Im Test: Erneute Rückkehr nach Tokio
Neku Sakuraba ist ein Teenager, der, auch wenn er am liebsten für sich ist, viel Zeit in Tokios belebtem Stadtbezirk Shibuya verbringt. Einfach nur abhängen, Musik hören und von niemandem blöd angestarrt werden - hier ist das kein Problem für den Einzelgänger. Er geht unter, in der ihm so verhassten Masse.
Als er seine Hand öffnet, entdeckt er einen mysteriösen Pin darin. Ob der ihn die Gedanken von Passanten hören lässt? Allem Anschein nach ja. Doch leider bleibt ihm nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn plötzlich meldet sich sein Handy und eine Nachricht weist ihn an, innerhalb von 60 Minuten einem bestimmten Ort zu erreichen.
Kurz darauf wird er von monströsen Fröschen attackiert. Flucht scheint die einzige Option, da kein Mensch auf seine Hilferufe reagiert. Dann taucht ein junges Mädchen namens Shiki Misaki auf, das Neku auffordert einen Pakt mit ihm zu schließen, um den Froschangriff zu überleben. Und tatsächlich: Kaum hat Neku eingewilligt, erhält er einen weiteren Pin, mit dem er Flammen beschwören und so die Angreifer, die, wie er erfährt, Noise genannt werden, abwehren kann.
Und so sind Shiki und Neku fortan ein Team. Ein Team in einem makaberen Spiel, das Neku nicht versteht, aber das der Schlüssel für seinen Gedächtnisverlust zu sein scheint.
Doch wie schon beim letzten Mal bleibt auch dieses Mal nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn nach einem Blackout beginnt für die beiden ein neuer Tag mit einer neuen Mission und einem neuen Countdown. Die unfreiwillige Schnitzeljagd durch Tokio wird allerdings zunehmend schwieriger, das Lösen der Aufgaben immer anspruchsvoller. So muss man nicht nur Orte ausfindig machen und rechtzeitig erreichen, sondern auch immer fiesere Hindernisse überwinden. Von Kämpfen über Ratespiele bis hin zur Gedankenmanipulation fremder Menschen.
Mit seinem Pin kann man nämlich nicht nur die Gedanken anderer Leute durch gezieltes Scannen hörbar machen, sondern ihnen auch anderswo aufgeschnapptes Gedankengut einpflanzen, um so wichtige Hinweise zu erhalten und Aktionen zu provozieren, die möglichst entscheidende Hindernisse aus dem Weg räumen.
Manche können sich beim Erreichen der Maximalstufe sogar verwandeln und so noch mächtigere Fertigkeiten bereitstellen, die sich in Decks organisieren lassen. Die Anzahl der ausrüstbaren Pins pro Deck ist zwar begrenzt, nimmt mit der Zeit aber stetig zu, so dass Neku immer flexibler wird. Man kann Gegner rammen, anzünden, einfrieren, Erdbeben verursachen, Objekte herumwirbeln oder eigene Verletzungen heilen. Die Ausführung erfolgt durch bestimmte Bewegungen wie Streichen, Kratzen, Tippen, Kreisen oder Drücken, wobei Switch-Spieler jederzeit zwischen JoyCon-basierter Knopf- und Bewegungssteuerung oder Bildschirm-basierter Touch-Kontrolle wie im DS-Original wechseln können.
Auch wenn sonst nicht viel zu tun ist, verleiht die Koop-Funktion den kombo-lastigen Auseinandersetzungen eine willkommene zusätzliche Facette, die besonders dann interessant sein dürfte, wenn einer der beiden Spieler das Original oder die iOS-Adaption bereits kennt und einfach nur unterstützend zur Hand gehen will. Je besser man seine Kampfmanöver mit dem Partner abstimmt, egal ob allein oder zu zweit, desto schneller werden besonders verheerende Teamangriffe möglich, deren Durchschlagskraft sich in partnerspezifischen Reaktionstests anschließend noch deutlich steigern lässt.
Ebenfalls löblich ist, dass man jederzeit zwischen einer Original- und Remix-Fassung des nach wie vor grandiosen Soundtracks mit seinen vereinnahmenden Pop-, Rock-, Dance- und Hip-Hop-Tracks wählen kann. Schade allerdings, dass man nicht auch die restliche Vertonung überarbeitet und mehr Sprachausgabe implementiert hat, denn die macht sich für heutige Verhältnisse äußerst rar.
Mit dem häppchenweisen Verdauen von Imbissgerichten kann man seine Werte sogar dauerhaft verbessern. Zudem erhalten Stammkunden in allen Lokalen und Geschäften mit der Zeit Kauf- und Tauschangebote für besonders attraktive Artikel. Lediglich die von den Charakteren verwendeten Klapp-Handys wirken angesichts des hippen Umfelds eher anachronistisch. Auch die Speicherfunktion mit nur einem, sich automatisch überschreibenden Spielstand ist wenig zeitgemäß. Ähnliches gilt für die rudimentäre Kartenfunktion, die vor allem anfangs immer wieder für Orientierungsprobleme sorgt. Letztendlich sind das aber nur Schönheitsfehler eines auch heute noch großartigen Spiels.
Fazit
The World Ends with You ist auch auf der Switch ein hervorragendes Rollenspiel, das mit seiner bizarren Story, den interessanten Charakteren und dynamischen Teamkämpfen nach wie vor kreative Akzente setzt. Wie schon im Solo Remix für iOS wurde auch der Final Remix gut an die Gegebenheiten der Plattform angepasst. So kann frei zwischen einer Bewegungssteuerung per JoyCon- und einer Touch-Steuerung wie im DS-Original gewählt werden. Zudem kann neuerdings jederzeit ein zweiter Spieler die Rolle des Kampfpartners übernehmen und kooperativ in die kombo-lastigen Auseinandersetzungen eingreifen - ideal, wenn man das Original bereits kennt und einem Neueinsteiger begleitend unter die Arme greifen will. Schade nur, dass es auch dieses Mal keine getrennte Steuerungsmöglichkeit für Bewegungen und Kampfaktionen gibt, so dass sich gewisse Manöver weiterhin überschneiden und für unnötige Fehlinterpretationen bzw. Hektik sorgen können. Dafür wurde inhaltlich eine Schippe draufgepackt und ein zusätzliches Story-Kapitel implementiert. Darüber hinaus gibt es auf der Nintendo-Konsole auch erstmals deutsche Bildschirmtexte und der nach wie vor famose Soundtrack erklingt wahlweise im Original oder als Remix. Lasst euch diesen bizarren Trip nach Tokio auf keinen Fall entgehen!
Pro
Kontra
Wertung
Switch
Auch auf Switch ein hervorragendes Rollenspiel mit nach wie vor kreativen Akzenten und gelungenen Neuerungen.
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.
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