AquaSphere08.01.2015, Jörg Luibl
AquaSphere

Special: Tiefsee, Tintenfische & U-Boote

Tiefsee und Tintenfische? Eine Station am Meeresboden? Hört sich interessant an. Vor allem, wenn es um ein Brettspiel aus dem Bereich „Workerplacement“ geht, in dem man seine Arbeiter meist über Tage auf Feldern in Höfen oder Städten managen muss. Stefan Feld (u.a. Burgen von Burgund, Bora Bora) entführt euch mit AquaSphere in einen Wettstreit unter Wasser.

Forschung am Meeresboden

Obwohl der Spielplan mit seiner kreisförmigen Anlage zunächst an Tzolk'in: Der Maya-Kalender erinnert, dreht man am Meeresboden nicht an Rädern: Nach dem Aufbau der futuristisch anmutenden Module bleibt die Forschungsstation namens AquaSphere also statisch. Aber auf den zweiten Blick passiert doch einiges am Tisch, denn innerhalb der sechs Sektoren tauchen jede Runde weitere Kristalle, Zeitmarker und Tintenfische auf, während am Rand der Station je sechs frische Labor- und Forschungskarten ausgelegt werden. Und diese Platzierungen können einen wichtigen Unterschied ausmachen!

AquaSphere ist für zwei bis vier Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Pegasus erschienen. Es kostet knapp 35 Euro.
Vor allem, wer die lukrativen Boni für ein komplett ausgebautes eigenes Labor einheimsen will, braucht im Idealfall fünf verschiedene Buchstaben: Wenn dann ein Laborausbau mit A und B auftaucht, ist das ein Glücksfall. Aber kommt man schneller dorthin als die Konkurrenz? Es ist weniger das langfristige strategische Sammeln wie z.B. in Arler Erde, sondern vielmehr der kompetitive Wettlauf um das, was gerade im Angebot ist und die flexible Fokussierung auf Routen und Boni, die das Spielgefühl bestimmen.

Bots warten auf Programmierung

Wer bewegt sein Team am cleversten durch die Gänge? Wer hortet die besten Boni? Aufgrund des schlanken Regelwerks entsteht schnell ein Wettlauf zwischen zwei  bis vier Spielern. Alles läuft dabei über die Bots, von denen vierzehn auf dem eigenen Tableau auf Aufträge warten. Die kleinen Roboter müssen aber erst über den Forschungspfad programmiert werden, damit sie loslegen können. Dafür bewegt man seinen Ingenieur auf das Feld und muss auswählen, was man diese Runde bewältigen will – der Pfad bietet zwar sieben Programmierungen für die Bots an, aber man kann nicht alle nutzen.

Beim Übergang zu anderen sektoren zahlt man in Zeitmarkern.
Der Bot ist programmiert – was nun? Planung ist jetzt sehr wichtig. Man muss genau wissen, was man will. Denn es gibt zwei wichtige Faktoren: Zum einen sorgt immer der aktuelle Bot mit seiner Aktion in einem der sechs Sektoren dafür, dass man diesen für sein Team beansprucht – hat man am Ende einer Runde die Mehrheit, winken satte sechs Bonuspunkte! Es ist also nicht nur wichtig, was man mit seinem Bot macht bzw. wie man ihn programmiert, sondern auch, wo man es macht. Denn so kann man fremde Bots verdrängen und übrigens auch dafür sorgen, dass sie nach Überfüllung der Station wieder zu ihrem Besitzer zurückkehren. Und auf dessen Tableau verringern sie wiederum die Boni am Ende der Runde – ein toller Nebeneffekt! Der einen allerdings auch selbst treffen kann.

Flexible Jagd nach Bonuspunkten

Zum anderen sorgt der Faktor Zeit für ordentlich Würze bei der Routenplanung: Wer seinen Forscher durch die Station bewegt, muss beim Übergang mit einem oder zwei Zeitmarkern bezahlen! Und das kann richtig ärgerlich sein, wenn eine tolle Forschungskarte aufgedeckt wird und man einfach nicht hinkommt, weil es zu teuer ist – oder man den entsprechenden Bot nicht programmiert hat. Man kann fremde Bots zwar nicht gezielt blockieren oder attackieren - aber schwups, wird einem mal wieder etwas vor der Nase weggeschnappt. Dieses Stibitzen wird gerade in den letzten Runden immer wichtiger!

Man verwaltet seine Bots auf dem eigenen Tableau.
Wer dem vorbeugen will, baut sein Labor natürlich so aus, dass er mehr als nur vier Zeitmarker horten kann. Aber es gibt auch andere Entwicklungsmöglichkeiten: Man kann sich z.B. auf die schwarzen Kristalle, die lästigen Tintenfische oder die Missionskarten konzentrieren, um mehr davon abzubauen, zu verscheuchen oder zu nutzen, was alles Punkte bringt. Zwar ist die Zeit der wichtigste Faktor in AquaSphere, aber man kann auch mit anderen Aktionen Vorteile gewinnen und darf nicht zu einseitig agieren.

Die Qual der Wahl

Die Unterwasserstation besteht aus sechs Sektoren - an den Übergängen muss man Zeitmarker bezahlen.
Es entsteht diese angenehme Qual der Wahl und das Gefühl, dass man eigentlich sofort alles braucht! Mit den Edelsteinen muss man rot markierte Übergänge auf der Siegpunkteleiste bezahlen und wer keine Tintenfische vertreibt, muss mit empfindlichen Abzügen in der Rundenabrechnung leben. Lediglich die Missionskarten sind reine Boni, aber was für welche: Da kann man z.B. einmalig oder nach jeder Runde Zeit oder Arbeitsbots bekommen, darf bei der Route abkürzen oder einmal zusätzlich forschen!

Diese Möglichkeiten sind sehr gut verzahnt und man kann im Zweifel auch Bots gegen Zeit eintauschen, so dass es keine fatalen Sackgassen oder Einbahnstraßen gibt. Nicht zu vergessen die U-Boote: Bis zu sechs davon kann man platzieren, um sofort zu punkten und, was fast noch wichtiger ist, zum Start der nächsten Runde mehr Zeitmarker zu bekommen. Auch hier zeigt AquaSphere eine angenehme Wechselwirkung: Je früher man U-Boote in den sechs Stationen platziert, desto günstiger sind sie. Aber je später man sie platziert, desto mehr Punkte bringen sie ein. Und wer alle auf Tauchgang entsendet, bekommt nochmal Pluspunkte!

Fazit

AquaSphere ist richtig klasse! Wenn ihr Spiele wie Bora Bora, Burgen von Burgund oder Tzolk'in mögt, dann wird euch das kompetitive Forschen unter Wasser bestens unterhalten. Die Zeit verfliegt im Nu, während man bei angenehmer Qual der Wahl seine Roboter gegen die verflixte Zeit durch die Anlage bewegt. Das Regelwerk ist angenehm klar und man kommt schnell in einen Spielfluss, der von der flexiblen Fokussierung, aber auch von dynamischen Veränderungen der Anlage lebt. Das Spieldesign ist so clever verzahnt, dass man zig Möglichkeiten für Boni hat. Zu zweit würde ich vielleicht das komplexere Arler Erde vorziehen, aber ab drei bis vier Leuten sorgt AquaSphere für einen unheimlich abwechslungsreichen Wettlauf, bei dem es gerade in der Schlussphase zu einem spannenden Stibitzen kommt. Stefan Feld demonstriert erneut, dass er gerade im Bereich des Workerplacement zu den weltweit besten Autoren gehört.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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