Special: 4Sceners

von Bobic



Sonstiges
Entwickler: 4Sceners
Publisher: 4Players
Release:
kein Termin
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Der vierte Tag unserer Berichterstattung zur Assembly 2012 verlangt uns alles ab. Wir sind angekommen beim wichtigsten Wettbewerb, den PC-Demos. Viele gute Produktionen sind hier vertreten, aber nur eine steht über allem. Spacecut von CNCD. Was ist das nur für ein hypermodernes, perfekt gestaltetes Meisterwerk. Noch in vielen Jahre werden wir darüber sprechen, werden in Erinnerungen schwelgen und uns dieses Kraftpaket immer noch ansehen. Doch hatten auch Division, Byterapers oder Satori interessantes, audiovisuelles Futter nach Helsinki mitgebracht. Dem rechtmäßigen, von Smash, Destop und Ercola gestalteten König, mussten sie sich jedoch beugen.



1. Platz, Demo: Spacecut / CNCD
Plattform: Windows

1997 veröffentlichten CNCD auf dem Amiga eine Demo namens 'Killer'. Anno 2012 schenken sie uns Spacecut, eine Demo, die ein wahrer Killer ist. Einer, der vor nichts zurück schreckt und uns mit seinen Taten in einen wahren Rausch versetzt. Spacecut macht uns zum Voyeur. Wir genießen dieses perfekt durchgestaltete Schauspiel, seine Technikmuskeln, den Krawall den er dabei macht. Jede Sekunde, die wir mit diesem Killer verbringen, ist besser als Sex. Und das möchte etwas heißen! Doch warum? Zerlegen wir dieses Prachtstück doch einmal in seine Einzelteile. Minute 1: Der Killer ist auf der Straße unterwegs. Im Hintergrund wachsen Berge stilvoll aus dem Boden. Trist wirkt das Szenario, mit seinen Grau-, Schwarz- und Weiss-Tönen. Eine schraffierte Box öffnet sich, lässt den Killer auf uns los. Ein unglaublich kreativ gestaltete Figur, die sich aus dessen Seitenteilen entblättert. Hier müssen wir zum ersten Mal den Atem anhalten, weil diese Idee, ihre Umsetzung und das, was gleich noch folgen wird, einzigartig sind. Atmosphärisch dichte Elektronikklänge dringen an unser Ohr. Und dann... Dann holt der Killer sein Werkzeug heraus. Eine Violine. Er streichelt mit dem Bogen ihre Seiten und produziert dabei bezaubernden Partikelstaub.

Minute 2: Selbes Szenario. Rund 30 Sekunden lang verfolgen wir noch den wunderbaren Tanz der Partikel, als die sphärischen Klänge plötzlich von einem Donnern durchdrungen werden. Der Killer zieht sich genauso schnell zurück wie er aufgetaucht ist. Alles wird bedrohlicher, der Sound ist von Unheil geschängert. Minute 3: Der Spacecut-Schriftzug rauscht ins Bild. Die musikalische Begleitung hat sich längst ins Brachiale gewandelt. Hämmernde Dubstep-Sounds dröhnen aus den Lautsprechern, lassen erfolgreiche Acts wie Skrillex oder Noisia wie ein Knabenchor wirken. Wir haben kaum noch Luft zum Atmen, doch der Killer macht erbarmungslos weiter. Im Hintergrund muss er sich verstecken, schlitzt das Spacecut-Logo regelrecht auf, zerbricht es in Stücke und rammt Dornen hinein. Ein Tänzer ist der Killer. Er zelebriert dieses Massaker regelrecht, bewegt sich im Rhythmus der Musik. Es ist Perfektion zwischen dem Gesehenen und Gehörten. In einer Art und Weise, wie wir es nie zuvor gesehen haben.

