Special: Heldentod im Vampirbordell
Ein Hoch auf das Vampibordell!
Das war knapp: Fast hätte ich alias "King Croak" doch tatsächlich mit meinem Dungeon gegen diese albernen Helden verloren. Und das wäre wirklich peinlich gewesen in einem Spiel, in dem es eigentlich nur darum geht, wer in der Rolle eines mächtigen Bossmonsters die meisten Kleriker, Krieger, Magier und Diebe ins Jenseits schickt - für jeden Toten sammelt man einen oder zwei Seelenpunkte. Und wer als Erster zehn hat, ist der Sieger. Aber in diesem Fall waren meine Räume scheinbar nicht gefährlich genug, denn ich hatte plötzlich nur noch einen von fünf Lebenspunkten. Immer wieder kam einer dieser kleinen Schatzräuber durch!
Und wenn der bärtige Asmor nicht in meinem Vampirbordell seine letzten drei verloren hätte, wäre ich sang und klanglos gestorben. Bin ich aber - natürlich - nicht! Denn dieser "Avanced Monster Room" mit den roten Herzen, Fledermäusen und schwatten Schönheiten sorgt dafür, dass ein dort besiegter Held automatisch eine Wunde des Bossmonsters heilt. Was für ein Glück, oder? So war King Croak wieder im Geschäft.
Bau deinen Dungeon
Erst wenn jemand die meisten Symbole einer Art vorweist, kommen auch alle (!) Helden dieser Klasse zum Dungeoneingang, wo sie links verharren. Dann wird Raum für Raum bis nach ganz rechts durch berechnet, wieviel Schaden sie wo nehmen. Hier wird also nicht groß ein Kampf ausgetragen, sondern lediglich der schwarze Trefferwert des Raumes von den roten Herzen abgezogen.
Erweiterte Räume und böse Zauber
Zum anderen gibt es sowohl durch manche Räume und vor allem die Zaubersprüche einiges an passiven und aktiven Aktionen, mit denen man nicht nur umgehend Helden teleportieren oder töten, sondern auch die anderen Bossmonster ärgern kann. So kann man z.B. verhindern, dass irgendwo Helden überhaupt eintreten, man kann sie kurzfristig in des Gegners Dungeon stärker machen, ganze Räume per Eis einfach mal deaktivieren, Helden kurz vor dem Tod in die Stadt retten, Kontrahenten zum Abwerfen von Karten zwingen oder einen dieser Zauber per "Counter Spell" negieren.
Was gefällt nicht so gut?
Fazit
Boss Monster ist ein sehr flottes Kartenspiel, das natürlich von seinem markanten Retrolook und seiner Hommage an die Videospielfrühzeit lebt - ich konnte mich diesem Pixelflair kaum entziehen. Die Zeichnungen sind wirklich ganz große Klasse. Das über Kickstarter finanzierte Spiel simuliert zudem auf sehr einfache analoge Weise einen seitwärts scrollenden Dungeon: In der Rolle eines Bossmonsters muss man sein Gewölbe taktisch clever ausbauen und Zauber wirken, um die von links kommenden Helden schnell zu töten. Die 155 Karten sehen nicht nur cool aus, auch das Spielprinzip kann mit seiner Lock- und Aufrüstfunktion überzeugen. Wenn ihr witzige Fantasypiele wie Munchkin oder Dungeon Fighter mögt, dürftet ihr auch dem bösen Charme von Boss Monster erliegen - kein Wunder, dass schon der zweite Teil angekündigt ist. 2015 erscheint es endlich auf Deutsch sowie digital für PC, iOS und Android. Auf der Messe lag der Preis übrigens bei sportlichen 20 Euro für die Grundbox und 25 Euro plus Erweiterung.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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