Special: Fantasy-Tabletop für Einsteiger
Geheimer Aufmarsch
Wo befindet sich der verflixte Greif? Wo verstecken sich seine Bogenschützen? Sind die schnellen Reiter an der linken Flanke? Oder in der Mitte? Bevor man in Battlelore zum Angriff mit seinen blauen Daqan (Menschen, Golems, Greif) oder roten Uthuk (Monster, Mutanten, Dämon) bläst, muss man erstmal spekulieren, wo man seine Einheiten aufstellt – zumal der Feind verhüllt erscheint. Die Idee ist gut: Die Spieler lassen ihre Armee vor der Schlacht verdeckt aufmarschieren, so dass der Gegner nicht genau weiß, welcher der fünf Truppentypen wo lauert.
Beide legen dafür Karten auf dem Gelände aus, darunter auch einige Attrappen. Dann werden diese gleichzeitig
Modulare Schlachtfelder
Aber Battlelore inszeniert ohnehin eher Tabletop für Einsteiger, ohne allzu komplexe Regeln – und das macht es gut, zumal eine Schlacht nicht länger als eine Stunde dauert. Nicht nur die neue Verhüllung sorgt für frischen Wind in der zweiten Edition: Hinzu kommt nämlich, dass man sich vor dem Aufmarsch seiner Armee für eine von drei zufällig gezogenen Szenariokarten entscheiden muss.
Sprich: Die Schlachtfelder und die Bedingungen ändern sich mit jedem Gefecht! Und das erhöht nicht nur den Wiederspielwert, sondern ist motivierend, denn es sorgt für etwas mehr Abwechslung und Dynamik als noch in der ersten Edition. Jeder baut quasi vor dem ersten Angriff seine Hälfte aus, indem er die Plättchen mit Wäldern, Hügeln, Flüssen, Gebäuden, Furten oder Brücken platziert. Außerdem werden Siegpunktebanner mit dem Wert 1 oder 2 ausgelegt. Dann liest jeder laut vor, welche Boni er wann bekommt – also muss man seine Taktik vielleicht an die Ziele des Feindes anpassen.
Territoriale Schwerpunkte
Es kann z.B. sein, dass der Feind immer dann Siegpunkte erhält, wenn er mehr Truppen auf Hügeln vorweisen kann, wenn es keine Truppen in der Nähe von Gebäuden oder spezielle Truppen genau auf einem Feld gibt. Gleichzeitig muss man seine eigenen Ziele möglichst lange sichern. Denn derjenige gewinnt das Spiel, der als erster sechzehn Siegpunkte vorweisen kann. Die einzige Alternative: Man vernichtet die komplette Armee des Gegners.
Das Kampfsystem mit Symbolwürfeln
Ansonsten hat sich – bis auf Feinheiten - am Kampfsystem nicht viel geändert. Wer
Hinzu kommen magische Angriffe über Karten sowie Geländeboni oder Sondermanöver je nach Situation: Im Wald oder Gebäude muss man sofort stoppen und hat weniger Durchschlagskraft, Bogenschützen können auf Hügeln eine blockierte Sichtlinie ignorieren, man kann einem fliehenden Feind nachsetzen und muss aufpassen, dass man nach einem erzwungenen Rückzug nicht eine Sackgasse oder Feinde hinter sich vorfindet, sonst verliert man Einheiten. Schön ist, dass geschwächte Einheiten nicht zum Gegenschlag ausholen können. Die Abrechnung des Schadens ist simpel:
Weniger, aber besser modellierte Figuren
Wenn man bedenkt, dass das erste Battlelore im Jahr 2006 noch 217 Miniaturen enthielt, wirken die 92 Miniaturen aktuellen der zweiten Edition wie eine radikale Sparmaßnahme. Aber man darf nicht vergessen, dass die Qualität diesmal eine ganz andere ist: Im Gegensatz zu den viel kleineren, meist übel verbogenen Rittern und Bogenschützen der ersten Edition, bekommt man jetzt größere und deutlich besser modellierte Figuren, die man teilweise zusammen stecken muss (funzt nicht immer, ich empfehle Kleber) – gerade der Roc-Krieger und der Chaoslord könne sich sehen lassen. Die Einheiten wirken nicht nur markanter auf dem Schlachtfeld, sondern lassen sich auch besser anmalen.
Fazit
Falls ihr in die Welt der Tabletop-Spiele einsteigen wollt, ist die zweite Edition von Battlelore eine Empfehlung wert: Die Regeln sind schnell verinnerlicht, das Artdesign ist gelungen und der Aufbau macht Spaß. In der prall gefüllten Box stecken u.a. 92 Fantasy-Miniaturen von kleinen Bogenschützen bis hin zum großen Greif, die größer, stabiler und markanter modelliert sind als in der ersten Edition von 2006. Schön ist auch, dass man etwas frischen Wind in die Spielmechanik gebracht hat: Zwar ist das Bewegungs- und Kampfsystem nahezu identisch, aber dafür sorgt die Verhüllung der Armee zumindest vor Spielbeginn für etwas mehr Spannung und der zweigeteilte Aufbau mit unterschiedlichen Bonuseffekten fördert mehr territoriale Scharmützel. Schade ist zwar, dass man den Stratego-Effekt nicht konsequenter ausgebaut hat und dass es keine zusammenhängende Kampagne gibt, aber dafür erhöht der modulare Aufbau den Wiederspielwert. Battlelore ist ähnlich wie "Die Schlachten von Westeros" für den Schlagabtausch zwischendurch gut geeignet. Aber falls ihr dieses Jahr nur in ein Fantasy-Epos mit Miniaturen investieren könnt und es komplexer mögt, empfehle ich noch ein paar Wochen auf „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ im Oktober zu warten - das ist quasi der Nachfolger eines der besten kompetitiven Brettspiele für zwei Personen: "Der Ringkrieg".
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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