Special: 4Sceners

von Bobic



4Sceners (Sonstiges) von 4Players
Demos für Kinder: Thomas (6 Jahre) und David (4 Jahre) erkunden lustige Demo-Welten
Sonstiges
Entwickler: 4Sceners
Publisher: 4Players
Release:
kein Termin
kein Termin
Spielinfo Videos  

Szenedemos berauschen in der Regel die Sinne. Sie faszinieren mit ihrer künstlerisch wertvollen Inszenierung, Technik-Bombast  in Echtzeit und dem homogenen Zusammenspiel zwischen Grafik und (zumeist) elektronischer Musik. Für Kinder sind die wilden Effektorgien mit oftmals flackernden Bildern und hämmerndem Sound nicht geeignet. Doch gibt es Ausnahmen. Wir haben eine Handvoll Demos heraus gekramt, die für den Nachwuchs eine willkommene Abwechslung beim abendlichen Serienklamauk zwischen dem Maulwurf und Spongebob darstellen können. Thomas (6 Jahre) und David (4 Jahre) haben für uns fünf solcher Demos für Kids angeschaut.



David ist aufgeregt. Er darf an Papas Laptop. Normalerweise ist dieser zum absoluten Sperrgebiet deklariert. Aber er weiß schon, was YouTube ist. Dort gibt es lustige Filmchen. Gelegentlich zeigt ihm Papa den ein oder anderen davon. Natürlich nur Ausschnitte, denn allzu lange soll der Sprössling nicht vor der aufklappbaren Flimmerkiste sitzen. Pinocchio gibt es dort, die Biene Maja und viele andere lustige Videos. Heute ist aber alles anders. Papa möchte ihm und seinem zwei Jahre älteren Bruder besondere Filme vorführen. Von Szenedemos hat Papa was gefaselt. Irgend so ein Zeugs, was David nicht versteht. Muss er auch nicht. Ist ihm egal. Hauptsache, die Filme sind lustig. Seinen Vater fesseln die Dinger schon seit vielen Jahren.

Papa tippt irgendwas am Laptop ein. David und Thomas drängeln sich nebeneinander auf der Couch und sehen, wie sich eine neue Seite auf dem Bildschirm aufbaut. Musik setzt ein. David runzelt die Stirn. Die Mundwinkel von Thomas zucken. Eine schmale, längliche Figur mit dünnen Armen, Beinen und zwei Fühlern tippelt vorbei. "Das ist ja ´ne Wurst!", brüllt Thomas! Die Wurst wendet sich den beiden Kindern zu, grinst, und beginnt mit dem Arm zu winken. David kichert. "Die wackelt mit dem Popo!", quietscht er vergnügt, als das leckere Ding plötzlich zu Tanzen beginnt. Was da auf dem Laptop zu sehen ist, ist die vier Kilobyte kleine Intro Nelejän Kilon Nakki von xzm und Taat, im Sommer erst auf der Demo-Party Assembly 2011 veröffentlicht. Als hinter der Wurst die Sonne aufgeht, hat sich längst ein strahlendes Lächeln auf die Gesichter der Kinder gelegt. Bald schon tanzen drei Wienerfiguren umher - und werden von der Sonne gegrillt. Bei den Söhnen gibt es kein Halten mehr. Sie haben viel Spaß mit dem kleinen Werk und wollen noch mehr sehen.

"Mal sehen, ob euch die Katze hier auch gefällt.", sagt Papa und startet Koneko von der Gruppe BitFlavour. Neugierige Kinderaugen verfolgen einen großen Stern, der durchs Weltall schwebt. "Der sieht aber komisch aus.", meint Thomas, der Größere der beiden Jungs. "Das soll an Laubsägefiguren erinnern", erklärt ihm sein Vater. "An so schmale Holzplatten." Thomas ist zufrieden, David wartet erst mal ab. "Wann kommt die Katze?", fragt er ungeduldig, während fröhliche Musik aus den Lautsprechern schallt. Papa schweigt, denn er weiß, dass schon in wenigen Sekunden die Frage von selbst beantwortet wird. Es dauert auch nicht lange, da setzt sich das flauschige Tier aus einzelnen Holzteilen zusammen. Fasziniert verfolgen die Kinder diesen Vorgang, beginnen auch hier zu schmunzeln, als die Katze durch die hübsche Landschaft läuft. "Süß!", entfleucht es Thomas und wird von David per Kopfnicken bestätigt. Als die Katze anschließend in ein Loch am Boden fällt, nur um später in den Himmel aufzusteigen, merkt man den Jungs aber an, dass es hier und da vielleicht ein paar Kameraschwenks zu viel sind und bis auf die knuffige Katze nicht viel Interessantes für sie dabei war.

