wing, das in den letzten Monaten einen wahnsinnigen Erfolg erzielt und eine extrem starke Community aufgebaut hat. Obwohl das Spiel noch relativ jung ist,

Vermutlich inspiriert vom Erfolg von X-Wing ist die Flugkampfaction mit Drachen entstanden; "D&D Attack Wing" erscheint bei Asmodee und ist in Essen spielbar..

hat es sich zum Top-Seller entwickelt. Dahinter kommen 3 weitere Brettspiele, die nahezu gleichauf sind: Descent, Der eiserne Thron und Arkham Horror. Alles Spiele, die eher komplex sind und dennoch (oder gerade deswegen vielleicht) über wirkliche Fans verfügen.  Um aber ehrlich zu sein, verblassen, rein verkaufszahlentechnisch, all diese Spiele gegen ein Spiel wie Karriere Poker, von dem wir jenseits der 60.000 verkauft haben. 

4Players: Welche Rolle spielen die Bewertungen von deutschen Brettspielmagazinen für euch?

Ralf Siedek: Wir ärgern uns natürlich, wenn wir eine schlechte Bewertung bekommen, besonders, wenn der Rezensent nicht objektiv war, sondern persönliche Aversionen (z.B. gegen das Thema) einfließen lässt. Wenn deutlich wird, dass das Spiel nie eine echte Chance hatte. Genauso freut uns eine positive Besprechung, denn wie ich ja erwähnte: ALLE Spiele, die bei uns erscheinen, haben im Verlag ihre Freunde und man freut sich natürlich, wenn auch andere die Spiele mögen, die wir machen. Andererseits ist jedwede Besprechung wichtig für uns, weil sie das Spiel bekannter macht. Nichts ist schlimmer, als ein Spiel, das niemand kennt.

4Players: Auf www.boardgamegeek.com gibt es Bestenlisten mit einer Art internationalem Meta-Ranking. Welchen Stellenwert hat eine gute Platzierung dort?

Ralf Siedek: Sehr wichtig! Boardgamegeek ist gerade in dem Bereich, in dem wir hauptsächlich tätig sind, einfach DIE Anlaufstelle. Ein Spiel, das dort hoch rankt, ist im Fokus unserer Zielgruppe und die Entscheidung, ob wir ein Spiel übersetzen oder nicht wird auch davon abhängig gemacht, wie das Spiel von der Spielerschaft international aufgenommen wird.

4Players: In der Welt der PC- und Videospiele geht es nach Wertungen mitunter sehr hysterisch zu. Im Vergleich dazu wirken Foren der Brettspielwelt fast wie Oasen der Entspanntheit. Trügt der Eindruck oder sind Brettspieler einfach ruhiger?

Ralf Siedek: Hehehe, das täuscht, aber gewaltig. Wenn ich an unser Firmenforum denke oder einige andere

Das Brettspiel Cthulhu Wars protzt mit Figuren in XXL.

Brettspielforen, dann geht es da auch ab und an richtig ab. Aber ich glaub, ich weiß, was Du meinst. Brettspieler sind vielleicht nicht so LEET, außerdem erkennt man bei uns die Noobs nicht so schnell. Dadurch gibt es weniger Grabenkämpfe und wir haben natürlich auch keinen Konsolenkrieg etc.pp. Dafür haben wir dann andere Baustellen, die heftig diskutiert werden: Lokalisierungen, Lieferbarkeiten, Regelunklarheiten etc.pp. Ich denke mal, dass es prozentual genau so viele Knaller bei den Brettspielern wie bei den Gamern gibt, in absoluten Zahlen jedoch sind die Gamer da natürlich im "Vorteil". Und da all diese Knaller natürlich laut in den Foren sind, fällt das da eher auf.

4Players: Vielen Dank für das Interview!

 
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