Brettspiel-Test: Anki Overdrive (Rennspiel)

von Michael Krosta



Entwickler:
Publisher: Anki
Release:
06.10.2015
06.10.2015
06.10.2015
06.10.2015
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Technik vor Spielspaß?

Hatte ich bei meinen ersten Proberunden mit Anki Overdrive noch sehr viel Spaß, stießen mir beim längeren Test zunehmend Dinge auf, die stören: Warum muss z.B. vor jedem Rennen der Strecken-Scan erneut durchgeführt werden? Wieso muss ein neuer Spieler für den Einstieg in die Karriere zwingend auf eine Strecke des Startersets zurückkehren? Weshalb enden die meisten Mehrspieler-Rennen in einem hoffnungslosen Chaos voller Abflüge oder leiden an den schlecht ausbalancierten Fähigkeiten der einzelnen Boliden? Was mir aber besonders sauer aufstößt: Das eigentliche Fahren rückt hier etwas zu stark in den Hintergrund! Meist reicht es einfach aus, den Schubregler auf Vollgas zu stellen, denn die Flitzer fahren ja weitgehend automatisch und fliegen höchstens durch Fremdeinwirkung oder Aussetzer ab. Es mag sein, dass der fahrerische Anspruch mit weiteren Upgrades steigt, doch bisher muss ich sagen: Das Meistern einer Carrerabahn wirkte im Vergleich anspruchsvoller! Dort schien mir die Kontrolle über das Fahrzeug stärker im Fokus zu stehen, wenn man auf den Geraden Vollgas gab und sich in den Kurven mit einer feinen Dosierung des „Pedals“ durch die analogen und mechanischen Eingaben am Limit bewegte, um sich spannende Duelle mit Freunden zu liefern. Hier werden die fahrerischen Fähigkeiten lediglich beim Zeitfahren richtig gefordert, wo man seine Boosts clever einsetzen und die Kurven optimal erwischen muss, wenn man nacheinander auf die Piste geht.  Durch die eingeschränkte Haptik des Handy-Displays fällt es mir allerdings schwer, wirklich ein Gefühl für die kleinen Flitzer zu entwickeln, die aufgrund der Automatismen auch in Kurven meist wie ein Brett auf der Straße liegen.

Der Preis ist heiß

Über die App werden die Wagen gesteuert, getunt und ausgerüstet.
Über die App werden die Wagen gesteuert, getunt und ausgerüstet.
Neben den zehn Streckenteilen besteht das Starterset aus den beiden Boliden Skull und Ground Shock sowie einer Ladestation für vier Fahrzeuge, zwei Brückenpfeilern und einem Reinigungsset für die Reifen. Mit knapp 180 Euro ist der Einstieg in die Welt der futuristischen Rennbahn allerdings kein Schnäppchen. Weitere Fahrzeuge schlagen mit etwa 60 Euro zu Buche, Standard-Streckenergänzungen kosten 24,99 Euro, Kreuzungen oder die Sprungschanze nochmal einen Zehner mehr. Leitplanken und Brückenpfeiler bekommt man dagegen für 12,99 Euro, doch kann man gerade bei Erhöhungen der Piste auch auf Alltagsgegenstände wie Bücher oder die Küchenrolle zurückgreifen. Ja: Vor allem in den Autos steckt jede Menge coole Technik. Trotzdem ist Anki Overdrive ein ganz schön teures Vergnügen. Und auch die vorausgesetzten „Controller“ sind im höheren Preissegment angesiedelt, da nur relativ aktuelle Handys und Tablets vom Spiel unterstützt werden.

Fazit:

Für die Anki-Entwickler mag der Kampf-Aspekt mit virtuellen Waffen und die Action im Mittelpunkt stehen. Das wird schon dadurch deutlich, dass es abseits des Zeitrennens keinen klassischen Rennmodus gibt, in dem die Gadgets deaktiviert sind und tatsächlich nur das fahrerische Können entscheidet. Im Gegenteil: Sowohl in den Turnieren als auch den Modi Rennen, Battle und King of the Hill dominieren die Wummen das Spielgeschehen. Ich empfinde diese meist chaotischen Scharmützel dagegen nur als netten Zusatz, der für mich die klassischen Überhol-Duelle nicht ersetzen kann. Trotzdem haben mir die visuellen Effekte an den Wagen in Kombination mit entsprechenden Soundeffekten aus dem Handy-Lautsprecher im Rahmen dieser „Action-Rennen“ gut gefallen. Die KI-Technologie und der unkomplizierte Aufbau sind darüber hinaus schlichtweg beeindruckend. Ist die Ära der altbewährten Carrea-Bahn damit vorbei? Nein, für mich nicht. Am liebsten wäre mir wohl die Kombination aus beiden Welten: Fahrzeuge mit den technischen Möglichkeiten der Robotik, aber ein größerer Fokus auf klassische Rennen und mehr Kontrolle beim Fahren. Die KI-Wagen empfinde ich zudem als große Bereicherung, wenn man keinen oder nicht genügend Mitspieler hat. Allerdings würde ich den klassischen „Renn-Controller“ aufgrund der besseren Haptik dem Touchscreen immer noch vorziehen, obwohl das Zusammenspiel zwischen Handy und Spielzeug-Auto erstaunlich gut und unkompliziert funktioniert, sofern man eines der wenigen kompatiblen Geräte besitzt und nicht vor den happigen Kosten für das Starterset sowie Zubehör zurückschreckt.


