Brettspiel-Test: Teotihuacan: Die Stadt der Götter (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Arbeiter werden als Würfel wiedergeboren

Aber auch das Würfelsystem für die Arbeiter sorgt für eine angenehme Dynamik: Wenn sie die Hauptaktion ausführen, gewinnen sie nämlich an Stärke, womit sie zum einen effizienter werden - vor allem in der Gruppe. Stehen nämlich drei Arbeiter im Wald oder Bergwerk, bestimmt der geringste Stärkewert die Spalte für die Ausbeute; je mehr höherstufige Arbeiter man dort hat, desto besser! Zum anderen sterben sie bei einem Wert von Sechs, werden dann nicht nur direkt mit Stärke Eins wiedergeboren, sondern sorgen auch für einen Anstieg der eigenen Totenleiste, die wiederum ein Multiplikator für Siegpunkte nach dem Erreichen einer Eklipse ist.

Drei Götter buhlen um eure Gunst.
Drei Götter (Blau, Rot, Grün) buhlen um eure Gunst.
Letztlich arbeiten zwar alle gleichzeitig an der Pyramide, und für den Bau sowie die Verzierung gibt es viele Punkte, aber man kann auch über das Huldigen der Götter viel gewinnen. Zwar werden die eigenen Arbeiter dadurch im Tempel "gefangen" und steigen nicht auf, aber sie können mit Kakao & Co auch zwei Aktionen ausführen - sowohl auf der Gunstleiste der Götter steigen als auch z.B. Ressourcen, Fähigkeiten oder eine Maske gewinnen, die als Sammlung immer wertvoller werden. Wer dann spezielle hohe Bereiche in der göttlichen Gunst erreicht, schaltet wiederum höhere Siegboni frei. Oder anders: Viele Wege führen zum Ziel, zumal sich der Aufbau des Spielplans jedesmal etwas ändert.

Regelwerk und Solovariante

Auch wenn der Schwerkraft-Verlag zurecht die Komplexität des Spiels betont, würde ich
Das Highlight ist die Pyramide im Zentrum.
Das Highlight ist die Pyramide im Zentrum.
Teotihuacan sowohl was das Verinnerlichen der Spielmechanik als auch das Durchschauen der Gewinnstrategie betrifft, eine Stufe unter Dominant Species ansiedeln. Hier sind wir nach dem Einsteigsszenario mit abgespeckten Regeln sowie einem normalen Spiel in einen sehr guten Spielfluss gekommen, zumal die deutsche Anleitung alles anhand von anschaulichen Beispielen und Nachschlageseiten vorbildlich erklärt.

Schön ist übrigens, dass es auch eine Variante für einen Spieler gibt. Und zwar eine überaus durchdachte, die detailliert über mehrere Seiten beschreibt wie sich die imaginäre gegnerische KI verhält - man kann das Regelwerk auch modifizieren und die Schwierigkeit anpassen. Falls ihr also mal die Muße habt und alleine loslegen wollt, gehört Teotihuacan definitiv zu den empfehlenswerten Kandidaten.

Was gefällt nicht so gut?

Die Würfel symbolisieren Arbeiter.
Die Würfel symbolisieren Arbeiter.
Schade ist, dass der Bereich des Palastes aufgrund wenig lukrativer Belohnungen irgendwie untergeht - in unseren Partien lohnte sich der Besuch jedenfalls kaum, selbst wenn wir zufällig neue Plättchen gezogen hatten. Außerdem erreicht man mit steigender Routine etwas zu schnell den maximalen Bereich der Totenleiste, so dass sich daraus keine Boni mehr ergeben.

Fazit

Teotihuacan macht uns gerade richtig Spaß! Mal abgesehen von der tollen Illustration mit der dominanten Pyramide im Zentrum sorgt die clevere Spielmechanik für ebenso flotte wie abwechslungsreiche Duelle für bis zu vier Teilnehmer. Obwohl der Schwerkraft-Verlag zurecht betont, dass es sich um ein komplexes Spiel handelt, sollten Vielspieler und Worker-Placement-Veteranen nach spätestens zwei Partien in einen angenehmen Fluss aus Aktion und Ausschüttung von Siegpunkten kommen. Die lassen die Götter hier fast vom Himmel regnen, weil es ständig coole Multiplikatoren gibt, so dass man sich auf dem Weg ins Ziel wie Hase und Igel jagt. Falls euch Tzolk'in: Der Maya-Kalender gefallen hat, werdet ihr hier einige Ähnlichkeiten entdecken, aber ich finde den Mix aus Ernte, Aufwertung und etwas Puzzle-Flair beim Bau noch etwas unterhaltsamer, zumal man auch mehr Freiheiten hat. Eine durchdachte Solovariante rundet dieses durchweg empfehlenswerte, qualitativ hochwertig designte Aufbauspiel ab.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps, Klassiker oder ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet. Mehr Brettspiel-Tests und eine Top 20 findet ihr hier.

Kommentare

Skippofiler22 schrieb am
Ich glaube, ich müsste auch mal mehr in Richtung "Brettspiel" machen, damit ich weiß, was ich da für Taktiken anwenden kann, um sicher zu siegen.
M_Coaster schrieb am
Gefällt und auch ausgesprochen gut! Eines der Highlights der SPIEL18. Mehr oder weniger durchgefallen ist bei uns Blackout: Hong Kong. Für mich das beste Spiel der Messe ist aber Spirit Islands, ein wirklich absolut geniales kooperatives Spiel welches mich persönlich total in den Bann hezogen hat. Das wanderst am Ende das Jahres auf jeden Fall in meine Top 10.
@bwort
Schöne thematische Euros und dann Food Chain Magnat? Thematisch? Ja. Schön? Geschmacksache, aber es wird wohl den "normalen" Brettspieler eher verschrecken. Ansonsten ist das Spiel knallhart und heftiger Tobak. Keine Frage, ein gutes Spiel für Experten, aber auch nur für die. Ansonsten hast du nun auch wirklich die großen Klopper vorgeschlagen... Antiquity :D ;)
Aus meiner Sicht müsste man erstmal klären was für den Fragesteller schön ist und auf welchem Niveau er spielt.
olaf85 schrieb am
:!:
4P|T@xtchef hat geschrieben: ?12.12.2018 17:26 Ich finde die beiden hinsichtlich der Komplexität und der Spieldauer ähnlich. Zu zweit spielen wir Teot sehr flott in knapp einer Stunde durch.
Danke! Na, da es dann ja scheinbar auch noch mindestens so gut zu sein scheint, bleibt uns da wohl kaum eine Wahl ;-)
Jörg Luibl schrieb am
Ich finde die beiden hinsichtlich der Komplexität und der Spieldauer ähnlich. Zu zweit spielen wir Teot sehr flott in knapp einer Stunde durch.
olaf85 schrieb am
Wie ist das Spiel denn im Vergleich zu Tzolkin in Hinsicht auf Komplexität und Spieldauer?
Tzolkin ist in unserer Spielegruppe das derzeit beliebteste Spiel. Aber ein komplexeres oder längeres Spiel würde bei uns vermutlich selten auf den Tisch kommen ;-)
schrieb am