Bau von Armee und Szenario
Ihr wollt eigene Szenarien erstellen und diese teilen? Kein Problem: Unter „Bauen“ könnt ihr wie in einem klassischen Leveleditor die Spielpläne auswählen und anlegen, Kontrollpunkte und Manaquellen platzieren, Siegbedingungen, Teilnehmerzahl sowie Rundenlimit und Armeepunktewert festlegen. Apropos: Die eigene Armee wird ebenfalls hier verwaltet. Ihr könnt nicht nur ein Banner erstellen und eure Golems hier speichern, sondern auch die auf ihnen platzierten Ritter, die möglichen Relikte sowie die Magie über die Alt-Ehrwürdigen managen – damit stehen einem weit über die Angriffe der Golems hinaus sehr viele taktische Möglichkeiten der Stärkung zur Verfügung.
Die vorbemalten Golems sehen solide aus, aber können en detail nicht begeistern.
Was allerdings nervt: Es gibt einige Ritter und Alt-Ehrwürdige, die als „Recruit“ gekennzeichnet und nur über die virtuelle Währung „Talons“ erhältlich sind. Im Klartext: Ich soll für einen virtuellen, nicht mal auf dem Bildschirm sichtbaren Avatar namens „Davati-Loka“ satte drei Euro zahlen, damit ich seine drei Zauber einsetzen kann? Ach so: 200 Talons gibt es für 1,99 Euro, 1100 für 9,99 Euro und 2400 für 19,99 Euro. Jetzt hält dieses blöde In-Game-Bezahlen also auch am Tisch Einzug. Liebe Leute, das ist erstens spielerisch überflüssig und zweitens ganz schön happig, wenn man die ohnehin nicht günstigen realen Erweiterungen berücksichtigt. Immerhin wird es diese „Recruits“ sowie die virtuelle Währung auch als Preise bei Turnieren geben.Und: Man braucht sie nicht und kann den Murks getrost ignorieren, wenn man nur mal mit Kumpels zocken will.
Was gefällt nicht so gut?
In der Grundbox fehlen die größten Kreaturen, die so genannten "Kolosse": Es gibt lediglich "Titanen" wie diesen Teufels-Dschinn. Oben sitzt der "Ritter".
Die deutsche Übersetzung reicht aus, um sich mit den Regeln vertraut zu machen, aber ist ein wenig schlampig – neben Rechtschreibfehlern findet man häufig einen inkonsequenten Mischmasch aus Englisch und Deutsch; aktuelle Szenarien wurden teilweise gar nicht übersetzt. Außerdem sollte man trotz einiger erzählerischer Hintergründe nicht zu viel von der Story erwarten: Nicht Rollenspiel, sondern Kampf steht hier im Vordergrund. Hinzu kommen die erwähnten Schwächen der Bemalung, wenn man denn ein passionierter Figurensammler ist.
Schade ist, dass man das Potenzial der App nicht optimal nutzt, um die Präsentation aufzuwerten: Es wäre sinnvoll gewesen, die Landschaft samt der Golems auch dreidimensional darzustellen, damit man z.B. blockierte Sichtlinien besser erkennen kann. Und es gibt bis auf simple Bewegungen hier und kleine Effekte da keinerlei sehenswerte Animationen, spektakuläre Zauber oder coole Kameraperspektiven, die für mehr Atmosphäre auf dem Bildschirm sorgen würden. So dient die
In der App gibt es bereits viele Szenarien für zwei Spieler.
App letztlich nur als alternative Eingabe- sowie Übersichthilfe. Schließlich muss man auch die nervige virtuelle Währung sowie den Preis für Erweiterungen & Co erwähnen, denn der hat es in sich.
Fazit
Ihr wollt in die Welt der Tabletops einsteigen? Dann ist Golem Arcana eine Empfehlung wert, denn ihr könnt ohne großes Regelstudium knackige Duelle am Tisch ausfechten. Auch wenn die deutsche Übersetzung nicht optimal ist, die App noch zickige Aussetzer hat und die digitale Präsentation eher zweckmäßig als spektakulär ist: Dank Stift und Tablet gehen die taktischen Gefechte flott von der Hand. Die werden nicht wie so oft von Elfen oder Orks, Panzern oder Raumschiffen, sondern mächtigen Kreaturen ausgetragen, wobei die Fähigkeiten der Ritter sowie die Magie zusätzliche Reize bieten. Die orientalisch angehauchte Hintergrundwelt von Entwickler Harebrained Schemes (u.a. Shadowrun: Dragonfall) wirkt angenehm frisch, die Figuren sind weitgehend kreativ designt und bereits vorbemalt. Falls ihr abseits von klassischer Fantasy oder Science-Fiction gegen Kumpel kämpfen und eigene Armeen bauen wollt, bietet Golem Arcana genug Möglichkeiten. Nach The Eye of Judgment ist das ein weiteres positives Beispiel für die Verknüpfung analoger und digitaler Spielreize, auch wenn weitere Aktualisierungen nötig sind, damit alles flutscht. Jetzt bin ich gespannt auf XCOM: Das Brettspiel, denn dort wird die Regie über das Tablet noch viel wichtiger sein.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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