Strategische Multiplikatoren
Es hat auch indirekte Vorteile, denn wer diese Karten clever sammelt, kann am Spielende von fetten Boni profitieren: Alle Karten sind einem von sechs Göttern wie z.B. Jupiter oder Minerva zugeordnet und entsprechend farblich gekennzeichnet. Vor der finalen Abrechnung werden sie sortiert und dienen als Multiplikatoren für fünf Errungenschaften des Spielers – vom angehäuften Geld über die Warenproduktion bis zur Anzahl der Kolonisten.
Wer hat effektive Götterkarten gesammelt? Die Abrechnung ist spannend!
Und die Boni haben es in sich: Wer z.B. fünf Karten des Saturn besitzt, darf die Siegpunkte für jede Provinz, in der er ein Haus gebaut hat, auch mit fünf multiplizieren – das können bei zwölf Provinzen also satte 60 Punkte sein! Es gibt fünf etwa gleichwertige Errungenschaften, die sich theoretisch so aufwerten lassen. Praktisch kann man das natürlich nicht, also muss man sich auf einen oder zwei Bereiche konzentrieren. Aber verflixt nochmal, auf welche bloß…
Diese strategische Ebene der Kartensammlung sorgt dafür, dass man sich schon während der Expansion seine Gedanken machen sollte, wo man am Ende besonders gut dastehen will. Und das sorgt wiederum für einen tollen Wettbewerb am Tisch, denn vielleicht haben mehrere Leute dasselbe vor. Außerdem muss man seine Aktionskarten bzw. Multiplikatoren erstmal bekommen: In der Auslage finden sich immer nur sieben zufällige, die dann nachgefüllt werden. Und sie kosten natürlich ebenfalls Waren, dabei sind sie immer teurer, wenn sie gerade aufgedeckt wurden. Kann man sich diese eine Saturnkarte gerade leisten?
Spielsieg und Kritikpunkte
Das Spiel endet entweder, wenn die letzte Karte der Auslage gekauft wurde oder (wesentlich häufiger), wenn jemand
Wer gewinnt diese Partie? Gelb scheint im Vorteil, Rot sieht auch gut aus. Eine gute Stunde dauert ein Spiel zu dritt.
sein fünfzehntes Haus gebaut hat. Auch dieses „Schluss machen“ ist nochmal sieben Punkte wert. Was gibt es an Concordia auszusetzen? Bis auf das Cover eigentlich gar nichts! Zumal der hochwertige Inhalt der Box das locker wieder ausgleicht. Natürlich wächst die Spannung mit der Zahl der Mitspieler - aber man kann es zur Not auch zu zweit spielen. Und dass es weder militärische Optionen wie im komplexeren
Polis noch Blockaden oder Sabotage gibt, schadet dem sehr gut auf Handel und Expansion fokussierten Spieldesign ebenfalls nicht. Kein Wunder, dass das rundum gelungene Spiel in den vergangenen Jahren für einige Preise nominiert war. 2014 ist übrigens eine Erweiterung namens Britannia/Germania mit zwei weiteren Karten erschienen.
Fazit
Lasst euch vom Cover nicht abschrecken: Concordia ist mehr als ein Geheimtipp! Es fühlt sich an wie eine Mischung aus 7 Wonders und Civilization, denn die Kartentaktik wird von Bau, Handel und Expansion im Römischen Reich flankiert. Obwohl man weder Gebiete erobern noch seinen Konkurrenten direkt schaden kann wie in Polis, entsteht ein toller Wettbewerb um wirtschaftliche Vorteile, bei dem man clever mit Waren und Kolonisten agieren muss. Vor allem die zweite Ebene der ohnehin sehr gut integrierten Kartenaktionen sorgt für Sammelreize und Spannung bis zur finalen Auswertung: Nur wer seine Expansion in der Antike durch Zukäufe von Karten fokussiert, kann von mächtigen Multiplikatoren profitieren. Das Regelwerk ist schlank und der Spielfluss trotz vieler taktischer Optionen angenehm flott. Das ist das erste Spiel von Walther Gerdts (Antike, Hamburgum, Imperial), das ich kennen gelernt habe – und ich kann es gleich wärmstens empfehlen.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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