Minute 4: Veschnaufen. Der Killer ist gnädig mit uns. Das Gesicht eines seiner Opfer zeigt er uns - und lässt es in herrlichem Shadergesöff ertrinken, nur um gleich die Flucht in einen Tunnel anzutreteten. Minute 5: Der Killer wurde gestellt. Nun wird er vergewaltigt, in der gleichen Art und Weise wie zuvor der Spacecut-Schriftzug. Man zerfetzt seine Haut, rammt ihm die Dornen hinein, alles flackert und flimmert. Brachiale Sounds bringen uns zum Höhepunkt. Es ist schlichtweg Wahnsinn, was wir jetzt zu sehen bekommen. Spacecut ist eine Erfahrung, die uns mitten in die Fresse haut. Ein Killer, der sein Handwerk versteht.

Hinter Spacecut stecken mit Smash (Code), Destop (Visuals, Design) und Ercola (Musik) bekannte Namen in der Demoszene. Dass sie dieses Meisterwerk unter dem CNCD-Label veröffentlicht haben und nicht unter Fairlight liegt vielleicht daran, dass sich die typische Berichterstattung zumeist um Smash und FLT drehten. Der eigentliche kreative Kopf hinter den Demos von FLT war hingegen Destop. Nun kriegt er hoffentlich den Ruhm und die Ehre, die ihm gebühren. Klar ist schon jetzt, dass es schwer wird Spacecut noch zu übertreffen. Denn Spacecut ist Gott!



2. Platz, Demo: Escape / Pyrotech
Plattform: Windows

Wie so oft entpuppt sich eine Demo von Pyrotech als zweischneidiges Schwert. Da haben wir zum einen hochdetaillierte 3D-Modelle und eine kraftvolle Engine, welche für ein imposantes Schauspiel perfekt geeignet ist. Auf der anderen Seite können die Pyrotechniker diese Basis nicht ausnutzen. Schöne Szenen, wie die im All oder der Flug des Zeppelins durch die Stadt, wechseln sich mit weniger schönen ab. Warum nur geht die Sternschnuppe vor einem solch primitiv dargestellten Wald unter? Dazu gesellt sich ein Design, das einfach nicht konstant ist. Völlig unterschiedliche Szenen werden aneinandergereiht. Während das All sehr atmosphärisch wirkt, verpufft der Zeppelin-Zauber mit plötzlich eingestreuten Raytracing-Kugeln. Wo ist da der Sinn? Letztendlich sollte man sich aber die schönen Momente herauspicken, und da hat Escape doch ein paar zu bieten. Unter den Top 4 der ASM-Demos hat diese Demo aber eigentlich nichts zu suchen.


3. Platz, Demo: Hedron / Division
Plattform: Windows

Division sind längst in der Demoszene angekommen. Nach einigen bemühten ASD-Kopien und den ersten eigenen kreativen Gehversuchen, haben die hochveranlangten Finnen im letzten Jahr mit Geomtry bereits ein fantastisches Knallbonbon vorgelegt. Mit Hedron setzen sie ihren Weg fort. Die drittplatzierte Demo der Assembly 2012 sprüht wieder vor poppig bunten Farben und rasanter, flüssiger Inszenierung. Division setzen dabei nicht auf die moderne, krawallmachende und oft abgefahrene Design-Schiene, sondern verflechten klassische Objekte mit moderner Shader-Technik. Sie bringen Würfel zum Bersten, lassen aus Triangeln bestehende Schlangen in den Boden fahren, Kugeln pulsieren und glühende Strahlen duch alles hindurch scheinen. Das passiert mit einer Leichtigkeit, die einfach Spaß macht. Der ebenso klassische Synthpop-Soundtrack fügt sich nahtlos ins positive Erscheinungsbild ein. Glückwunsch nach Finnland, für dieses toll programmierte und gestaltete Stück, das die alte Schule in die Jetztzeit transportiert.

