7 Wonders Duel18.03.2016, Jörg Luibl
7 Wonders Duel

Special: Flotte Kartengefechte für zwei

Mit 7 Wonders konnte Antoine Bauza im Jahr 2010 einen zeitlosen Klassiker etablieren. Nach vielen internationalen Preise folgten zig Erweiterungen. Warum ist es so erfolgreich und auch aus unserer Top 20 der besten Brettspiele nicht wegzudenken? Weil es das historische Aufbauprinzip eines Civilization in flotte Kartentaktik für bis zu sieben Leute übertragen konnte. Ihr seid nur zu zweit? Dann schaut euch 7 Wonders Duel an, das kein schnöder Ableger ist, sondern frische Impulse parat hat.

Platonische Konfrontation

"Du Arsch!" Sorry, aber diese bösen Worte sind gefallen. Okay, sie wurden eher gezischt. Dabei habe ich bloß mit einem unschuldigen Seufzer die "Statue des Zeus" gebaut. Anstatt sich über den Anblick dieses antiken Weltwunders zu freuen, das mir lediglich einen Schild und bei der Abrechnung magere drei Siegpunkte bringt, verlor meine Gegenspielerin kurz ihre Contenance. Oh, ich hatte vielleicht vergessen zu erwähnen, dass ich mit dem Bau der Statue ein beliebiges braunes

Jeder Spieler wählt vor dem Start vier Weltwunder aus, die er bauen kann. Links die Kosten in Rohstoffen, rechts die Boni.
Gebäude meiner Gegnerin zerstören durfte. Deshalb musste sie ja ihre Ziegelbrennerei auf den Ablagestapel legen...

...was nicht nur dazu führte, dass sie mich böse anfunkelte, sondern dass sie in Zukunft auch mehr für Ziegel an die Bank zahlen musste. Denn weil ich jetzt der einzige war, der sogar zwei Ziegel produzierte, zahlte sie in jeder Runde statt zwei satte vier Münzen, wenn sie diesen Rohstoff für Gebäude brauchte. Oder anders: Ich konnte mit diesem kleinen zerstörerischen Nebeneffekt meines Weltwunders zumindest für kurze Zeit die Oberhand in diesem Kartenduell gewinnen. Im Gegensatz zum großen Vorbild 7 Wonders gibt es hier aber nicht nur diese neuen destruktiven Manöver, sondern auch eine andere strategische Planung.

Drei Zeitalter mit eigener Auslage

Das knapp zwanzig bis dreißigminütige Duell wird über drei Zeitalter gespielt. Das Besondere ist, dass deren exklusive Kartensätze (Braun, Blau, Lila) jeweils komplett

Kleine Box, aber ansehnlicher Inhalt: 7 Wonders Duel ist komplett auf deutsch bei Asmodee erschienen, für zwei Spieler ausgelegt und kostet knapp 20 Euro.
sowie mit unterschiedlicher Struktur ausgelegt werden. Dabei folgt man einem vorgegebenen Raster aus 20 offenen und verdeckten Karten, die sich überlappen. Zunächst darf man nur Gebäude bauen, die frei und aufgedeckt sind - im ersten Zeitalter hat man z.B. sechs zur Wahl. Erst wenn zwei aus der Mitte gezogen wurden, öffnet sich auch der Zugriff auf die hintere Reihe. Da man viele Karten bereits erkennen kann, lässt sich also im Vorfeld ein wenig planen, welcher Bau einem am meisten helfen würde - der Gegner kann einem dabei nicht nur zuvorkommen, sondern auch gezielt Karten "vernichten", indem er sie für sein Weltwunder nutzt. So entsteht umgehend ein Wettlauf um die besten Karten.

Aber keine Bange: Trotz der erwähnten

Wer darf einen der lukrativen Fortschrittsboni freischalten? Nur wer über grüne Gebäude ein Paar gleicher Symbole auslegt.
zerstörerischen Elemente besteht auch dieses 7 Wonders Duel in erster Linie aus geschicktem Bauen, Sammeln und Kombinieren. Auch wenn Kenner des Klassikers viele vertraute Elemente hinsichtlich des historisch inspirierten Artdesigns, der sechs Gebäudefarben, der fünf Rohstoffe (Holz, Ziegel, Stein, Glas, Papyrus) sowie Gilden etc. finden werden, gibt es zwei weitere frische Impulse. Zum einen die grünen Fortschrittsplättchen: Sie sorgen für dauerhafte oder finale Boni wie z.B weniger Baukosten, einen Zusatzzug, mehr Münzen oder Siegpunkte - so kann man seine Spielweise gezielt stärken. Zu Beginn liegen fünf davon aus und sobald man mit seinen grünen Gebäuden ein Paar gleicher Symbole vorweisen kann, darf man sich eines aussuchen. Hat man sechs unterschiedliche Symbole, gewinnt man das Spiel!

Zum anderen sorgt die Art der Militäreinbindung für frischen Wind: Sobald man ein Gebäude mit Waffenbonus errichtet, bewegt man eine zu Beginn mittig platzierte

Immer schön das Militär im Auge behalten: Auf dieser Leiste bewegt sich der Konfliktmarker nach jedem Gebäude oder Wunder mit Schilden in Richtung Gegner...
Konfliktfigur in die Richtung des Feindes. Kommt man näher heran, winken nicht nur Siegpunkte, man provoziert auch zwei bis fünf Münzverluste beim Gegenüber oder kann ebenfalls umgehend das Spiel gewinnen, wenn man das letzte Feld erreicht - was nur möglich ist, wenn der Feind deutlich weniger in sein Militär investiert. Dieses Hin und Her sorgt für zusätzliche Spannung und Zugzwang. Wenn es weder den Forschungs- noch den Militär-Sieg gibt, gewinnt man nach drei Zeitaltern, wenn man die meisten Siegpunkte in acht Kategorien vorweisen kann. Auf einem beiligenden Block kann man seine Punktzahl oder Siegart notieren.

Fazit

7 Wonders Duel ist eine tolle Interpretation des Klassikers von Antoine Bauza! Wer dessen Spielprinzip mochte, bekommt hier eine sehr gute Variante für zwei Spieler, die sich in einigen Bereichen angenehm von der etablierten Kartentaktik für die große Runde abhebt: Zum einen werden die Zeitalter mit teilweise sichtbaren und quasi freischaltbaren Gebäuden in einem Raster ausgelegt, so dass bei der Wahl der nächsten Bauten eine strategische Komponente entsteht. Zum anderen kann man über bestimmte Weltwunder auch gegnerische Bauten zerstören , über die Militärleiste Druck machen oder über die Forschung dauerhafte Boni aktivieren - all das forciert den Wettbewerb. Unterm Strich entsteht hier für zwanzig bis dreißig Minuten ein spannendes Duell mit zwei möglichen Direkt- sowie einem finalen Punkt-Sieg. Wer flotte und dauerhaft interessante Kartentaktik ohne Deckbuilding, Zusatzkäufe & Co sucht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Auch als kompetitive Paartherapie (Stichwort: "Du Arsch!") empfehlenswert!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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