Kommentare

Anakin45 schrieb am
Ich habe mir Anki Overdrive voll Vorfreude bestellt und wurde leider etwas enttäuscht.
Wie von euch angesprochen, ist die Kompatibilität mit Android Handys ein Witz. Leider sind die Informationen dazu vom Hersteller recht dürftig, bzw. gut versteckt.
In meinem Anki Overdrive Test auf http://www.apfelblick.de/anki-overdrive-test/ habe ich eine Liste der passenden Handys vorgestellt.
Ansonsten macht das Spiel echt Spaß.
Lg
htill schrieb am
Ich habe diese besagte RealFX. Ich kann nur sagen: Geil!!! Funzt 1a. Man hat das Feeling von einer Carrera Bahn aber auch gleichzeitig die Freiheit eines ferngesteuerten Autos. Ich glaube nur die Siko Bahn ist dem ebenbürtig. Aber Siko verfolgt eine andere herangehensweise. Da Reagiert das Auto nur auf Felder außerhalb der Strecke. Und es könnte nicht automatisch den Kurs absolvieren. Während bei RealFX die Fahrzeuge auch komplett alleine die Strecke abfahren können.
Aber man kann jederzeit eingreifen und das Steuer und Gaspedal übernehmen. Das heißt, wenn man mit einer Geschwindigkeit in eine Kurve fährt fliegt man automatisch von der Bahn. Da hat die KI der Fahrzeuge keine Chance. Wenn man aber einlenkt mit der Fernsteuerung, schafft man die Kurve ohne Probleme. Das bedeutet aber leider auch, das das computer gesteuerte Fahrzeug eigentlich kein wirklicher Gegner ist. Da das Fahrzeug niemals die Geschwindigkeiten eines Menschen erreicht der geschickt abbremst und einlenkt. Aber in einer großen Runde ist es nur genial. Macht bitte mal einen Test. Bin gespannt auf die Wertung. Also ich würde 92% geben.
4P|Michael schrieb am
Mhhh, hört sich durchaus interessant an - vor allem auch deshalb, weil hier wieder ein Regler statt Smartphone für die Steuerung zum Einsatz kommt.
Wir werden schauen, ob wir Real FX ebenfalls mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Auf jeden Fall vielen Dank für den Hinweis! :)
Kuhnase schrieb am
Es wäre interessant, wenn Ihr Real FX im Vergleich zu Anki testen könntet.
Ich habe mir nach Eurem Test Anki geholt, und finde es prima, mir fehlt aber eine freier Modus (also richtig lenkbare Autos, gerne durch die KI auf der Strecke gehalten).
Real FX scheint ein ähnliches Konzept wie Anki zu haben, jedoch kann ich die Fahrzeuge in einem Modus dort frei lenken.
Und es ist deutlich günstiger als Anki.
Wie wäre es also mit einem Test von Real FX und dann einem kurzen Vergleich mit Anki?
GrinderFX schrieb am
SectionOne hat geschrieben:Ich schmeiss hier mal Siku Racing in den Raum, das bietet alles was manche sich hier wünschen. Freies Steuern innerhalb der Strecke, Pistolen Handsteuerung und Fokus auf Racing ohne das Super Mario Kart Gedöhns. Der Nachteil ist allerdings der Preis als sehr hohe Einstiegshürde.
Der Preis für sämtliche Siku Teile sind einfach fern jeglicher Realität.
So nett das auch aussehen mag aber alleine der Preis für die Fahrbahn ist einfach viel zu teuer und auch der Preis für die Autos ist einfach nur extrem. Die 140 Euro pro Fahrzeug könnt ich mir ja noch gefallen lassen aber den Preis der Fahrbahn definitiv nicht. Da braucht man ja unter 1000 euro gar nicht anfangen.
schrieb am