4. Platz, Demo: Old is not Dead / Byterapers & Doomsday
Plattform: Windows

Die alten Haudegen von Byterapers und Doomsday haben mit Old is not dead einen absoluten Geheimtipp am Start. Obwohl Effekte und Design bereits eine dicke Staubschicht angesetzt haben, geht diese Demo richtig ab. Das liegt einmal am brillanten Soundtrack, der sowohl die Shows selbst, als auch die Stimmung beim Zuschauer permanent antreibt. Zum Anderen ist das Design trotz der vielen Wirbel-Szenen, die in mehreren Schichten übereinander lagern und einigen anderen, uralten Effekten wie die Glow-Bänder oder der Endlos-Zoom, zeitlos gut. Da passt einer der in der Show vorkommenden Sprüche perfekt: 'Storm with a heart'. In der Tat ist hier eine Menge Herzblut drin, das die Liebe zur Demoszene widerspiegelt.


5. Platz, Demo: Metamorf II / Satori
Plattform: Windows

In Sachen (Ver-) Störungsfaktor erhalten Satori die volle Punktzahl. Ihr Metamorf II ist ein chaotischer, impulsiver Industrial-Mix mit viel Atmosphäre. Wirre Bilderfolgen, flackernde Effektschichten und harte Industrial-Klänge von Raiden lassen perfektes VJ-Feeling aus dem Monitor strömen, verstören aber zugleich. Der Stakkato-artige Effektmix kratzt nämlich arg an den Nerven, lassen aber alle, deren Geist offen für Andersartiges ist, vor Entzückung Freudensprünge vollführen. Aufgrund der guten Technik sollte man diesem Experiment aber ruhig eine Chance geben.

6. Platz, Demo: Reboxer / Elude
Plattform: Amiga

Eine Amiga-Demo auf der Assembly? Da war doch mal was, oder? Genau! Anno 2006 zeigten The Black Lotus ihre Über-Demo Starstruck auf der ASM. Ein Werk für den Commdore Amiga. Starstruck gewann die Demo-Competition und stellte all die tollen PC-Releases völlig zu Recht in den Schatten. Sechs Jahre später präsentieren uns also nun Elude, eine der bedeutensten Amiga-Demo-Gruppen der letzten Jahre, ihr Reboxer. Das kann leider nicht den Qualitätsstandard der anderen Werke der Polen halten. Wir vermissen die frischen Effekte, diese Stilsicherheit, exquisite Grafikkunst gepaart mit fantastischer Musik, mit denen Elude sonst punkten. Ja, all die hier gezeigten Flat-Shaded-Szenen sehen ordentlich aus, reissen uns aber nicht von den Stühlen. Einen atmosphärischen Soundtrack von Chaser und L-Wolf gibt es ebenso, aber auch der geht nicht so ins Ohr wie gewohnt. Insgesamt zwar gehobene Kost, die aber nicht dem typischen Standard dieser Truppe entspricht und völlig zu Recht nur auf dem sechsten Platz landete.

7. Platz, Demo: Kauai-i / Rustbloom
Plattform: Windows

Kauai-i mit normalen Maßstäben zu betrachten, ist schwierig. Weder die Technik, noch generelle Optik dieser ungewöhnlichen Produktion können überzeugen. Das Gesamtbild ist es, die Summe der Teile, was eine gewisse Faszination auslöst. Schon mit Scanline, Afrika oder Grandma beschritten Rustbloom völlig andere, künstlerische Wege. Kauai-i setzt diese Tradtion fort. Rustbloom pinseln Strichzeichnungen auf seltsamen Untergrund, was in Bewegung eine interessante, visuelle Erfahrung ist. Immer wieder wischt die Kamera dabei an eine andere Stelle des Screens, haucht den primitiven Skizzen damit Leben ein. Auch aufgrund der immer besser werdenden Elektromusik bleibt man am Bildschirm kleben und erfreut sich an etwas völlig anderem. Ein künstlerisch wertvolles Stück Echtzeit, aber definitiv kein Wunderwerk der Technik.
Alle weiteren Demos von der Assembly 2012 sind im offiziellen Download-Archiv zur Party zu finden.

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