Brettspiel-Test: Tzolk'in: Der Maya-Kalender (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Erstklassige Ausstattung

Nicht nur die Arbeiter, auch das Auge isst hier mit: Illustrationen und Grafikdesign sind klasse, die Plättchen sind solide, die Schädel hübsch anzusehen. Der große Spielplan lockt in einer Draufsicht mit kunterbunten Pyramiden, kleinen Feldern, Brunnen und natürlich viel Dschungel. Zwar braucht man einige Zeit, um alle Aktionen zu verstehen, aber dann helfen einem die markanten Symbole auf dem Spielplan, so dass man kaum noch in die Anleitung schauen
Kampf um Positionen: Der grüne Spieler dürfte sich den Kristallschädel nehmen, indem er seinen Arbeiter entfernt - dafür musste er auch vier Runden dort ausharren.
Kampf um Positionen: Der grüne Spieler dürfte sich den Kristallschädel nehmen, indem er seinen Arbeiter entfernt - dafür musste er auch vier Runden dort ausharren.
muss. Die ist übrigens weitgehend vorbildlich, nur dass man dem „ausführlichen Beispiel“ am Ende weitere Aktionen hätte hinzufügen können, damit es auch später keine Missverständnisse gibt. Man kann nahezu alles auflösen, muss aber hin und her blättern.

Verstärkt werden die strahlenden Farben noch vom Folienüberzug der Karte, der auch späteres Ausbleichen verhindert. Überall erkennt man feine Zeichnungen von Göttern, Schriftzeichen und Artefakten; selbst auf den Rückseiten der Plättchen und den großen Rädern sind Zeichen der Maya eingraviert. Die Designer haben nicht nur das mythische Thema sehr gut eingefangen, sondern auch den Kalender klasse in den Spielplan integriert: Ein großes zentrales Zahnrad, mit dem die fünf Orte verbunden sind, lässt sich sehr leicht weiter drehen, so dass sich alle dort platzierten Arbeiter gleichzeitig vorwärts bewegen – da klemmt nichts und selbst nach mehrmaligem Spielen wirkt das Ganze grundsolide. Das liegt auch daran, dass man die einmal zusammen gestanzten Räder nicht mehr auseinander
Wer das Glück hat und Farmen bauen kann (die drei gelben Gebäude), muss bei Erntefesten weniger Arbeiter versorgen.
Wer das Glück hat und Farmen bauen kann (die drei gelben Gebäude), muss bei Erntefesten weniger Arbeiter versorgen.
bauen muss.

Fazit

Ich mag anspruchsvolle Brettspiele, die man nicht auf den ersten Blick durchschaut. Natürlich nicht wenn das Regelwerk diffus ist, sondern wenn man die vielen Wege zum Ziel erst freilegen muss, indem man Sitzung für Sitzung neue Taktiken entdeckt. Tzolk’in lässt einen zunächst hungern, aber macht dann immer satter, entfaltet immer mehr Spaß. Es entsteht eine angenehme Grübelei zwischen Versorgungszwang und Entwicklungsdrang, zumal man sich entweder spezialisieren oder über eine gemischte Taktik erfolgreich sein kann. Das Kalenderthema wurde spielmechanisch mit den beweglichen Zahnrädern sehr kreativ verknüpft. Hinzu kommt die hochwertige Aufmachung, was Illustrationen und Grafikdesign angeht. Obwohl ich auf der SPIEL in Essen noch skeptisch war, weil das Anspielen verwirrte, hat mich Tzolk’in mittlerweile als Workerplacement-Variante überzeugt. Es kommt zwar nicht an Agricola heran, aber ich sehe es auf einem Niveau mit Village und LeHavre. Und das sorgt dafür, dass es bei uns regelmäßig auf den Tisch kommt!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

bwort_baggins schrieb am
Ich habs auch auf der Messe gekauft und bis jetzt sind wir noch nicht zum spielen gekommen :/
Thjodolf schrieb am
Lustig, dass nun kurz nach Myrmes auch Tzolk'in getestet wurde.
Ich war 2012 auf der Spielemesse in Essen und habe mir genau diese beiden Spiele dort gekauft. Anspielen war mir damals aber zu stressig. Da habe ich mich auf meine männliche Intuition verlassen und "blind" gekauft.
Und sowohl Myrmes als auch Tzolk'in sind nun in der Top3 meiner Lieblingsspiele (neben Smallworld).
Zum Spiel: Ich kann das Spiel nur jedem, wirklich jedem empfehlen. Es ist wunderschön und hochwertig vom Aufbau, gibt einen neuen thematischen Anreiz und spielt sich dynamisch und kurzweilig. Obwohl es ein strategisches Spiel ist, gefällt es auch meinem Freund, der Strategiespiele normalerweise nicht mag. Ich glaube, das liegt auch daran, dass man keinen Wälzer studieren muss, um das Spiel zu verstehen.
Ich wünsche allen Spielern viel Spaß mit dem Spiel und allen, die das Tzolk'in noch nicht kennen, viel Spaß beim Testen.
schrieb am