Mit Pocket Safari von Black Maiden startet Papa einen weiteren Versuch in Richtung Demokunst für die Kleinen. Schon nach wenigen Sekunden, nach den ersten Wellen, Luftblasen und vorbeiziehenden Fischen, wirkt der Zauber. Die ruhigen, entspannenden, melodischen Klänge der Musik beeinträchtigen nicht die Aufmerksamkeit der beiden Jungs. Dem kleinen David fällt sogar auf, dass die Fische in der unteren Reihe allesamt auf dem Rücken schwimmen. Einen Vergleich mit Patrick aus der Zeichentrickserie "Spongebob: Schwammkopf" zieht er dann beim Auftauchen des roten Tintenfischs. Papa sagt nichts darauf und erspart sich die Erklärung, dass Patrick eigentlich ein Seestern ist. Als dann der niedliche Pinguin auf seiner Eisscholle sitzt, ist es um die Beiden endgültig geschehen. Sie versuchen sich gegenseitig mit ihrem breiten Grinsen zu überbieten. Es kristallisiert sich heraus, dass die klobige, einfache Machart der Tiere perfekt für das kindliche Gemüt ist. Die Kinder lassen sich durch nichts beirren. Selbst als ein paar typische Demo-Effekte, wie das Evoke 2003 Logo oder die Credits erscheinen, quengeln Thomas und David nicht herum. Sie warten gespannt auf die nächsten Zootiere, werden auch nicht enttäuscht. Mit Panda, Gänsen, Löwe und dem Affen, der laut David "wie die Würste tanzt", begeben sie sich auf eine spannende Reise durch die Klötzchen-Tierwelt. Es hat ihnen gut gefallen.

Folgende Demos wurden in diesem Bericht erwähnt:


Nelejän Kilon Nakki (4k Intro - Windows / YouTube)


Koneko (Demo, Windows / YouTube)


Pocket Safari (64k Intro - Windows / YouTube)


Legomania (Demo - Windows / YouTube)


I feel like a computer (Demo - Windows / YouTube)

Mit den Worten "Ihr spielt doch Beide gerne mit Lego", leitet Papa die nächste Demo-Show ein. Die Neugierde der Jungs ist ungebrochen, denn sie bauen fast tagtäglich Bauernhöfe, Burgen und Häuser aus Lego und Lego Duplo (und zerstören sie genauso gerne). "Der nächste Film zeigt kurze Abenteuer von Legofiguren und was sie so alles bauen können.", erzählt ihr Vater. Legomania heißt die Szeneproduktion, die er ihnen vorführt. Sie stammt von der finnischen Gruppe Doomsday, belegte auf der Assembly 2003 den ersten Platz beim Demo-Wettbewerb und hat längst Kultstatus erreicht. Als die Intro-Grafik mitsamt dem rotierenden Kopf einer Legofigur erscheint, fragt sich David, wo denn deren Körper ist. Papa beruhigt seinen Sprössling. "Das ist nur ein Symbol, damit man weiß, dass es um Lego geht." Schon bald wandert eine vollständige Legofigur auf einem kleinen, runden Planeten umher. So einen, wie Thomas aus Super Mario Galaxy für den Nintendo Wii kennt. Als die gelbgesichtige Spielfigur auf eine kleine Legoplatte springt und in den Weltraum hinaus fliegt, sieht man David an, dass ihm eine Frage auf den Lippen brennt. Dann aber wird um das Männchen herum, wie von Geisterhand, ein X-Wing gebaut und Thomas kommt seinem Bruder zuvor. "Wow, ist das cool!", platzt es aus ihm heraus. "Das möchte ich auch mal bauen!" "Und ich auch!", ruft David hinterher. Gebannt verfolgen die Jungs die weiteren Szenen. Den Bau eines Drachenschiffs, die Friedhofsszene und die Fahrt auf einem Roller. Dass zwischendurch der Designstil geändert wird und echte Demo-Effekte, wie ein schimmernder Rubber-Spikeball, Rubiks Zauberwürfel und die funkelnde 3D-Schrift, die über ein Schachbrett flitzt, gezeigt werden, bringt die Kinder jedoch durcheinander. Aus diesem Grund zeigt ihnen ihr Vater auch nicht mehr die Prügelszene im Matrix-Stil, die zum Ende hin beginnt. Hier setzt die Vernunft des Erziehungsberechtigten einen sinnvollen Schlussstrich.

Papa überlegt kurz, ob er seinen Söhnen noch I feel like a computer von Melon Dezign zeigen soll, eine weitere Klötzchendemo mit klobigen, teils niedlichen Figuren. Er lässt den Gedanken letztendlich aber fallen. Zu verrückt ist das Design der Demo, zu bunt und freakig, zu abgefahren die Musik. Vermutlich zu viel für die kindliche Wahrnehmungsgabe. "Wir wollen aber noch mehr sehen!", beschweren sich Thomas und David. Aber Papa bleibt hart, vertröstet die Nörgler auf den morgigen Tag, die sich zähneknirschend in ihre Spielecke verziehen. Mitten hinein zwischen die Lego-Steine.

Etwas später am Nachmittag fährt Papa zum Einkaufen. David wollte mit und sitzt im Kindersitz auf der Rückbank. Er will Kinderlieder hören, am besten von Donikkl, seinem Lieblingsmusiker. Doch Papa möchte nicht schon wieder "Aram sam sam" lauschen, legt eine neue CD in den Player ein. Darauf befindet sich Musik aus der Demoszene. Als der Song Patience von 4-mat erklingt, meint David die Klänge zu erkennen und ruft aufgeregt: "Das sind doch die tanzenden Würste!". Was David nicht sehen kann ist das zufriedene Lächeln auf Papas Gesicht. Mission erfüllt. Auch bei Kindern hinterlässt die Demoszene einen bleibenden Eindruck.

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