Special: Schafe, Whisky & Land
Carcassonne lässt grüßen
Was, es wird schon abgerechnet? Ja, so eine Partie Isle of Skye kann auch zu viert in einer halben Stunde vorbei sein. Und groß reinfuchsen muss man sich auch nicht, denn das sechsseitige Regelwerk ist schnell verinnerlicht. Immerhin steigt die Spannung zwischen den Clans gegen Ende nochmal etwas an, denn es gibt extra Siegpunkte für alle Plättchen mit Schriftrolle, die man in seinem Reich verbaut hat: Sind darauf z.B. Rinder, Türme, Schafe oder Bauernhöfe abgebildet, werden diese gezählt und so können sich die Positionen auf dem Spielplan in der finalen Abrechnung nochmal verschieben.
Dreh dein Land und leg es aus
Dass man seine Landstücke manchmal etwas länger dreht, bevor man sie auslegt, liegt daran, dass clevere Platzierungen auch mehr Gewinn bringen - nicht nur, was Gold betrifft. Was genau gerade profitabel ist, wird vor jeder Partie über vier von sechzehn Zielen festgelegt, die man zufällig zieht und auf den Spielplan legt. Jede Runde sind andere dieser Ziele aktiv, niemals alle und erst in den letzten beiden Runden drei auf einmal. Wem gelingt es über sechs Runden am besten, möglichst viele dieser Aufgaben zu erfüllen?
Bieten, Bluffen und Kaufen
Vielleicht, weil der Clou im Bieten, Bluffen und Kaufen besteht, bevor man Teile anlegt. Jede Runde kann man eine Karte von den anderen Spielern erstehen und mit etwas Glück auch weitere seiner eigenen Karten anlegen, die niemanden interessieren. Wie funktioniert das? Jeder legt drei zufällig gezogene Karten vor seinem Sichtschirm aus und legt für zwei davon geheim den Preis fest, während eine über das Axtplättchen abgeworfen wird - man kann den Wert gezielt, aber nicht maßlos bestimmen, denn man muss im Rahmen seiner vorhandenen Münzen bleiben. Will man eine der Karten unbedingt für sich behalten, weil sie vielleicht optimal zu einem der Ziele passt oder gerade ein Gebiet abschließt, sollte man also möglichst viel dafür verlangen. Manchmal kann man auch bluffen, indem man extra wenig verlangt und darauf hofft, dass der billige Eindruck einen potenziellen Käufer abschreckt - aber darauf fallen einigermaßen erfahrene Spieler selten rein, denn man kann ja auf einen Blick erkennen, wie wertvoll die Karte ist.
Kauft jemand eine Karte, bekommt man
Fazit
Isle of Skye inszeniert kurzweilige Legetaktik für zwei bis fünf Spieler. Aber es ist mir schleierhaft wie es gerade "Kennerspiel des Jahres 2016" werden konnte? Ja, das Ausweiten des eigenen Gebietes macht Laune, die unterschiedlichen Ziele sorgen auch langfristig für Abwechslung und das Bieten sowie Kaufen ergänzt das Puzzleflair um eine wirtschaftliche Komponente. Gerade für Familien oder schnelle Partien eignet sich Isle of Skye gut! Aber wer angesichts der Auszeichnung ein anspruchsvoll verzahntes Spiel erwartet hat, wird sicher enttäuscht. Vor allem wenn man die ebenfalls nominierten Pandemic Legacy oder T.I.M.E Stories damit vergleicht, die sowohl langfristig motivierender als auch kreativer designt sind. Nicht falsch verstehen: Wer etwas im Stile von Carcassonne sucht, das man auch mal ohne große Erklärungen abends mit Freunden spielen kann, kann hier zugreifen.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei bis vier Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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