Special: Stille Teambildung
Das kollektive Schweigen
Es ist total still, aber irgendwie knistert es am Tisch. Niemand darf etwas sagen, niemand darf mit den Händen ein Zeichen geben oder über Blicke etwas auslösen - Kommunikation ist untersagt, Stillarbeit ist angesagt. Trotzdem liegt eine Spannung in der Luft, denn alle vier Spieler warten darauf, wer sich wohl traut, die nächste Karte auszulegen. Keiner kennt die von eins bis hundert nummerierten Karten der anderen, aber jeder sieht die 84 in der Mitte des Tisches. Und jeder weiß, dass das Team nur noch einen Lebenspunkt hat. Das bedeutet, dass als Nächstes unbedingt eine höhere Zahl abgelegt werden muss...
"Lass uns eins werden..."
Es geht um eine Art kollektives Timing und es gibt Situationen, in denen man tatsächlich das Gefühl hat, dass sich die Gruppe blind versteht. Natürlich gibt es auch kleinere Tricks bzw. Routinen, denn wenn da eine 34 liegt und jemand die 35 und 36 auf der Hand hat, darf er sie quasi direkt hintereinander ausspielen. Aber vor allem wenn man das Spiel und sich untereinander noch nicht so gut kennt, oder zu viert loslegt, ist es ganz schön knifflig alle Level zu meistern. Zu zweit spielt man bis Level 12 und hat nur zwei Leben, zu dritt bis Level 10 bei drei Leben und zu viert nur bis Level 8 bei vier Leben.
Schön ist, dass es mit dem Meistern bestimmter Level auch Boni in Form von Extraleben oder Wurfsternen gibt, so dass man sich ein Polster verschaffen kann. Und wer noch mehr Anspruch sucht, kann eine perfide Variante namens Blind-Modus spielen: Hier legt man die Karten nicht mehr offen mit der Zahl in die Tischmitte, sondern verdeckt! Sprich: Man weiß bis zum Ende eines Levels gar nicht, ob das alles in richtiger Reihenfolge passiert. So steigt die Spannung bei der finalen Abrechnung, denn erst dann wird aufgedeckt und evtl. Fehler von den Leben abgezogen.
Was gefällt nicht so gut?
Fazit
Ich mag auch am Tisch kreative Spiele, die die Routine durchbrechen! Und genau das gelingt The Mind mit seinem innovativen Ansatz. Der Zwang zur "Stillarbeit" sorgt gerade in den ersten Spielen für eine knisternde Atmosphäre am Tisch. Ohne Worte, Gesten oder Blicke muss man sich als Team so synchronisieren, dass jeder möglichst eine nächst höhere Karte ausspielt. Bei einem Fehler verlieren alle zusammen Lebenspunkte, so dass die Spannung bis zum Game Over steigt. Auch das Levelprinzip mit seinen Boni passt sehr gut zu diesem ungewöhnlichen Konzept. Auch wenn man das Spiel quasi hacken kann und es im Kontext der sonst so langlebigen Kartenspiele eher eine Eintagsfliege ist, würde ich es nicht nur aufgrund der schmalen acht Euro als frische Abwechslung empfehlen. Wer noch andere Kartenspiele für den Sommer sucht, sollte sich gerade mit Kindern mal "Land unter" von Stefan Dorra anschauen, in dem alle gegeneinander auf witzige Art und mit etwas Pokerflair gegen die Flut kämpfen. Und wer es klassischer Richtung Poker, Rommé & Co mag, kennt wahrscheinlich schon das asiatische "Gang of Four", das bei uns seit Jahren immer wieder gerne gespielt wird, wenn mal wieder zu wenig Leute Doppelkopf oder Skat beherrschen.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps, Klassiker oder ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet. Mehr Brettspiel-Tests und eine Top 20 findet ihr hier.
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