Special: Brandrodung und Gebäudebau
Jagd auf Gebäude
Also pfeife ich auf diese eine Glaserei – da kommt sicher noch etwas Wertvolles! Es gibt ja drei Arten von Gebäuden: Mit den blauen kann ich quasi jederzeit Rohstoffe oder Land umwandeln, um z.B. aus einem Holz zwei Holzkohle oder aus einem Teich zwei Nahrung plus Holz machen. Sie sind ideal, um sein Spiel frühzeitig dynamisch anzupassen sowie Engpässe zu vermeiden. Mit den beigen kann ich einmalig etwas bekommen, z.B. sofort sieben Lehm oder Gehölze – gerade in der Anfangsphase kann das helfen. Und die braunen verleihen mir schließlich am Ende wertvolle Punkte, z.B. pro Wald, pro Teich oder pro Mulde. Selbst Sets aus Landschaften werden belohnt!
Verdeckte Kartentaktik
Und hier kommt der Kniff der Karten-Exklusivität ins Spiel: Hat nämlich keiner der anderen Spieler den Brandroder, darf man beides ernten – das sorgt im Vorfeld für Spannung, zumal jeder seine Aktionskarte zunächst verdeckt ausspielt. Und wenn man Glück hat, macht man fette Beute! Hat jemand anderes aber im Moment des Aufdeckens auch den Brandroder auf der Hand, darf er diesen umgehend selbst spielen und beide ernten jeweils nur einen der abgebildeten Rohstoffe. Da man vor jeder Bauperiode nur fünf von fünfzehn Berufen wählt, gewinnen die Karten auch eine taktische Bedeutung.
Vom Zimmermann zum Lehnsherren
Wann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich exklusiv und damit doppelt ernten kann? Und welchen Beruf spart man sich für wann auf? Es bringt ja nichts den Baumeister auszulegen, wenn man keine Rohstoffe hat, damit er loshämmern kann! Und was soll der Holzfäller, wenn man schon alles gerodet hat? Man muss also darauf achten, wie man in seinem Bereich das Verhältnis von Gebäuden und Landschaften (Teiche, Mulden, Gehölze und Wälder) gestaltet. Es kann sich z.B. lohnen, sich auf Mulden und den dort erhältlichen Sand zu spezialisieren. Oder auf Teiche und Wasser. Oder auf Sets.
Das Rad der Rohstoffe
Und dabei hilft der clevere Mechanismus der beiden Räder, denn dort sieht man auf einen Blick, was man in welcher Anzahl hat und was man noch braucht, um Glas oder Ziegel herzustellen. Man sammelt also keine Plättchen von Holz, Kohle & Co wie in LeHavre, sondern verschiebt einfach den runden Rohstoffmarker für Wasser von zwei auf vier, wenn einem z.B. der Wasserträger zwei Eimer voll erntet. Und sobald irgendwo eine Lücke zwischen Glas oder Ziegeln sowie den normalen Rohstoffen entsteht, schiebt man den Anzeiger weiter im Uhrzeigersinn – stellt also gerade etwas her.
Was gibt es zu meckern?
Sehr, sehr wenig. Das Spielmaterial ist ähnlich wie in Terra Mystica liebevoll illustriert – wer genau hinschaut, erkennt auf den Landschaften kleine Details, so dass sich nicht jeder Wald gleicht. Die Plättchen lassen sich gut ausstanzen, sind angenehm dick und stabil. Lediglich beim Zusammenbauen der beiden Räder gab es mitunter Probleme mit den Plastiksteckern, die nicht auf Anhieb passen wollten. Aber das sind Peanuts, denn Ausstattung und Präsentation erreichen ein hochwertiges Niveau, zumal man in der 20-seitigen Anleitung auch Hintergrundmaterial zur historischen Glasstraße findet.
Innerhalb des Spiels ergeben sich in der finalen Phase manchmal Leerläufe, in denen man Karten ohne Wirkung ausspielen muss: Wenn man z.B. alle Wälder gerodet hat, verlieren drei Berufe ihre Aktionen – Zimmermann, Brandroder und Holzfäller. Wälder kann man im Gegensatz zu den drei anderen Landschaften ja nicht mehr nachlegen; ist ja auch logisch. Vielleicht wäre es aber eine Überlegung wert gewesen, den Pool an Berufen von
Fazit
Produktionsräder und Uwe Rosenberg? Ich war zunächst skeptisch, denn "Ora et Labora" ist das einzige Brettspiel des Agricola-Erfinders, das mir bisher nicht gefallen hat. Aber Die Glasstraße hat mich schnell eines Besseren belehrt, denn es ist wesentlich klarer, dynamischer und für Aufbaufans empfehlenswerter. Je öfter man es spielt, desto deutlicher wird die clevere Verzahnung von Ernte und Bau, die vielfältige Wege zum Sieg anbietet – hier steckt viel Erfahrung im Spieldesign. Drei Elemente muss man besonders loben: Zum einen die Produktionsräder, die ohne Plättchenwust übersichtlich ordnen und auf einen Blick planen lassen. Zum anderen die Aktionen über ausgewählte Karten, denn aufgrund des verdeckten Auslegens und der Exklusivität entsteht immer eine gewisse Spannung. Und schließlich die drei Gebäudetypen, die mit Umwandlungen, sofortigen sowie finalen Boni nochmal Spezialisierungen ermöglichen. Die Glasstraße spielt sich übrigens stringenter als das etwas komplexere Terra Mystica. Wer Ernte- & Bautaktik wie Le Havre mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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