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Kampagne über elf Kapitel

Es lohnt sich auch deshalb, das Ganze als fortlaufende Kampagne zu spielen, weil die Mäuse nicht nur coole Ausrüstung finden: Vom Präzisionsbogen bis zum Tarnmantel, vom Zerteilerdolch bis zur Kletterpeitsche oder dem Ring der Katzenstärke. Sie können auch aufsteigen und besser werden. Es gibt zwar keine numerische Steigerung der vier Werte Angriff, Verteidigung, Gelehrsamkeit und Geschwindigkeit wie im klassischen Pen&Paper. Aber überdas Eintauschen von jeweils sechs Käsestücken kann man eine weitere Fähigkeit hinzu gewinnen. Dabei sind diese nach Klassen unterteilt, so dass dem Krieger Rex ein anderes Set für die Entwicklung zur Verfügung steht als der Heilerin Tilda – und aus diesem Pool von 28 Karten darf man sich beim Aufstieg etwas aussuchen.  Finte? Kraftschuss? Donnerquieken? Adlerauge? Oder doch Mieps, den Marienkäfer, der die Feinde irritiert?

Im ersten Kapitel besitzt man nur eine Startausrüstung sowie wenig Fähigkeiten und muss aus der königlichen Burg fliehen, bevor die Sanduhr das Kapitelende erreicht. Es gibt keinen Meister wie in Descent - Die Reise ins Dunkel; auch die Monster werden nachfesten Regeln von den Spielern selbst gesteuert. Was kann eine Maus tun? Sie kann sich bewegen und dazu wuseln (sich nochmal bewegen), angreifen, suchen (würfelt man einen Stern, darf man die oberste Suchkarte ziehen – kann ein Ereignis oder ein Gegenstand sein), sich erholen (von Betäubung oder Netz befreien) oder erkunden (den nächsten Raum betreten).

Man schlüpft dabei in die Rolle von vorgefertigten Charakteren, die als Dieb, Schütze, Heiler, Mystiker, Tüftler oder Kämpfer ganz unterschiedliche Talente, Ausrüstung oder Zauber besitzen. Während Lily z.B. Mausefallen ignorieren darf, kann Rex nicht betäubt werden und Finger darf Feinde bestehlen. All das wird auf den wunderschön illustrierten Heldenbögen inklusive einer kleinen Biographie festgehalten.

Malerische Ausstattung

Apropos wunderschön – das ist die andere Besonderheit: Brettspiele können so dröge und langweilig aussehen. Dabei sind auch am Tisch nicht nur die Regeln und Mechanismen wichtig, sondern auch Material und Kulisse. Ich habe manche Prototypen mit Platzhaltern gespielt, die erst nach der finalen Illustration richtig Spaß gemacht haben. Natürlich ist es teuer, wenn man in Art- und Figurendesign investiert. Aber wie positiv sich das auswirken kann, demonstrierten in der Vergangenheit edle Spiele wie Villen des Wahnsinns oder Der Ringkrieg und eben dieses ausgezeichnet designte Abenteuer von Plaid Hat Games. Dahinter verbergen sich übrigens die amerikanischen Entwickler, die auch an der Brettspielumsetzung BioShock: Infinite – The Siege of Columbia arbeiten.

Und was die Präsentation angeht, schöpfen die Jungs aus Ohio aus dem Vollen: Das putzige, aber alles andere als alberne Artdesign entfaltet ein ganz eigenes Flair. Vielleicht kennt ihr ja die Comics MouseGuard von David Petersen. Hier wird eine ähnlich märchenhafte Welt inszeniert, in der Nagetiere als Fantasyhelden auftreten. Die Miniaturen sehen richtig gut aus und erreichen fast eine Qualität, die an die feine Ausarbeitung von Gears of War - Das Brettspiel erinnert. Es macht Spaß, sie genau anzuschauen - und sie lassen sich sehr gut bemalen. So entsteht schon bei der Verteilung der Helden angenehme Stimmung und Vorfreude am Tisch.