Brettspiel-Test: Lewis & Clark (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Kundschafter vor, Lager hinterher!

Die Abhängigkeit von Kundschafter und Lager sowie die Berechnung des Zeitverlustes ist das Interessanteste an der Spielmechanik: Es geht nicht nur darum, die letzten Etappen über die Berge der Rocky Mountains als Erster mit seinem Vorauskommando zu überwinden, sondern auch darum, das Lager ohne Zeitabzüge dort aufzuschlagen. Falls das nicht gelingt, weil man seine Figuren und Rohstoffe auf den Booten sowie Handkarten nicht effizient gemanagt hat, muss man quasi zurückgehen und das Lager vielleicht einige Felder hinter dem Kundschafter aufbauen.

Es geht also einerseits darum, seinen Kundschafter über Berge und Flussetappen zu bewegen, indem man z.B. Pferde oder Kanus einsetzt, die man für Rohstoffe getauscht hat. Andererseits geht es darum, alle Zeitverluste zu
Zu Spielbeginn starten die Reisegruppen in St. Louis.
Zu Spielbeginn starten die Reisegruppen in St. Louis: Die Figuren sind Kundschafter, die Plättchen die Lager.
vermeiden, damit das Lager möglichst weit folgen kann. Wie verliert man Zeit? Wer beim Aufschlagen seines Lagers zu viele Handkarten oder zu viele voll besetzt Boote mit Indianern besitzt, muss den Kundschafter um diese Zahl zurücksetzen. Sehr fies oder eben vorteilhaft ist die Regel, dass man Felder mit anderen Kundschaftern in die Laufrichtung überspringen darf – so kann man im Idealfall einiges gut machen oder bei Zeitverlust verlieren. Es kann sich also lohnen, die anderen erstmal etwas vor zu lassen...

Schön ist, dass es auch eine Solovariante gibt, in der man bei fast identischem Regelwerk gegen den fremdgesteuerten Kundschafter Alexander Mackenzie antritt - auch er ist übrigens eine historische Person, die in der Anleitung kurz vorgestellt wird. Falls euch der Lauf des Missouri langweilt, könnt ihr die Reiseroute auch über Marker.

Was gefällt nicht so gut?

Der Schamanismus ist vielleicht zu mächtig. Er erlaubt es nämlich, eine auf dem Tisch ausliegende Karte zu kopieren. Wenn man ihn für das Einsammeln von Indianern nutzt, können andere Spieler ganz schön in die Röhre gucken, zumal der Schamanismus so auch seine Exklusivität pro Zug verliert: Man kann den blockierenden Indianer ja wieder aufnehmen, so dass das Feld wieder frei wird - wir haben die Regeln so angepasst, dass das nicht möglich ist. Ansonsten gibt es wenig zu beklagen, nur kann sich das Spiel in der Mitte etwas hinziehen, wenn es scheinbar nicht vorwärts gehen will. Das Wettrennen ist zu zweit gut spielbar, macht aber erst ab drei Teilnehmern richtig Laune - optimal sind vier oder fünf.

Fazit

Lewis & Clark kostet knapp 40 Euro und ist komplett auf Deutsch beim Heidelberger Spielverlag erschienen. Es ist für einen bis vier Spieler ausgelegt.
Lewis & Clark kostet knapp 40 Euro und ist komplett auf Deutsch beim Heidelberger Spielverlag erschienen. Es ist für einen bis vier Spieler ausgelegt.
Auch wenn Lewis & Clark nicht an LeHavre oder Agricola heran kommt: Das Wettrennen vom Missouri zum Pazifik macht vor allem in der Gruppe richtig Spaß! Erst beim zweiten oder dritten Spielen wird man die vielen taktischen Möglichkeiten entdecken, die vor allem in der Wahl der richtigen Begleiter schlummern – wer sie rechtzeitig anheuert, kommt wesentlich günstiger und schneller voran. Unterm Strich eine hübsch illustrierte Mischung aus Workerplacement und Kartentaktik, die vor allem in der Abhängigkeit von Kundschafter und Lager einen interessanten Aspekt der Reise sinnvoll ins Spiel integriert. Ach ja, falls ihr neugierig auf die historische Expedition geworden seid: Ich kann das Reisetagebuch nur wärmstens empfehlen!


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Alter Sack schrieb am
Ah schön das ihr jetzt auch auf die Anzahl der Spieler eingeht ab dem das Spiel spielbar ist oder besser gesagt was so eine optimale Anzahl ist. Sehr hifreich für mich.
Ansonsten wieder ein sehr schöner Test.
Man könnte ja die Spieleranzahl, Dauer und Altersbegrenzung noch mit in die neue Infobox aufnehmen.
P.S.: Das Spiel ist wohl nicht ganz unser Ding aber die Buchenpfehlung werde ich wohl wahrnehmen :wink:
schrieb am