Brettspiel-Test: Talisman (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Release:
04.08.2014
04.08.2014
04.08.2014
25.02.2014
07.03.2017
07.03.2017
10.10.1983
09.03.2020
03.06.2021
Erhältlich: Digital (Steam), Einzelhandel
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ab 12,50€
Spielinfo Bilder Videos
Kämpfen und Karten ziehen

Neu in der vierten Edition: Die Plastikminiaturen für alle Helden sowie Kröten.
Neu in der vierten Edition: Die Plastikminiaturen für alle Helden sowie Kröten.
Im Zentrum des Spiels stehen über 100 Abenteuer-Karten, die man meist beim Erreichen eines Feldes vorliest – da können einfach Schätze, reisende Händler, gute Feen, aber auch Monster sein. Bären mit Stärke 3 gehen noch, aber wer direkt einen Drachen zieht, kann gleich die Füße in die Hand nehmen.  Es sei denn, er hat seine Stärke entweder permanent oder über Rüstung von Helm über Gürtel bis Schild bzw. eine Waffe wie Schwert oder gar Drachenlanze temporär steigern können. Manches kann man direkt kaufen, andere Dinge ergattert man vielleicht, wenn ein anderer Held stirbt.

Das Besondere an Talisman sind die Begleiter: Man kann beliebig viele Gefährten aufnehmen, die die eigenen Schwächen mit nützlichen Spezialfähigkeiten ausgleichen. Wer einen ortskundigen Wanderer engagiert, verirrt sich nicht mehr in Hügeln und Labyrinthen. Wer ein Einhorn an seiner Seite weiß, darf Talent und Stärke um einen Punkt erhöhen! Ersteres ist wichtig im arkanen Magiekampf, Letzere im physischen Klingenkampf. Manche Klasse wie der Zauberer dürfen sich aussuchen, auf welche Art sie ihren Gegner bekämpfen – treffen sich Spieler auf einem Feld, kommt es zum Duell.

Würfelglück und Warteschleifen

Ein üppig ausgestatteter Dieb: Viel Ausrüstung, viel Gold und bald der Griff zur Schreckenskrone?
Ein üppig ausgestatteter Dieb: Viel Ausrüstung, viel Gold und bald der Griff zur Schreckenskrone? Nein, da fehlen noch blaue Talentpunkte und richtig stark ist er auch noch nicht.
Im Gefecht wird ganz einfach mit einem Sechserwürfel für beide Parteien geworfen, wobei das Ergebnis zu vorhandenen Stärke bzw. Talent addiert wird – wer vorne liegt, besiegt das Monster bzw. den anderen Helden; wer dann hinten liegt, verliert einen Lebenspunkt und der Zug ist beendet. Unbesiegte Monster machen dann, teilweise auch im mächtigen, weil ihre Stärke addierenden Duett, weiter die Welt unsicher. Überhaupt füllt sich vor allem die äußere Region recht schnell mit bleibenden Karten. Trotzdem kann es für manche Spieler auch zu recht erignisarmen Rundläufen kommen, so dass man sich kaum spürbar entwickeln kann, um die mittlere oder gar innere Region endlich zu betreten - dann können sich Partien mit mehr als vier Spielern in die Länge ziehen.

Letztlich kommt es nur darauf an, vor allem Stärke und Talent so schnell wie möglich so weit wie möglich auszuweiten – man muss seinen Charakter in diesen beiden Bereichen zügig aufpumpen. Stirbt man, darf man sofort mit einem anderen Helden ran. Talisman ist weder taktisch anspruchsvoll in den Gefechten noch komplex genug für ein Rollenspiel, aber es bietet den Helden durchaus interessante Optionen: Man kann z.B. Schicksalsmarker einsetzen, um Würfel neu zu werfen – aber spart man sich die für schwere Zeiten auf oder setzt man sie sofort ein? Man kann auch ganz opportunistisch die Gesinnung von gut zu neutral oder böse wechseln, wenn es dafür irgendwo einen Vorteil
Egal ob Händler oder Monster: Manche Karten bleiben erstmal in der Welt liegen, bis der nächste Spieler auf sie trifft.
Egal ob Händler oder Monster: Manche Karten bleiben erstmal in der Welt liegen, bis der nächste Spieler auf sie trifft. Das Feld mit dem Drachen ist übrigens übel...
gibt.

Fazit

Wie kann sich ein Spiel knapp 30 Jahre so gut halten? Vor allem eines, das weder den anspruchsvollen Rollenspieler noch den Kampftaktiker oder den reinen Gelegenheitsspieler direkt anspricht? Irgendwie sitzt Talisman zwischen allen Stühlen, aber dort grinst es einen mit unheimlicher Schadenfreude an: Es ist ein einfaches, aber gerade in dieser vierten Edition mit ihren Miniaturen stimmungsvoll präsentiertes Würfelspiel. Trotz seiner mitunter zähen Längen lebt es von der Lust an leichter Charakter-Entwicklung, zig Sammelreizen sowie dem Kampf zwischen den Helden. Das Pech der anderen und die eigene Gemeinheit können wunderbare Verbündete sein! Wer sich für klassische Fantasy begeistern kann und einfache Spiele à la Munchkin mag, kann mit diesem Klassiker nichts falsch machen. Aber vermutlich habt ihr ihn schon.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

kmc_elsen schrieb am
Gestern gab es die Single-Player-Variante kostenlos als App-des-Tages bei Amazon für Android Tablets. Hab' da zum ersten mal von dem Spiel gehört und reinschnuppern können. Gefällt mir sehr gut und macht definitiv Lust auf mehr. Macht vor allem Lust auf das Brettspiel und "Multiplayer"-Runden.
DasGraueAuge schrieb am
Ich freue mich dann auch eher auf die digitale Version. Den Kredit meines Umfeldes habe ich schon mit endlosen und eher wenig erfolgreichen Streifzügen nach Andor verbraucht. :D
Jörg Luibl schrieb am
Jo, habe die Version schon im Blick...mal sehen, ob wir da noch einen Test schnitzen. :wink:
Nekator schrieb am
Gibt es übrigens auch schon in digitaler Form - Talisman Digital, seit neuestem auch im Steam Early Access.. freue mich darauf, wenn der Multiplayer Mode funktioniert :)
Abgesehen davon ein wahrer Klassiker der Brettspiele.. herrlich boshaft :)
schrieb am